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Lilith
jetzt

Der Ausblick ist atemberaubend. Noch nie in meinem Leben hab ich so etwas interessantes gesehen. Auch wenn alles von hier oben so klein aussieht, ist dort unten alles so groß. Die ganzen Oberflächen sind in verschiedenen grün Tönen und es sieht so aus, als wären sie zusammengenäht worden. Die langen Straßen mit den kleinen Autos, die von hier so schnell fahren faszinieren mich. Von hier oben sieht alles so nett aus. So harmlos. In echt ist es aber nicht der Fall. Da unten befindet sich so viel Müll und so viele verletzte Menschen und Tier, dass es schon fast komisch ist, wie harmlos von hier oben alles aussieht. Das Ozean ist knallblau und man sieht kleine weiße Kästen, die vermutlich Schiffe sind. Überall sind Lichter. Unten sind die Städte so groß und man könnte sich verlaufen, aber von hier oben sind die Städte so klein. Es sieht schon fast verwirrend aus, wie klein NewYork von hier oben ist.

Seufzend blicke ich wieder zu dem alten Herr, dessen Kopf auf meinem Schulter liegt. Auch wenn es sehr schwer ist, wecke ich ihn nicht auf. Er ist um die 80er und in dem Alter ist es wirklich schwer, fit zu bleiben. Mein Schulter haltet seinen Gewicht schon aus, da passiert schon nichts. Langsam und leise greife ich mit meiner rechten Hand meine Wasserflasche und trinke große Schlücke. Mein Bauch knurrt leise, aber ich ignoriere es hauptsächlich. Der alte Herr schläft tief und fest, das merkt man daran, dass sein Atem flach und regelmäßig geht. Seine Augen sind leicht geöffnet und sein Mund genauso. Schüchtern drehe ich meinen Kopf zur Seite und blicke wieder aus dem Fenster.

"In 20 Minuten landen wir in Rochester in NewYork. Es gibt ein paar Änderungen bei den Flügen. Dazu zählt Flug 2261. Es fliegt erst um 23:05 Uhr statt um 22:25 Uhr...," berichtet die Flugbegleiterin und ich höre ihr nicht mehr zu, da es mich nicht betrifft. Endlich bin ich in NewYork angekommen und freue mich auf mein neues Leben. Nach den qualvollen sechs Jahren, schaffe ich es nun, ein neues Leben zu führen. Ich hab mein Medizinstudium mit dem Durchschnitt 1,2 abgeschlossen und gehe gerade zu einer der besten Kliniken der Welt. Es ist der Mayo Clinic in Rochester, der größten und der besten Kliniken der ganzen Welt. Freude steigt in mir auf, als ich das alles langsam zu realisieren beginne. Der Krankenhaus gehört meiner besten Freundin Emilia. Wir sind schon seit unserer Geburt miteinander befreundet und als ich ihren Eltern erzählte, dass mein Medizinstudium nun endlich vorbei ist, luden sie mich hier her ein und baten ein Praktikum an. Die ersten Wochen durfte ich schön zusehen und wenn es mir gefällt, könnte ich mich nun ganz zu einem Arzt entwickeln, in dem ich weitere fünf Jahre einen Facharzt-Ausbildung absolviere. Während der Zeit erlaubt mir Hannes, Emilias Vater, dass ich bei ihnen Arbeite und bei Operationen dabei sein darf und helfen darf. Er meinte auch, dass ich meine eigenen Gäste haben werde und ihnen helfen darf. Ich fange so zu sagen klein als Assistentenarzt an und während den ganzen Wochen, entwickele ich mich immer weiter. Ich freue mich so unfassbar sehr und beiße leicht meine Unterlippe.

Der Herr auf meiner Schulter steht langsam auf, als der Flugzeug landet. Er entschuldigt sich dafür, dass er eine Last auf meiner Schulter war, aber ich nehme es ihm nicht übel, was ich ihm auch sage. Die meisten Passagiere stehen auf und gehen langsam nach draußen. Auch ich bin nun endlich dran. Freundlich verabschiede ich mich bei den Flugbegleitern und mein Weg findet sich zu der Passkontrolle. Der Dame reiche ich meinen Pass und sie schaut erst den Passbild an und dann mich ehe sie etwas drauf stempelt und mich fort schickt.

Seit 15 Minuten warte ich auf meinen Koffer und begutachte einen Plakat, worin steht, wie wertvoll wir Menschen sind und wir immer Ziele haben sollte.

„We are not just simple people, we are people with goals. No matter how hard life may seem, follow your goals and you will realise that it is simplified." Aria Folder.

Lächelnd lese ich die Zeilen und schieße einen Foto davon ehe ein lauter Schrei meine Ohren betäubt. Genau wie die anderen Menschen, drehe ich mich um und ich sehe eine Frau, die heulend ihre Tochter in den Armen hält. Mein Blick wandert nach oben, wo ich sehe, dass zwei Männer geschockt nach unten schauen. Sie stehen auf einem großen langen aufgebauten Klapptreppe mit Werkzeug in der Hand. Mit schnellen Schritten bewege ich mich auf ihnen zu und quetsche mich durch die versammelten Menschenmengen. Mein Atem stockt, als ich sehe, wie ein großes Schild aus Glas auf das Kind zersplittert wurde und ein Galsteilchen in ihrer Brust ist. Ein Mann kommt auf ihnen zu und tastet das Kind ab. "Ich bin Arzt. Gehen Sie bitte nach hinten," sagt er der Menschenmenge und sie gehen alle mehrere Metern nach hinten. Der Mann tastet das Kind von oben bis unten ab und bemerkt die Wunde in ihrer Brust. Der Hals blutet und er drückt einen Tuch auf die Wunde. "Ruft einen Krankenwagen! Sofort!" schreit er und die Menschen greifen nach den Handys. Manche filmen, andere telefonieren und die feinsten, rufen nach Hilfe. Mit zittrigen Schritten gehe ich auf die drei Menschen auf dem Boden zu und lasse mich nieder. Die Mutter und der Arzt schauen mich verwirrend an.

"Du erstickst sie," sage ich und greife nach seinem Hand, ehe ich das Tuch an die richtige Stelle tue. Direkt atmet das Kind etwas auf. Ich taste ihren Puls und bis jetzt ist alles stabil. Langsam schiebe ich ihren Oberteil nach oben, wo die große Glasscheibe zu erkennen ist. Ich nehme meinen Rucksack, worin sich eine erste Hilfe Kasten befindet und öffne es ehe ich Handschuhe anziehe und ihre Wunde desinfiziere. Mit einer Zange, nehme ich das Glas raus und das Kind beginnt schwer zu hecheln. "Ich brauche eine Falsche worin Wasser ist, einen dünnen Rohr aus Plastik, Tesaband und ein Messer!" schreie ich den Polizisten, die sich neben mir befinden an und direkt nicken sie.

Währenddessen mache ich die Herzmassage. Nach wenigen Minuten kommen die Polizisten und reichen mir die Sachen. "Können Sie bitte weiter mit der Herzmassage machen?" frage ich der Mutter die direkt nickt und es tut. Währenddessen nehme ich die Flasche, öffne sie und tue das Rohr rein. Ich klebe die Öffnung so ab, dass kein Luft mehr rein kann. Ich desinfiziere das Messer und gehe zum Kind und betrachte ihren Körper.

"Was hast du vor?" fragt der Arzt mich. "Ihr Leben retten," antworte ich knapp und verpasse einen Schnitt, rechts von ihrer Brust, wo sich die Genen nicht anregen können. Die meisten Menschen verziehen den Gesicht und andere betrachten mich aufmerksam an. "Leute hier führt gerade jemand eine Operation. Das ist so krass!" schreit der Idiot in sein Handy und mein Blick richtet sich kurz zu ihm ehe ich meine Augen tolle und weiter mache. So ein Idiot. Nach der aufgeschnittenen Wunde nehme ich den dünnen Rohr und schiebe es in die Wunde rein. Ich betrachte meinen Werk und schaue die Flasche an.

"Wofür ist die Flasche?" fragt der Arzt mich. "Die Atmung ist zerquetscht. Dank der Flasche wird die zerquetschte Luft raus gelassen," sage ich knapp und betrachte weiter die Flasche. Komm schon! Komm schon!

Langsam beginnt das Wasser zu blubbern und das Kind beginnt tief ein zu atmen. Sie atmet. Der Arzt schaut mich geschockt an: "S-Sie hat ihr Leben gerettet," sagt er und die Menschen fangen an zu klatschen. Gestresst wische ich mit meiner Hand gegen die Stirn und erwidere die Umarmung der Mutter.

Die Frau bedankt sich bei mir tausend mal und ich lächele sie nur an. Der Krankenwagen nimmt das Mädchen mit und die Mutter verschwindet nun auch.

Erleichterung zeigt sich in mir und ich bin Stolz auf mich. Stolz darauf, etwas schönes erreicht zu haben. Endlich hat das alles ein Sinn, mein Leben macht Sinn und ich lächele innerlich. Der immer noch geschockte Arzt schaut mich an und kommt auf mich zu ehe er sich vor mir aufbaut. Seine grünen Augen bohren sich in meine und seine blond-braunen Haare fallen ihm auf die Stirn. Er ist mindestens 15cm größer, also um die 1,90m. Breit gebaut und viele Muskeln. Sein ganzer linker Arm ist mit verschiedenen Mustern und Wörtern tätowiert. Man erkennt eine Uhr, dass sicher teuer war und es sticht voller Eleganz hervor. Er trägt eine einfache Jeans in schwarz und einen schwarzen T-Shirt, so dass sein Gesicht mehr zur Geltung kommt. Er hat einen schönen Gesicht mit dunkelgrünen Augen und dichten Wimpern. Seine Lippen sind schön und dick und man merkt die Konturen seines Kiefers. Sein dreitage Bart lässt ihn männlicher Wirken und das Grinsen in seinem Gesicht lässt ihn geschmeidiger wirken. Er wirkt elegant und ist echt gutaussehend.

"Gut gemacht!" sagt er lächelnd und ich erwidere es. "Wie heißt du?" fragt er. "Lilith," beantworte ich knapp und er schaut mich mit einem undefinierbaren Blick an. "Du bist Ärztin?" fragt er und ich schüttele meinen Kopf. "Bin erst neu mit meinem Studium fertig. Bin noch Arztassistentin," flüstere ich und sein geschockter Blick lässt mich leicht auflachen. "Erst noch Arztassistentin und schon so begabt. Mein Name ist Emilio. Krass dass du sowas gemacht hast, mit der Flasche, wusste nicht mal dass es sowas gibt," sagt er lächelnd und ich nicke nur.

"Wieso bist du hier Lilith? Was macht eine solch schöne Frau hier in Rochester?" fragt er und ich betrachte seinen Gesicht. Woher kommt aufeinmal sein Stimmungsänderung?

"Was ich hier tue? Arbeiten," sage ich und klopfe auf seinen Schulter ehe ich auch verschwinde und meinen Gepäck nehme.

Mit meinen beiden Koffern verschwinde ich aus dem Flughafen und begebe mich erst in meine neu Wohnung, dann ins Krankenhaus, wo mein neues Leben beginnt.

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🩶

Meine ungewollte SchwächeWhere stories live. Discover now