Kapitel dreizehn

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Der Samstag zog sich lang wie Kaugummi. Ich hatte ausgeschlafen, doch zum Frühstücken gab es einfach keine Motivation. Ich duschte und zog mir ein Kleid an um dann das Haus zu verlassen um Besorgungen für die Uni zu machen. Dazu gehörte auch das neue Bullet Journal.
In meinem Magen fand ein Zirkus statt je öfter ich an Montag dachte und ich wünschte mir nichts sehnlicheres als Maya bei mir zu haben, aber ich wollte ihr Freiraum geben und nicht jedesmal wie eine Klette an ihr hängen, schließlich verbringe ich nun schon jeden Tag in ihren vier Wänden.

Ich stieg in den Van, gab die Adresse des Schreibwarenladens ein die ich im Internet gefunden hatte und schob anschließend eine CD von The Fray in den Schlitz. Fest umklammerte ich das Lenkrad und fuhr aus der Ausfahrt. Ich schaffe das, es ist nur ein harmloser Einkauf. Sprach ich mir immer wieder zu und schluckte den Kloß der sich in meinem Hals gebildet hatte wieder herunter. Ich war stärker als die Angst. Meine Schultern lockerten sich etwas und ich begann mit dem Song mit zu Summen.

Als ich den kleinen Laden betrat begann mein Handy zu vibrieren, ich ließ meinen Blick durch die Gegend schweifen und lief direkt in die Abteilung der Notizbücher, während ich das Handy aus der Jackentasche zog. Es war eine Nachricht von Maya

Hey Sonnenschein,
Ich hab gleich Feierabend, Lust auf einen Kaffee? Wenn ja hol mich hier ab:
3399 Washington Street
Kuss rechts und Links.
M.

Ich begann zu grinsen, aber seit wann arbeitete Maya? Heute morgen habe ich niemanden in der Wohnung aufgefunden und dachte das die beiden vielleicht bei Tyler geschlafen hatten nachdem ich alleine nach Hause gefahren war.
Ich ließ meinen Finger über die Tastatur schweben und überlegte ehe ich tippte, meine Antwort war natürlich simple und konnte sich wie von selbst beantworten.

Hey, ich bin noch ein paar Sachen besorgen, mache mich danach direkt auf den Weg zu dir!
Küsse zurück
A.

Ich drückte auf senden und beförderte mein Handy zurück in die Tasche, ehe ich begann durch die verschiedenen Regale zu schlendern und die Sachen zu entdecken die ich brauchte.
An der Kasse lächelte mir eine ältere Dame entgegen und ich gab ihr das Geld um mich auf den Weg zu machen. Ich hatte alles was ich brauchte und ließ die Tüte auf dem Beifahrersitz nieder. Ich sah auf die Uhr meines Handys und erschauderte, es war inzwischen fünf Uhr und das einzige was ich heute geschafft hatte war ein normaler Einkauf, abgesehen davon hatte ich noch nichts gegessen und mein Magen meldete sich zu Wort. Ich denke das ein Chai Latte nicht viel anrichten kann, ich brauchte was zu essen.

Ich folgte meinem Navi zu der Adresse die mir Maya gegeben hatte und hielt zehn Minuten später vor dem selben Haus wie gestern Abend, abgesehen davon konnte ich jetzt den Tattoo Shop erkennen der sich unter der Wohnung befand. Er war nicht auffällig groß, aber die grell leuchtenden Buchstaben über der Tür konnte man nicht übersehen. Holistic Ink leuchteten sie grell und ich stieg aus meinem Auto. Tätowierte Männer, der Gedanke schoss mir durch den Kopf und meine Fingernägel groben sich in meine Handflächen. Vorsichtig zog ich die Tür auf und betrat den Laden der einen düsteren Eindruck machte. Genau vor mir, an einem großen Tisch saß Maya und hielt ein Telefon ans Ohr.
„Es tut mir leid aber ihr Tattoo Wunsch ist einfach nicht umsetzbar." sie verdrehte die Augen und ließ das Telefon sinken. „Ich verstehe diese Menschen nicht, wie soll man bitte ein Tattoo stechen das so ungewöhnlich und unmöglich ist." in ihrer Stimme lag pure Verzweiflung und auch ich wusste nicht wie ich richtig reagieren sollte, aber diese Sorge würde Sekunden später unwichtig denn ich kam nicht mehr zu Wort. Aus einem hinteren Raum kam Tyler. Er betrat den Vorraum und zog sich gerade schwarze Latex Handschuhe von den Händen.
„Das war der letzte, du kannst dann auch gleich Feierabend machen außer du.." er stoppte als er mich sah, wieder lag dieses dunkle in seinen Augen und ich hielt meinen Blick standhaft auf ihn gerichtet, doch er entriss sich ihm.
„Außer du willst noch weitere Termine einplanen." er sah wieder zu Maya die gerade dabei war sich vom Stuhl zu erheben.
„Ganz bestimmt nicht." sie schlug ihm gegen den Oberarm und kam dann direkt auf mich zu woraufhin sie die Arme um mich schlang.
„Hey." sagte sie daraufhin und grinste mich an.
„Bist du soweit?" erwiderte ich und spielte an dem Saum meines viel zu großen Kleides.
„Sofort, hole nur noch meine Tasche." sie lief auf den Raum zu aus dem Tyler vor einigen Minuten gekommen war und ließ mich allein mit ihm zurück. Nun stand ich hier wie angewurzelt und versuchte seinem Blick auszuweichen, scheinbar tat er das selbe. Ein peinliches schweigen entstand doch er war der erste der es brach, „Erst verfolgst du mich zu mir nach Hause, und jetzt kommst du auch noch in meinen Laden?" seine Stimme war wie üblich emotionslos und kühl, aber ich wusste das ich mir das nicht mehr gefallen lassen wollte. Ich öffnete den Mund, schloss ihn aber direkt wieder. Warum kann ich nicht einfach das laut aussprechen was mir auf der Zunge liegt?
„Stalkerin." begann er zu provozieren und ließ sich auf den Stuhl fallen.
„Ich bin nicht deinetwegen hier!" stieß ich aus und funkelte ihn böse an. Dieser Junge ist doch verrückt.
„Na na na nicht so zickig." erwiderte er, doch ehe ich etwas darauf antworten konnte kam Maya wieder zurück.
„Wir können los." sagte sie und lief auf die Tür zu.
„Bis dann Tyler." fügte sie hinzu und griff nach dem Türknopf,
„Viel Spaß Ladys." ich schüttelte den Kopf und verließ gemeinsam mit Maya den Laden.

Ich bin im Himmel. Zumindest versetzen mich diese unglaublich köstlichen Cupcakes dorthin. Wir hatten uns für ein Café entschieden in dem wir zuvor noch nicht gewesen waren um neues auszuprobieren, ehrlich gesagt hätte ich auch keine Lust gehabt auf meiner Arbeitsstelle aufzukreuzen, so sehr ich das Café auch liebte. „Die sind himmlisch." Schwärme ich und beiße in meinen zweiten Cupcake, Maya hingegen schlürft an ihrem schwarzen Kaffee „Das glaube ich dir." erwidert sie und lächelt zaghaft.
„Willst du ein Stück probieren?" antworte ich und halte ihr den Cupcake entgegen woraufhin sie direkt mit dem Kopf schüttelt, „Nein Danke, ich muss etwas auf meine Figur achten." gleichzeitig legt sie ihre Hand auf den Bauch und zieht ein undeutliches Gesicht was ich nicht verstehen kann. „Bist du lebensmüde? Du fällst bald von den Knochen. Also wenn du abnehmen müsstest, würde ich einen Freund haben. Und du weißt das dass so ziemlich unmöglich ist." jetzt bin ich diejenige die mit dem Kopf schüttelt und den Cupcake wieder auf den Teller ablegt. Stille breitet sich an unserem Tisch aus und so langsam spiele ich mit dem Gedanken etwas falsches gesagt zu haben. Einige Minuten später räuspert sich Maya und hebt ihren Blick von der Tasse, „Das sagen alle, aber ich sehe das anders." In ihren Augen liegt eine gewisse Trauer und ich greife über den Tisch nach ihrer Hand, „Maya, du bist eine wunderschöne Frau nicht nur von außen sondern auch von innen. Bitte hör auf so über dich selbst zu denken." diesmal habe ich mir genau überlegt was ich sage und schaue sie erwartungsvoll an.
„Danke das ist echt lieb von dir." ein Lächeln schleicht sie auf ihre Lippen, doch so richtig begeistert scheint sie nicht zu sein.

Ich nippe an meinem Chai Latte ehe ich wieder ein Gesprächsthema in den Raum werfe, „Wie kommt es eigentlich das du ausgerechnet bei Tyler arbeitest?" Auch Maya nippt an ihrem Kaffee ehe sie antwortet
„Ich brauchte dringend einen Job, und da Tyler einen eigenen Laden hat und Personal gesucht hat, habe ich mich angeboten." ich stutze, „Du machst das also freiwillig? Ich meine in dem Sinne das du bei jemanden wie ihm arbeitest?" ich würde mir lieber ein Bein rausreißen als bei diesem Kerl zu arbeiten.
„Er mag vielleicht ein Arschloch sein zumindest hast du ihn nur so kennengelernt, aber es gab auch mal eine andere Version von ihm."
Ich runzelte die Stirn und Stütze mein Kinn auf meine Hände ab, „Wie meinst du das, eine andere Version? So wie er sich verhält macht es den Anschein als wäre er immer so gewesen." antworte ich während Maya hart schluckt und ihre Tasse fest mit den Händen umklammert, „Ich habe ihn selber nie als netten Kerl kennenlernen dürfen, aber Isaac kennt ihn schon sein ganzes Leben und hat mir einiges erzählt, er war nie so wie er heute ist, bis vor einem Jahr. Als seine Mutter gestorben ist."
Erschrocken rutscht mein aufgestütztes Kinn von den Händen. Ich spiele ihre Worte nochmal in meinem Kopf ab,
...seine Mutter ist gestorben, er war nie so...
Darüber habe ich nie wirklich nach gedacht, natürlich muss Tyler genau so verletzt wurden sein, sonst wäre er nie der der er heute ist. Und was habe ich getan? Ich habe ihn verurteilt ohne zu wissen wer er wirklich ist, dabei hasse ich Menschen die nur auf das oberflächliche achten und einen Menschen garnicht einen Hauch von einer Chance geben um zu wissen wie es ihnen wirklich geht. Jeder kämpft seinen eigenen Kampf..


Hey Leute 🥰
Heute bin ich mal wieder mit einem etwas hintergründigen Kapitel da und ich hoffe es hat euch gefallen.
Ich bin wirklich froh das ich dieses Kapitel fertig habe.. musste tatsächlich öfter tagelang Pause machen und habe es nicht im ganzen geschrieben.
Außerdem hatte ich gestern meinen ersten Schultag, an einer neuen Schule. Und ich muss sagen es war besser als ich gedacht habe auch wenn ich trotzdem noch total zurückhaltend bin.
Habt ihr noch Ferien? Oder musstet ihr auch wieder los?
Wir lesen uns wieder! 📖♥️

Lost LoveWhere stories live. Discover now