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Lilith

Seine Wörter hallen in meinem Kopf immer und immer wieder. Erbarmungslos küssen. Er-barm-ungs-los. Küs-sen. Küssen. Küssen. Küssen.

Nervosität verbreitet sich in mir. Wird er es wirklich durchziehen? Wird er mich wirklich küssen? Ist es wirklich so weit? Bin ich bereit, wieder Sex zu haben? Oder bleibt es nur bei einem Kuss?

Der Fakt, dass es nur bei einem Kuss bleibt, ist zu gering. Mir ist die Qual mehr als nur bewusst. Wir wollen uns. Er will mich und ich will ihn. Aber fühle ich mich überhaupt bereit dazu, jemandem zu vertrauen?

Die Antwort ist ganz klar: ja. Ich vertraue Denis und ich weiß, dass er anders ist als die anderen. Er ist ein treuer und reifer Mann. Noch nie habe ich mich bei jemandem so wohl und geborgen gefühlt und es macht mich glücklich, wenn ich endlich Frieden bekomme.

Ich brauche es endlich. Frieden. Denn ich habe kein Frieden. Meine ganzen Traumas verfolgen mich und ich schaffe es nicht, die loszulassen. Jedes Jahr ist ein neuer Drama und jedes Jahr muss ich immer mehr verdauen. Das alles wird mir zu viel und ich muss dagegen etwas tun, kann es aber nicht.

Wie denn auch? Meine Eltern sehe ich immer wieder und Nick habe ich, zumindest für eine Weile, los. Wann ich Linus wieder sehe ist eine Frage der Zeit, denn er ist ja mit Emilia verwandt. Wie es ihm wohl geht? Was er wohl nun macht?

In den letzen Jahren habe ich keinen Wort mehr über ihn verlassen und habe mich kaum für ihn interessiert. Ab und zu stalke ich sein Instagram, aber nur damit ich mein Inneres beruhigen kann.

Nick habe ich nun endlich von meinem Kragen weg. Er nervt mich und ist respektlos wie was weiß ich. Es macht mich glücklich, dass ich ihn nicht mehr sehen muss. Er hat mich vergewaltigt und würde es jeder Zeit nochmal tun. Das weiß ich.

Ich werde von meinen Gedanken gelöst, als ich warme Finger an meinen Hals fühle. Direkt blicke ich in seine Augen und sehe eine so große Sehnsucht. Sehnsucht nach mir. Nach uns. Er will mich jetzt. Genau jetzt und das macht mir Angst. Brauche ich wirklich Angst zu haben? Ich vertraue doch Denis oder nicht? Er würde nichts tun, was ich nicht will. Da bin ich mir sicher! Oder würde er es doch tun? Nein würde er nicht.

Denis ist ein mitfühlender Mensch und tut alles, damit ich glücklich bin. Er liebt mich. Oder? Was ist wenn er mich nicht liebt? Was ist, wenn ich nur als Spaß diene? Aber würde er nur um Spaß so
etwas riskieren? Nein würde er nicht. Er könnte jeden haben, will aber mich und das sehe ich in seinen Augen, die sich in meine rein bohren.

Ich seufze leise, als ich seine warmen Fingern an meiner Backe fühle. Seine Wärme gibt mir so viel Frieden und ich will das hier immer und ständig fühlen. Dieser Gefühl ist unbeschreiblich schön und das ich ein Recht drauf habe, dies fühlen zu dürfen, macht mich mehr als nur glücklich.

Denis kreist seinen Daumen und streichelt somit meine Wange. Diese Bewegung erregt so vieles in mir und das merkt er. Wie ein Perversling grinst er mich an, wodurch ich arrogant meine Augen rolle.

Aber innerlich freut es mich, dass er so vieles über mich weiß. Das er weiß, was er in mir auslöst, denn es erleichtert mir einiges. Dieses ganze Drama und hin und her und dieses »was willst du? Was darf ich machen« ist so anstrengend. Es scheint aber, dass er schon alles weiß und ich weiß, dass er weiß, was ich weiß.

Ich ziehe automatisch meine Augenbrauen zusammen und möchte meinen Kopf gegen die Wand hauen. Was labere ich hier? Bin ich wirklich so nervös? Ich sollte es nicht sein. Es ist doch nur ein Kuss.

Nein, es ist nicht nur ein Kuss. Es ist unser erster Kuss. Unsere Lippen werden vereint und wir werden schmelzen. Unser Körper werden sich erkundigen und das ist nicht nur etwas normales, das ist etwas unglaubliches.

Meine ungewollte SchwächeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt