Alles in gleicher Farbe

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Irritiert mustert Leamas seine Herrin und sieht dann wieder zu den Menschen in dem Besprechungsraum, auf der gegenüberliegenden Seite des Hochhauses. „Wie willst du sie alle gleichzeitig ausschalten? Du bist in dem falschen Gebäude, Herrin." Scarecrow hebt ihre Hand, zwischen ihren Fingern ein schwarzer kleiner Kasten mit einem Knopf. „Du hast noch wenig Ahnung von Menschen, aber du weißt wie schnell man ihr System ausschalten kann. Ich kann es, ohne auch nur einen anzufassen."
Damit drückt sie auf den Knopf und- Es passiert nichts? Der Dämon mustert die Leute und kann dank seiner Augen auch ohne Fernglas dabei zusehen wie sie immer noch in aller Ruhe ihrer Arbeit nachgehen. Der Vertrag wurde unterschrieben und sowohl Hellsing als auch Iskariot sind auf der Suche nach Skull, der wie vom Erdboden verschluckt ist und auf keine Nachricht antwortet.
Es braucht ein paar Minuten, bis die Menschen plötzlich anfangen sich an den Hals zu fassen oder nach Luft zu ringen. Panik breitet sich auf und Blut tritt aus verschiedenen Körperöffnungen aus. Sie kippen um, noch bevor sie die Tür erreichen können und regen sich nie wieder. Langsam dreht Leamas den Kopf zu Charly, die ihn zufrieden lächelnd ansieht. „Unterschätze niemals die Kraft der Natur."
Kichernd dreht sie sich um und geht zur eigenen Tür, bevor sie sich umdreht. „Kommst du? Wir müssen noch zu meinem Vater, vielleicht weiß der was wegen meinem Bruder. Kannst du Gedanken lesen?" Immer noch ein wenig geschockt, schüttelt der Dämon den Kopf und sieht dann an sich herunter. „Ich- Ich habe in den letzten zwei Tagen gelernt wie wichtig Kleidung bei euch Menschen ist, falle ich damit auf?" 

Sie mustert ihn und stellt sich vor ihn, bevor sie ihn leicht an der Krawatte zu sich zieht. „Der Anzug ist ein wenig zu viel. Du bist offiziell mein Freund, kein Vertreter für irgendetwas." Auch wenn er nicht weiß was ein ‚Vertreter' sein soll und nur ‚Vertretung' kennt, kann er sich in dem Kontext zusammenreimen dass es nicht positiv gemeint ist und seufzt. „Lieber das?"
Charly lässt die Krawatte los und nickt dann zufrieden. Eine Jeans, ein ordentliches weißes Hemd, gute Schuhe. „Perfekt. Aber denk daran, tu einfach so als würdest du wissen von was sie reden und ich versuche die Infos rauszubekommen. Oder du fragst unschuldig nach wo mein Bruder wäre, weil ich von ihm erzählt hätte oder so."
Menschliche Interaktion ist schwieriger als er dachte, vor allem weil man hier auf der Erde alles so indirekt macht. Bei ihnen läuft das eher direkt ab und man sagt, was man will. Kein reden um den heißen Brei! Aber hier? Ständig. „Ihr Menschen seid kompliziert."
 Seufzend stellt sie sich neben ihn und legt ihm einen Arm um die Schultern. „Und ihr Dämonen zu direkt und damit sehr oft sehr unhöflich. Kannst du uns bitte rüberbringen?" Leamas verdreht die Augen, wer hätte gedacht dass die Suche überhaupt länger als ein paar Stunden dauern würde? Aber wenigstens haben sie genug verbündete Personen auf ihrer Seite und sie selbst können auch noch etwas machen.
Somit teleportiert er sich mit ihr zum Haus ihrer Eltern in Norwegen, ziemlich weit entfernt von Havanna. Sofort bemerkt er die Kälte und legt die Arme um den Körper. „Du hast sicherlich nichts dagegen, wenn ich mir eine Jacke besorge", zischt er leise und seufzt erleichtert auf, als sich die Jacke manifestiert. Er hasst seinen Körper auf der Erde, da kann er alles spüren was ihm sonst in seinem Höllenkreis egal gewesen wäre. Gefühle, Emotionen, Temperaturunterschiede und Schmerzen. Mit einem amüsierten Schmunzeln geht sie voraus und klingelt bei einem sehr einfach wirkenden Haus. 

Wenig später macht ein schlanker Mann auf, der die beiden mustert und dann Crowley in den Arm nimmt. „Willkommen Zuhause, Charly." Dann lässt er sie los und betrachtet den rothaarigen Mann neben ihr. „Und du bist Leo." Der Blick ist abschätzig, bevor er leicht nickt. „Ich bin Kristof", gibt er von sich und streckt seine Hand aus, wobei Leamas diese nimmt und vorsichtig zudrückt, um dem Menschen nicht die Hand zu brechen.
Ihr Vater hingegen ist über den festen Händedruck überrascht und unter dem Bart kann man das leichte Zucken des Mundwinkels sehen. „Kommt rein. Du wolltest mit mir noch über etwas anderes reden?" Charly schiebt zuerst den Dämon rein und schließt hinter sich die Tür, ehe sie sich die Schuhe auszieht. „Ja, ich muss ein paar Nachforschungen anstellen", gibt sie von sich und hält Leamas am Kragen zurück, damit auch er sich seine Schuhe und die Jacke auszieht.
Erst dann gehen sie alle ins Wohnzimmer, in welchem sich alle hinsetzen und sich der Dämon ganz brav ans Skript hält und sich neben seine Herrin setzt. Eine Beziehung zu faken ist einfacher als man denkt, das kann jeder Anfänger machen.
„Nachforschungen über was?", brummt ihr Vater skeptisch und lehnt sich auf seinem Sessel ein wenig nach hinten. „Marius ist verschwunden und ich kann ihn nicht finden." Kristof runzelt leicht die Stirn. „Warum solltest du Marius finden wollen? Hat er wieder etwas angestellt?" Soll sie? Soll sie nicht?
„Er war der Grund für den Putsch 2020."

Toxic BridgeWhere stories live. Discover now