Kapitel achtundzwanzig

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„Lass uns tanzen." lallte Maya und nahm wieder einen Schluck von ihrem inzwischen dritten Cocktail. Sie zog mich durch die tanzende Menge in der Hoffnung ich würde Spaß haben, und den hatte ich auf jeden Fall. Wir waren genau in eine Gruppe von jungen Männern geraten die höchstwahrscheinlich einen Junggesellenabschied feierten, denn alle von ihnen bis auf einer der ein Kaninchen Kostüm anhatte, trugen ein und das selbe T-Shirt. Verunsichert durch die Anwesenheit der Männer versuchte ich mich passend zur Musik zu bewegen und konzentrierte mich nur auf Maya die mich an den Händen hielt und sie immer wieder nach oben schleuderte. Irgendwann ließ sie meine Hände los und tanzte so wild das ich befürchtete sie würde jeden Moment einfach hinfallen, so viel Intus sie schon hatte, doch sie hatte den Spaß ihres Lebens. Warum konnte ich nicht so sein? Mich einfach mal fallen lassen ohne ständig mit dem schlimmsten zu rechnen.
Und dann, wusste ich wieder genau wieso, denn jetzt berührte ein paar Fremde Hände meinen Rücken. Ruckartig drehte ich mich um und wollte vor Entsetzen einfach davon rennen, aber ich blieb einfach stehen. „Bist du alleine hier?" fragte mich ein junger Mann mit Schulterlangem blondem Haar, „Nein, nein bin ich nicht." stotterte ich und sah Hilfesuchend um mich herum, Maya war derzeitig mit Isaac beschäftigt der es ebenfalls zur Tanzfläche schaffte, und Tyler, wo ist Tyler? "Dann hoffe ich deine Freunde haben kein Problem wenn ich dich mal kurz entführe." Sagte der Fremde und streifte mit seinem stark nach Alkohol riechendem Atem mein Ohr. Am liebsten würde ich mich übergeben, denn ich wusste was jetzt kam. Ich schloss meine Augen, hielt meine rechte Hand fest weil ich wusste das sie gleich zu zittern begann. "Komm schon, mach dich mal locker." er kam mir immer näher und ich versuchte ihn von mir weg zu drücken, "Nein, lass mich bitte, lass mich in r-" noch bevor ich den Satz beenden konnte sah ich nur eine Faust die auf sein Gesicht einschlug. Und dann Tyler, der jetzt über ihm stand und ihn mit seinen Stiefeln in die Rippen trat. "Tyler!" hörte ich Isaacs Stimme, ich war wie in einer Starre gefangen und beobachtete ihn dabei, wie er immer und immer wieder auf ihn einschlug und dabei lautstark sagte "Hast du sie nicht verstanden? Du sollst sie in Ruhe lassen!" und ein weiterer Schlag folgte bis Isaac ihn endlich weg zog. Tyler wehrte sich nicht, und sah jetzt mich an. Für einen kurzen Moment konnte ich nicht deuten was in seinem Blick lag, Eifersucht? Wut?
Und dann packte er meinen Arm und zog mich durch die Masse vor die Tür.

"Bist du okay?" fragte er mich und raufte sich mit einer Hand die Haare, "Ja, und du?" erwiderte ich woraufhin er nickte "Ich hätte den Typen Umbringen sollen." Ich starrte ihn entsetzt an, "Bist du wahnsinnig? Willst du in den Knast kommen?", "Scheiß auf den Knast, der Typ wollte dir an die Wäsche." er sah immer noch total wütend aus und stand mit geballten Fäusten vor mir. Aber ich hatte keine Angst vor ihm. Im Gegenteil, ich wollte nur noch einen Schritt nach vorne machen und seine Lippen berühren. Nein, du bist sauer auf ihn, er hat dich 6 Tage einfach ignoriert. Meldete sich mich mein Unterbewusstsein. "Wo warst du?" sagte ich mir zusammengepressten Lippen, "Du hast dich sechs Tage lang nicht blicken lassen, und jetzt, jetzt kommst du plötzlich und willst jemanden Umbringen weil er mich angefasst hat?" ich verschränkte die Arme vor meiner Brust und sah ihm mitten ins Gesicht. "Ich hatte einige Dinge zu erledigen." seine Stimme war so kühl und emotionslos das ich am liebsten einfach von ihm weg laufen würde. Mir stießen Tränen in die Augen. Wie peinlich. Warum muss ich ausgerechnet jetzt weinen? "Heulst du jetzt?" Macht er sich jetzt lustig über mich? Ich wischte mir die Träne aus dem Gesicht die versuchte über meine Wange zu laufen, "Ja, nein, ach vergiss es einfach." also machte ich auf den Absatz kehrt und lief wieder auf den Eingang zu um schnellstmöglich meine Sachen zu holen um von hier weg zu kommen. „Warte!" rief er und lief mir hinterher, „So war das nicht gemeint, ich meine...es tut mir leid." er berührte mit den Fingern meine Hand, „Du hast recht, ich hätte mich bei dir melden sollen, aber ich kenne das einfach nicht.", „Du kennst was nicht?" fragte ich neugierig „Na, das hier." er zeigte mit dem Finger auf uns beide „Das was wir haben, hatte ich noch nie. Ich war noch nie, wie nennt man das?" jetzt musste ich grinsen „verliebt sein." ergänzte ich und er trat weiter zu mir heran, „Genau, ich war noch nie verliebt Alyssa." und dann presste ich meine Lippen auf seine und gab mich ihm hin, wie jedesmal. Er zog mich immer näher an sich, ließ die Hand an meiner Taille hoch und runter fahren bis er schwer atmend seinen Mund von meinem löste, „Dieses Kleid bringt mich noch um." er grinste, „Du bringst mich um, mit deinen Lippen, deinen Händen, mit einfach allem."

Wir entschieden uns, nachdem Tyler mir seine Jacke gegeben hatte, spazieren zu gehen. Wir liefen durch die Straßen von Boston und ich schaute immer wieder in den klaren Himmel an dem unzählige Sterne zu sehen waren, „Denkst du es gibt ein Leben nach dem Tod?" platzte es aus mir heraus, und anstatt wie üblich über mich zu lachen sah er mich skeptisch an. „An so etwas glaube ich nicht, ich bin Fan der Realität." sagte er und zog an seiner Zigarette, „Genauso wie ich Behauptungen von Perfektionismus oder Schicksal nicht als Realitätsfähig ansehe." Diese Worte zeigten wie verschieden wir waren, während Tyler pessimistisch war, glaubte ich an das Schicksal. Und dieser Gedanke machte mich unendlich traurig. „Aber an Liebe auf den ersten Blick muss ich jetzt doch wohl glauben." sagte er und nahm meine Hand die er fest hielt „Und ich auch." erwiderte ich. Und für einen weiteren Moment verflogen meine tückischen Gedanken und ich wusste das das sie mich eines Tages wieder verfolgen würden, aber ich wollte den Moment genießen solange ich ihn noch haben konnte.

An diesem Abend wusste ich das ich unwiderruflich verliebt in Tyler Edwards war, und das ich wohlmöglich nie wieder einen Ausweg finden würde, auch wenn der Rest der Welt gegen uns wäre, oder vielleicht sogar das Schicksal.

Lost LoveWhere stories live. Discover now