Kapitel dreißig

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Ich schlug die Tür meines Vans zu und balancierte meine Tasche und die Tüten vom Einkauf in den Händen, es war schon dunkel und ich war erleichtert die Haustür zu sehen während der Ballast allmählich von meinen Schultern fiel. Ich hatte das Gefühl das Trident war heute voller als sonst, und die Schlange im super Markt länger denn je. Ich freute mich auf einen Tee und ein Buch in meinem Bett, das war das einzige was mich noch so ziemlich wach hielt. Ich steuerte auf die Tür zu als plötzlich das Licht an ging und Tyler vor mir stand, er hatte seine Kapuze weit ins Gesicht gezogen, ich erschrak und gab einen Laut von mir. Er grinste und zog die Kapuze herunter, wodurch ich sein Gesicht näher betrachten konnte, ein blaues Auge zierte sein Gesicht und seine Lippe war blutig aufgeplatzt, "Was ist passiert?" sagte ich und berührte seine Lippe vorsichtig mit meinen kalten Fingern, "Nichts von Bedeutung." Antwortete er und nahm meine Hand während er sie mit seiner verschränkte. "Deswegen warst du heute nicht da, richtig?", "Aly, bitte stell nicht so viele Fragen" er räusperte sich, "sondern freu dich das ich da bin und dich jetzt entführen werde." Die frage brannte innerlich in mir und ich stellte mir all mögliches vor um herauszufinden was ihm wieder fahren ist. Eine Unruhe machte sich in mir breit. Er nahm den Schlüssel aus meiner anderen Hand und öffnete die Tür, wir traten ein und ich legte meine Taschen ab. "Pack ein paar Sachen ein, du schläfst heute bei mir." Es fühlte sich an als wäre er ein Diktator der mir befahl was zu tun war, "Ich muss morgen zur Uni." Zögerte ich, "Ich weiß, ich auch. Deshalb fahren wir zusammen." erwiderte Tyler und half mir den Einkauf in die Küche zu tragen den wir dann gemeinsam ausräumten. Ich packte meine Yoga Leggins ein Top und Klamotten für morgen zusammen, holte meinen Kosmetikbeutel aus dem Badezimmer und nahm schlichte rosa farbige Pants aus der Kommode. "Ich bin soweit." sagte ich und kam zurück in den Flur in dem Tyler wartete, er nahm meine Tasche und ich folgte ihm nach draußen. Ich wollte schon wie automatisch in meinen Van steigen, doch er hielt mich auf "Ich fahre." Er nahm meine Hand und führte mich zu einem Auto das ich zum ersten Mal sah, ich war erleichtert das er nicht mit seinem Motorrad gekommen war.
"Ist dein Vater denn garnicht da?" Fragte ich und zog meine Tasche auf den Schoß die er mir reichte, "Nein." stieß er zwischen zusammengepressten Zähnen hervor, er wirkte angespannt und ich wusste das es meine Schuld war das seine Stimmung immer schlechter wurde, aber ich konnte nicht aufhören neugierig zu sein, weil ich es nicht anders kannte. Stille erfüllte das Innenleben des Autos und ich wurde nervös, Tyler könnte wenn er wollen würde einfach anhalten und mich mitten auf dem Highway stehen lassen. Ich sollte mir angewöhnen ihn nicht dazu zu bringen.

Die Wohnung war eiskalt als wir eintraten und ich begann zu frösteln, "Du kannst deine Jacke und die Schuhe direkt anlassen, wir bleiben nicht hier." Ich schluckte, wie meinte er das? Ich sah ihn verwirrend an und als könnte er meine Gedanken lesen sagte er, "Also so meine ich das nicht, nach dem ich dir etwas gezeigt habe, kommen wir wieder her." Ich nickte ihm zu, "Nach dem du mir was gezeigt hast?" hakte ich nach, ich konnte einfach nicht anders. "Dafür das du sonst immer so zurückhaltend bist, kannst du echt nerven mit deiner Fragerei" er fing an zu lachen, "Es ist eine Überraschung Alyssa." Er kam näher und ich spürte seinen Atem deutlich, dann legte er eine Hand an meine Wange und zog mich an sich, unsere Lippen trafen aufeinander und das altbekannte Gefühl der Sicherheit kam zurück. Ich liebte es. Die Art wie er mich hielt und so viel in diesen einfachen Kuss legte war das schönste das ich seit längstem gespürt hatte. "Dafür kannst du aber unentwegt perfekt küssen." Sagte er nachdem er sich von mir gelöst hatte, ich haute ihm spielerisch gegen die Brust und er zwinkerte mir zu ehe er die Tür schloss und wir wieder in seinem Auto saßen.

Die Fahrt war nicht all zu lang wie ich befürchtete, und keine zwanzig Minuten später standen wir vor einem riesig alten verlassenem Gebäude weit von der Stadt entfernt. Normalerweise würde ich Angst bekommen, ganz sicher, aber allein hier mit Tyler zu sein gab mir mehr Sicherheit als mich fürchten zu müssen. Er ließ meine Hand nach dem Aussteigen nicht los, auch nicht als er aus dem Kofferraum einige Decken holte. Das Gebäude sah von innen genau so aus wie von außen, alles stand leer und die Fenster waren eingeschlagen, an den Decken waren riesige Löcher durch die man den Nachthimmel und die Sterne sehen konnte. Tyler breitete die Decken auf dem Boden mitten in der Halle aus und setzte sich, "Das hier war mal eine alte Werkhalle." beantwortete er meine gedanklichen Fragen als ich mich umsah. Er deutete mir mit der Hand mich neben ihn zu setzen, was ich ohne zu zögern tat. Er zog mich an sich und hielt mich fest, einen Moment schwiegen wir und unsere Atem waren das einzige was zu hören und zu sehen war, denn es bildeten sich kleine Rauchwolken. "Wie bist du eigentlich hier in Boston gelandet?" fragte er und legte sich dabei auf den Rücken, "Maya ist der Grund. Ich kenne sie schon mein ganzes Leben lang und wir hatten immer diesen einen Plan geschmiedet hier her zu ziehen" ich legte mich ebenfalls auf den Rücken "Nun ja, eigentlich war geplant das wir beide gleichzeitig her kommen, keiner hätte damit gerechnet das sie Isaac ein paar Monate vorher kennenlernte." ein Lächeln umspielte meine Lippen wenn ich an die Zeit zurück dachte in der Maya und ich in ihrem Zimmer auf dem Boden saßen und unzählige To Do Listen schrieben, eines meiner liebsten Beschäftigungen neben dem Lesen. "Und du kommst damit klar? Das sie einen Freund hat?" fragte er und sah zu mir rüber, "Natürlich, ich freue mich für sie. Auch wenn ich mich oft wie ein Störfaktor in ihrer Wohnung fühle." Und dann nahm ich allen Mut zusammen und begann einfach drauf los zu erzählen, "Maya bedeutet mir sehr viel, sie kennt mich besser als jeder andere Mensch, nachdem meine Eltern sich getrennt hatten und ich bei meinen Vater bleiben musste war sie mein Anker, sie war in den dunkelsten Zeiten bei mir und ohne sie hätte ich es niemals von meinem Vater weg geschafft." ich hasste es über meinen Vater zu sprechen, ich hasste ihn. "Ich hasse meinen Dad." Sagte er plötzlich und ich drehte mein Gesicht genau in seine Richtung, "Ich rede kaum darüber, aber mein Vater ist an allem Schuld verstehst du? Er war der Grund warum meine Mutter.." doch er beendete den Satz nicht. Er richtete seinen Blick nur auf den dunklen Nachthimmel und atmete hörbar schwer aus. Ich wusste was er meinte, ich fühlte es, denn genau so ergeht es mir auch. Wir beide verachteten unsere Vergangenheit, und in diesem Moment wurde mir immer mehr bewusst wie sehr wir uns doch ähneln. Ich schlang meine kleinen Finger um seine und hielt ihn fest, so wie er mich fest hielt. Ich wollte diesen Moment nicht zerstören in dem ich ihn mit fragen bombardierte, deshalb wurde es immer ruhiger und diese Ruhe war genau das, was wir beide brauchten.

Lost LoveWhere stories live. Discover now