1

1.1K 20 4
                                    

Lilith
vor sechs Jahren

Nervös zappele ich mit meinem Bein und warte auf meine Erzeuger. Sie wollen mit mir, wieso auch immer, reden und ich hoffe, es ist nicht all zu schlimm. Mein Kaffee schmeckt bitter auf meiner Zunge und jedes Geschmack meines Erdbeerkuchens ist vergangen. Es schmeckt nach nichts. So wie ich mich fühle. Ein ungewolltes Gefühl verbreitet sich in meinem Magen und meine Augen feuchten sich an. Was ist nur los mit mir? Seit wann bin ich so emotional?

Ich fasse meinen Bauch an und meine Mundwinkeln zucken. Ein Grinsen entsteht auf meinem Gesicht und ich klopfe sanft gegen meinen Bauch. "Na mein Kleiner, wie fühlst du dich?" frage ich meinem noch nicht geborenen Sohn. Mein Lächeln wird stärker, als ich seine weichen Tritte spüre. "Ich bin auch aufgeregt," sage ich ihm und nuckele weiter an meinem Kaffee. Auch wenn es gefährlich ist, während eines Schwangerschafts Koffein zu nehmen, trinke ich es trotzdem. Ich weiß es ist riskant, aber man darf täglich 200-300 mg im Körper haben und ich halte mich daran. Nicht mehr nicht weniger. Durch ein bisschen Kaffee passiert schon meinem Sohn nichts.

Das Lächeln auf meinem Gesicht verblüfft, als ich meine beiden Erzeuger auf mich zu kommen sehe. Nur ist dort etwas anders, denn eine weiter Frau ist dabei und haltet die Hand meines Vaters. Was ist hier los? Ich stehe von meinem Stuhl auf ohne meine Augen von den Menschen vor mir zu verlassen. Ich winke ihnen zu, damit sie mich sehen. Meine Mom kommt direkt auf mich zu und schließt mich in eine innige Umarmung. Etwas verspätet erwidere ich es und reibe leicht ihren Rücken mit meiner Hand, das dazu dienen soll, sie etwas zu beruhigen. "Wie geht es dir süße?" fragt mich meine Mom und setzt sich zu mir. Auch die anderen beiden setzten sich zu uns und ich beobachte die Frau vor mir. Sie hat braune Haare, die zu einem Bob geschnitten wurden. Dazu schöne ozeanblaue Augen und sie schaut mich lächelnd, aber unsicher an. Verwirrt erwidere ich ihr lächeln und betrachte meinen Vater. "Mir geht es gut Mom, wie geht es dir...euch?" frage ich in die Runde und sie schauen sich alle gegenseitig an ehe sie meinen, dass es ihnen gut geht. Sehr interessant.

"Kann ich Ihnen etwas bringen?" fragt die Angestellte und schaut sich in die Runde herum. "Zwei mal Wasser und ein Kaffee," bestellt mein Vater und sie nickt ehe sie es sich aufschreibt. "Und für Sie?" fragt die Dame meiner Mom. "Eine Latte bitte," beantwortet die Blondine vor mir ihre Frage und die Angestellte nickt ehe sie auch verschwindet.

"Wie läuft die Arbeit?" fragt mich mein Vater und betrachtet meinen Gesicht. "Gut Dad. Nach zwei Monaten bin ich in der Mutterschaftsurlaub," beantworte ich seine Frage und er nickt bloß. Er war nicht wirklich begeistert, dass ich so früh schwanger wurde. Nach dem er es herausgefunden hatte, sprach er sechs Monate nicht mit mir und das ist das zweite Treffen, nach den ganzen Monaten. Er ist der Meinung, dass ich ihn abtreiben sollte, da meine Karriere viel wichtiger sei und ein Kind mir nichts als Probleme mit sich bringen würde. Auch ist er gegen meinem Freund, weil er mich vor der Ehe geschwängert hat. Ich verstehe ihn, nun ist alles wieder gut. Er redet mit mir, auch wenn es etwas abstoßend wirkt.   

"Du bist schwanger?" fragt mich die andere Frau und begutachtet mich. Leicht nicke ich. "Das ist aber schön. Im wievielten Monat bist du denn?" fragt sie weiter. "Im vierten," antworte ich und sie nickt. Ihre ozeanblauen Augen strahlen mich an und auf ihrem Gesicht ist ein Lächeln. Ihre Lippen sind schön pink bemalt, was ganz natürlich ausschaut und ihre braunen Haare sind schön wellig. Die Wimpern leicht geschwungen und ich schätze sie um die 30er. Eigentlich viel zu alt für meinem Dad, wenn man daran denkt, dass er dieses Jahr 44 Jahre alt wird.

"Ja, meine Tochter wurde mit 19 Schwanger Julia. Ein Kind versucht einen Kind auf die Welt zu setzten," sagt mein Vater verabscheuend und mein Blick gleitet nach unten zu meinem Bauch. Ihr Name ist also Julia. Es stimmt, ich wurde mit 19 von meinem Freund schwanger und aktuell leben wir auch zusammen. Er studiert Architektur und wird dieses Jahr fertig, da er ein paar Jahre älter ist als ich und ich bin im ersten Semester meines Medizinstudiums. "Das Kind wird ein Schaden sein Lilith. Deine Zukunft ist ruiniert," redet mein Vater weiter und ich traue mich nicht, in seinen Augen zu sehen. Es war schwer für ihn zu akzeptieren, dass ich schwanger wurde. Mein Vater war streng dagegen und das merkt man auch jetzt wieder. Es ist mir bewusst, dass es meine Zukunft aufs Spiel setzt, aber wieso sollte ich einen unschuldigen Kind abtreiben, weil wir unfähig waren zu verhüten?

"Hör auf damit Rafael! Du machst sie nur traurig. Es ist passiert und das Kind kommt auf die Welt!" beschimpft meine Mutter meinen Vater und er schaut sie nur genervt an. Meine blonde Schönheit schaut mir wieder ins Gesicht und lächelt mich sanft an. Meine Mutter ist schon 42 Jahre alt, aber sieht trotzdem sehr Fit aus. Sie treibt regelmäßig Sport, da die sich um Pflegebedürftige Menschen kümmert. Sie hat Pflege studiert und öffnete dank meinem Vater, der Polizist ist, einen eigenen Gesundheitszentrum, was wirklich gut läuft. Täglich kümmert sie sich um die vielen Menschen und gleichzeitig auch um Steuern und dem ganzen Dingen. Wirtschaft ist definitiv nichts für mich. Mein Vater hingegen ist ein gehobener Polizist und arbeitet, genau wie meine Mutter, Vollzeit. Das war auch der Grund, weshalb sie bis heute nie wirklich Zeit für mich hatten. Aber nun bin ich dran. Bald werde ich Ärztin. Zwar verlängert es sich um sechs Monaten, da ich die ersten Monate um meinen Sohn kümmern muss, aber ab da schicke ich ihn in die Grippe und studiere weiter Medizin.

Meine Gedanken kommen wieder in die Realität, als die Kellnerin die Getränke bringt und es wurde Zeit, die Stimmung etwas aufzupeppen.

"Also Mom, Dad...," beginne ich langsam das Gespräch und schaue sie erwartungsvoll an. "Wieso habt ihr mich hier her gerufen?" frage ich unsicher und sie schauen sich gegenseitig an. "Also süße, wir wollten etwas mit dir besprechen," beginnt Mom und ich höre ihr aufmerksam zu. Sie schaut kurz meinen Vater, dann Julia an ehe sie sich zu mir wendet und mein Hand in Besitz nimmt. "Dein Vater und ich haben uns getrennt. Er ist mit Julia verlobt," sagt meine Mutter auf einmal und jegliches Blut entwich mir aus meinem Gesicht. Was hat sie gerade gesagt?! Hab ich es richtig verstanden? Ich schaue Julia an und dann ihre Hand und erkenne einen Ring. Julias Blick ist abgewichen und mein Kopf beginnt zu brennen. "Seit wann?" frage ich leise und die Antwort meiner Mutter lässt mir meinen Atem stocken. "Seit ganzen vier Jahren," flüstert sie und ich schaue sie mit weit gerissenen Augen an. Ich fühle mich blass und mir wird langsam schwindelig. Seit vier Jahren werde ich belogen. Seit vier Jahren lieben sie sich nicht mehr. Ich dachte, sie hätten eine schöne Ehe. Ich dachte, alles wäre perfekt. Meine letzen vier Geburtstage. Die letzen vier Mutter- und Vatertage. Wir waren dort immer zu dritt. Nur Mom, Dad und ich. Da gab es keine andere, nur wir drei. Ich koche gleich vor Wut und stehe wütend von meinem Stuhl auf, so dass es nach hinten kippt.

"Wie konntet ihr mir das vier Jahre lang verheimlichen?" frage ich und schreie sie an. Keine Reaktion. "Wie verdammt. Wie? Wie konntet ihr mich so derartig verarschen und mich wie ein Kleinkind behandeln?" schreie ich weiter und viele Blicke liegen auf uns. Klar bin ich traurig, dass sie nun getrennte Wege gehen, aber meine Wut bröselt nur, weil sie es so lange verheimlicht haben. Ich nehme meine Jacke und meine Tasche und wollte gehen, doch mein Vater packt mich am Arm und meine Beine geben den Halt auf ehe ich auf meinen Babybauch falle und nur schwarz sehe.

———
Erster Eindruck? 😀😀>>>
Vergisst nicht zu voten <3

Meine ungewollte SchwächeWhere stories live. Discover now