Kapitel vierzig

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TYLER

Vierundzwanzig Minuten, seit vierundzwanzig Minuten stehe ich nun vor der geschlossenen Eingangstür und warte darauf das Alyssa endlich das Gebäude verlässt. Was zur Hölle treibt sie darin. Mein T-Shirt ist immer noch feucht von ihrem Chai Latte jedoch interessiert es mich nicht, nur ein einziger Gedanke schwirrt in meinem Kopf herum, warum laufe ich ihr hinter her? Warum stehe ich hier und warte auf sie?

Die letzten sechs Monate verbrachte ich damit,  mich davon abzulenken nicht mehr an sie zu denken, jedoch stellte es sich gerade nicht als sehr gesund für meine Psyche heraus. Während andere Männer nach einer Trennung ihre Zeit im Fitnessstudio verbrachten und ihren Körper zu Bodybuildern formten, trieb ich mich in Betten anderer Frauen herum. Ich begann wieder zu trinken obwohl ich es geschafft hatte einige Monate zu verzichten. Aber es reichte nicht aus einfach nur zu ficken, ich musste besoffen sein um es zu können, denn wenn ich all diese Frauen sah die meinen Schwanz in ihren Mund hatten sah ich Sie. Ihre rehbraunen Augen. An manchen Tagen vergaß ich wie sich ihre Haut anfühlte, oder ihre weichen Lippen. Ich war besessen davon sie wieder zu berühren und es war die Hölle für mich sie immer zu in Isaac's und Maya's Wohnung zu sehen ohne nur ein Wort mit ihr wechseln zu können, doch es war der einzige Weg sie zu schützen auch wenn ich wusste das ich ihr weh tat.

Ich saß auf den Treppenstufen und wartete weiterhin auf sie während graue Wolken den Himmel zuzogen. Regentropfen liefen über meine Stirn und prallten ab, es kam mir inzwischen vor wie eine Ewigkeit doch ich konnte mich nicht von der Stelle bewegen. „Was tust du hier?" hörte ich ihre zärtliche Stimme und eine Erleichterung erfüllte meinen gesamten Körper. Sie stand hinter mir und ich konnte ihre Anwesenheit spüren. „Tyler was tust du hier?" der Regen wurde immer stärker und inzwischen war mein Shirt nicht nur von ihrem Chai Latte durchnässt, „Ich muss.." meine Stimme brach in dem Moment als ich den Satz zu Ende bringen wollte. „Du musst was?" ihre Stimme wurde lauter und sie trat einen Schritt auf mich zu und ließ sich auf die Treppenstufen neben mir nieder, jedoch ließ sie einen gewissen Abstand zwischen uns der mir in diesem Moment mehr weh tat als jede Sekunde die ich ohne sie verbringen musste.

„Ich musste dich sehen." antwortete ich so leise das ich meine eigene Stimme kaum hören konnte. „Das sagst du mir nach sechs verdammten Monaten?" in ihrer Stimme lag eine Mischung aus Wut und Trauer, und ehrlich gesagt konnte ich es ihr nicht verübeln. „Nach sechs Monaten Tyler." im Augenwinkel konnte ich erkennen das sie mich verblüfft anstarrte aber ich schämte mich ihr in die Augen zu schauen. Ich schämte mich nicht weil ich sie verlassen hatte und wusste das ich ihr damit das Herz brach, ich schämte mich in diesem Moment am meisten dafür das ich mich mit anderen Frauen ablenken musste um sie zu vergessen. „Wie kannst du mir das antun, hier einfach aufzutauchen und mir so einen Satz vor den Kopf zu werfen?" ich weichte ihren Fragen aus obwohl die Antwort darauf wie ein Feuer in mir brannte. Ich vermisste sie, ich vermisste sie so sehr das es schon weh tat. „Es ist zu deinem eigenen Schutz gewesen." ich schaute ihr in die Augen und versuchte sie mit meinen Worten zu überzeugen, „Ich musste gehen Alyssa, um dich zu schützen." sie schnaubte und begann zu lachen, tatsächlich lachte sie. „Wenn man etwas liebt muss man es beschützen" sie sprang auf, ihre Haare waren inzwischen komplett durchnässt und ihre Sweatshirt Jacke bedeckte gerade so ihr durchnässtest Blumenkleid, sie war viel zu groß für ihren zierlichen Körper. „Also schützt du mich indem du mir noch mehr Schmerzen hinzufügst?" erneut schnaubte sie und trat von einem auf den anderen Fuß. „Das einzige was zählt ist dich nicht mit in meine Probleme rein zu ziehen." antwortete ich kühl. „Dann hör auf hier zu sitzen und mir solche Dinge zu sagen!" ich wusste das der Moment gekommen war an dem ich besser aufstehen sollte und schnellstmöglich verschwinden müsste, aber ich hob mich von den Treppenstufen und blieb direkt vor ihr stehen. Unsere Körper waren nur einige Zentimeter voneinander entfernt und mein Herz begann zu rasen. Ich griff nach ihrer Hand doch sie schüttelte sie ab, und schaute auf den Boden. „Ich kann keine Sekunde mehr ohne dich sein Alyssa" stoß ich hervor, „Du hast es sechs Monate geschafft." antwortete sie und begann einen Schritt zurück zu treten, „Also wirst du es die nächsten Monate auch schaffen." ich war erstaunt darüber wie stark sie sein konnte, während ich mich kaum beherrschen konnte sie nicht zu berühren. „Gib mir eine Chance dir zu beweisen das ich es nicht schaffen kann." ich war fest davon überzeugt das sie meinen Worten nicht glaubte aber ich wünschte es mir sehnlichst. „Du sagst mir das du mich nicht in deine Probleme rein ziehen möchtest und widersprichst dir kurz darauf erneut." sie schüttelte den Kopf und verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Bitte lass mich einfach in Frieden Tyler!"

Ich sah sie an, verzweifelt schaute ich in ihr bildschönes Gesicht. Mir kam es vor als würde sie weinen jedoch konnte ich durch den Regen keine ihrer Tränen erkennen. Und dann geschah es wie in Zeitlupe, sie drehte sich um und lief in den Regen davon. Sie rannte und ich blieb wie angewurzelt stehen. Sie stieg in ihren Truck und startete den Motor. Ich rannte ihr nicht hinterher, ich hatte nur noch ihre Worte in meinem Kopf das ich sie in Frieden lassen sollte. Also tat ich es. Ich hörte auf sie, und ließ den Menschen gehen den ich das erste mal in meinen Leben wirklich lieben konnte.

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