Kapitel zweiundreißig

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Tyler von meiner Vergangenheit zu erzählen war nie mein Plan gewesen, im Gegenteil, ich dachte wenn ich es verdrängen würde, könnte ich komplett neu anfangen. Ich hätte niemals im Leben damit gerechnet das er mir so viel Verständnis zeigen würde. Die nächsten Tage war er ununterbrochen in meiner Nähe, wir kochten zusammen, fuhren fast jeden Morgen zur Uni, aßen mit Maya und Isaac in der Cafeteria und liegten am Abend im Bett während er mir aus 'Am grünen Rand der Welt' vorlas. Er holte mich täglich nach meiner Schicht aus dem Trident ab und schlief bei mir. Genau wie an diesem Abend. Es war Samstag und ich war erleichtert das er den Abend nicht lieber mit Maya und Isaac im Eleven oder auf irgendeiner anderen Party verbringen wollte. Wir saßen im Wohnzimmer und schauten einen klischeehaften Liebesfilm den Tyler mit Worten wie "Zum Kotzen" Oder "Das ist sowas von unrealistisch" kommentierte was mich zum Lachen brachte, ich liebte ihn immer mehr dafür das er mich beschützen wollte, für mich da sein wollte und mir zeigte wie wichtig ich ihm war. Er hatte sich zwar immer noch nicht geöffnet und mir von seiner Familiengeschichte erzählt, doch das machte mir nichts aus, ich wusste das er Zeit brauchte und die gab ich ihm.

"Aly?" er rüttelt an meiner Schulter, "Ich weiß das du unfassbar süß beim schlafen aussiehst und ich dich am liebsten weiter beobachten würde, aber ich muss mal dringend pissen." sagt er und streichet mir dabei
eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ich erhob mich und ließ ihn aufstehen, während im Hintergrund der Abspann von 'P.S. Ich liebe dich' lief. Ich räumte die Schalen und Gläser vom Tisch und schaltete den Fernseher aus, als ich das Geräusch des Wasserstrahls der Dusche wahrnahm tapste ich ins Badezimmer und zog meine Kleidung aus um kurz darauf unter die Dusche zu Tyler zu steigen. Nackt vor ihm zu stehen erweckte keinen Scham mehr, auch wenn wir keinen weiteren Intimen Moment als Kuscheln und Küssen nach dem Abend in der alten Werkhalle hatten, wusste ich das ich nichts vor Tyler verstecken musste. Sein blickt wanderte über meinen Körper, es war nicht das erste mal das wir zusammen duschten, doch zu wissen das er mich begehrte ließ die altbekannte Wärme in mir aufsteigen. Ich nahm die Duschgel Flasche und wollte gerade etwas davon auf meinem Körper verteilen als Tyler sie mir weg zog, "Ich übernehme das heute." waren seine Worte und ich drehte mich um, so das ich mit dem Rücken vor ihm stand. Seine Hände waren Warm und rau während er an meinen Schultern begann das Duschgel zu verteilen. Danach gelangten sie an meine Brüste, an denen sie etwas länger verharrten, er massierte sie und drückte sie vorsichtig was mir ein Stöhnen entlockte. Seine linke Hand wanderte weiter nach unten, während die Rechte immer noch fest an meiner Brust drückte. "Ich liebe es, wie dein Körper auf mich reagiert." Flüsterte er mir dabei ins Ohr, und streifte mit seinen Fingern meine Klitoris. Ich drückte mich an ihn und schloss die Augen. "Und wie feucht du für mich bist." die Worte waren ausgesprochen und ich drückte meine Lippen fest auf seine, ich war bereit. Ich fühlte es und versuchte es ihm zu vermitteln, und er verstand es. Seine Finger drangen vorsichtig und schnell in mich ein und ich gab einen Schrei von mir. Ich hatte gewusst das es weh tun würde, aber das es allein mit den Fingern so schmerzte verwirrte mich. Wie wird es sein wenn er..? Stellte ich mir die Frage doch sie verschwand so schnell wie sie gekommen war. "So ist es recht, schrei für mich." Sagte Tyler und drang erneut ein, immer und immer wieder. "Tyler." Stöhnte ich und meine Beine wurden wackeliger, ich rechnete damit jeden Moment zusammen zu brechen, "bitte.." flehte ich, doch gerade als Tyler mich küsste begannen meine Beine zu zittern und ein unbekanntes Gefühl durchzog meinen Körper. Ich sackte wortwörtlich zusammen und atmete schwer an seiner Brust. "Was war das?" fragte ich und sah ihn an, "Dein erster Orgasmus." Erwiderte er und küsste meine nasse Stirn.

Danach wickelte er mich in ein Handtuch und wir legten uns ins Bett. Ich war unfassbar müde obwohl es gerade einmal elf Uhr war. Ich lag auf seiner Brust während er mit meinen Haaren spielte. "Ich liebe dich." sagte ich und schlang meine Arme um seinen Oberkörper, "Ich liebe dich." erwiderte er, "Und ich liebe es wie du meinen Namen stöhnst." er grinste und ich funkelte ihn an. "Sehr witzig." Ich verdrehte die Augen, "Warum denn das? Ich finde es verdammt erotisch und will es so oft wie möglich hören." sein Lachen war wie Musik in meinen Ohren, und ich genoss den Moment mehr als alles andere. "Warum liest du eigentlich so viele Romane, wenn Liebe für dich immer nur etwas negatives war?" fragte ich, ich wusste das ich damit die Stimmung zerstören könnte, doch ich musste es wissen als mein Blick auf mein Bücherregal fiel. "Meine Mom ist der Grund." sagte er leise, doch ich hörte die Worte klar und deutlich. "Sie gehörten ihr, sie hat sie immer gelesen." er schluckte und rieb sich mit den Fingern den Nasenrücken, "Irgendwie begann ich dann sie ebenfalls zu lesen, und siehe da, sie gaben mir recht das Liebe etwas unrealistisches war, abgesehen davon das ich jetzt nicht mehr unbedingt ganz der Meinung bin." er versuchte es ins lächerliche zu ziehen doch ich wusste das er kurz davor war innerlich zusammen zu brechen. "Sie hat mir als Kind immer vorgelesen" er schluckte, "bis, bis mein Dad.." doch er beendete den Satz nicht, "Es ist okay, du kannst es mir sagen." Ich streichte ihm mit der Hand über seinen Oberarm und hörte seinen immer schneller werdenden Herzschlag, "Bis er angefangen hat sie zu schlagen, er hat es immer wieder getan. Manchmal gab es Tage an denen er nach Hause gekommen ist und grundlos beim Abendessen ein Teller an die Wand geworfen hat" Tränen stießen mir in die Augen als ich das Foto und die Erzählungen von Tyler zusammen in meinem Gedächtnis verbinden möchte, "Ich dachte er würde einfach nur angepisst von der Arbeit sein und einen Wutanfall haben, aber als ich dann gesehen habe wie er meine Mutter geschlagen hat, bin ich komplett durchgedreht. Ich war erst zwölf aber trotzdem, ich musste meine Mutter doch beschützen?" Ich nickte ihm zu, irgendwie konnte ich nicht die richtigen Worte finden, "Lächerlich, was hätte ich mit zwölf Jahren erreichen können? Meine Mutter hat mir dann öfter versucht einzureden das es vorbei geht und mein Dad wieder der alte wird, aber das wurde er nie. Und dann, dann hat er sie dazu gebracht sich umzubringen." jetzt läuft eine Träne über seine Wange die ich ihm aus dem Gesicht wische, "Ich konnte sie nicht mal davon abhalten, ich hätte was tun sollen." sagt er verzweifelt und seine Muskeln verspannen sich, "Tyler, das ist nicht deine Schuld, du hast nichts falsch gemacht." versuche ich ihn zu beruhigen doch er schüttelt nur mit dem Kopf, "Ich bin ein Versager, kein Wunder das ich so kaputt bin und mir alles selber zerstöre, allein das ich noch bei diesem Wichser leben muss macht alles schlimmer." Am liebsten würde ich wissen warum er nicht einfach auszieht, er ist immerhin schon zweiundzwanzig und hätte das Recht dazu. Doch ich will ihn nicht dazu bringen nochmal über das Thema sprechen zu müssen, also versuche ich ihn zu beruhigen und umarme ihn immer fester bis ich ein leises Schnarchen höre und in einen Traum falle indem ein kleiner Junge mit braunen Locken versucht seine Mutter zu beschützen.

Lost LoveWhere stories live. Discover now