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Vier Tage und vier Nächte vergehen, in denen Charlette im Himmel verbleibt. JC, auf den sie noch gemeinsam getroffen sind und der natürlich wusste was ablief, hat den Plan vorgeschlagen dass sie hier bleiben sollte. Keine Nachricht zu jemand anderem und nur Lucifer und Gott wurden eingeweiht, damit die im Ernstfall sagen könnten, wo sich Charly aufhielt. Doch nichts. Keine einzige Nachricht wo sie wäre, ob es ihr gut ginge oder ob etwas passiert sei. Temporär ist sie bei Gabriel untergekommen, der damit überhaupt kein Problem hatte und eh genug Langeweile besaß, um sich von ihr einiges beibringen zu lassen, was die Menschen anging.
Nur dass Charly jetzt noch depressiver ist als noch im Regen auf der Parkbank sitzend. Sie hat auch Enrico einweihen müssen, der wäre ja schon am ersten Tag ausgerastet, weil er ihr Updates zu Alucard und dem Pater gegeben hatte und sie normalerweise immer gleich antwortet, oder ihm bescheid gibt wenn sie einen Auftrag zu erledigen hat.
Tja. Vier Tage und vier Nächte verschwunden und die Männer, mit denen sie dachte etwas aufgebaut zu haben, rühren sich nicht ein einziges Mal.
„Ich bin mir sicher, dafür gibt es eine Erklärung", gibt Gabriel von sich und schiebt ihr den nächsten Cocktail hin, den sie entgeistert nimmt.
JC, der auch wieder zu ihnen gestoßen ist, trinkt seinen eigenen Cocktail und brummt zustimmend. „Ihnen ist etwas dazwischen gekommen! Sie waren die ganze Zeit mit sich beschäftigt. Nicht immer Sex, aber Ausflüge hierhin und dorthin..."
Der Braunhaarige seufzt und nickt anerkennend. „Die waren sogar in Ägypten, um sich da ein wenig umzusehen. Wie normale Touristen! Und-" 

Er verstummt, als Charly den gesamten Cocktail runterzieht und das Glas ein wenig härter als sonst auf den Tisch knallt. Emmanuel sieht zu Gabriel, der sich räuspert.
„Ägypten war ein Ziel, dass... sich Charly schon lange einmal gewünscht hatte, um mit den beiden dahin zu fliegen und alles einmal besichtigen zu können."
Autsch.
Doch der Erzengel lehnt sich ein wenig nach vorn. „Aber es kann gut sein, dass sie sich das angesehen haben, um dir vielleicht auch etwas erzählen zu können! Angeberei soll bei Dämonen ja weit verbreitet sein!"
Charly sieht zu Emmanuel, der hat die Lippen aufeinandergepresst. Ihre Augenbrauen gehen hoch, wobei er gezwungen den Kopf schüttelt, deswegen waren sie nicht da. 
Mit einem Mal richtet sich die Blondine auf und verzieht das Gesicht. „Tch, dann sollen sie tun was sie wollen. Ich bin raus. Ich bin raus aus der Sache! Wenn man nicht einmal bemerkt dass ich nicht da bin, dann kann man auf die Sache auch scheißen. Da bin ich lieber Single, als miserabel. Gabriel! Lass uns kurz nach Hause."
Der Erzengel runzelt die Stirn und blickt auf das zweite Cocktailglas. „Das ist keine gute Idee. Du hast getrunken, Menschlein."
Die blauen Augen starren ihn direkt an. „Habe ich gestottert, Gabriel? Soll ich dir den fucking Schwanentanz aufführen, damit du mich runterbringst?"
Seit dem sie einmal Tod war, wirkt der Alkohol kaum noch und zwei Cocktails ist jetzt das gleiche, als hätte sie damals einen Schluck Bier getrunken. Vollkommen in Ordnung.
„Ich werde es bereuen, stimmts?", brummt er und steht auf, wobei Emmanuel ebenfalls aufsteht.
„Ich bin auch noch dabei, gegen mich kann Aphoryton nichts sagen, auch wenn ich mich zurückhalte. Das hätte ich von ihm nicht gedacht, muss ich zugeben. Der kleine, unschuldige Engel... Tja, wie man sich irren kann." 

Einen Wimpernschlag später stehen sie vor dem Haus, wobei Gabriel nur die Arme verschränkt und seufzt, als sie zur Haustür geht. „Eigentlich wollte ich heute kein Drama mehr. Danke dafür", murmelt der Erzengel und sieht Emmanuel aus dem Augenwinkel an, der nur mit den Schultern zuckt. „Früher oder später wäre es so oder so drauf rausgelaufen. Ich glaube es ist besser, wenn wir das hier noch kontrollieren können."
Ugh, da muss er ihm aber auch wieder rechtgeben.
Charly sperrt die Haustür auf und findet die beiden kuschelnd auf der Couch vor.
Leamas schmunzelt entspannt. „Willkommen zu Hause, würdest du mir kurz die Fernbedienung geben?"
Die Blondine bleibt mitten im Wohnzimmer stehen und presst die Kiefer aufeinander, bevor sie langsam den Kopf schüttelt. „Das einzige, was ich euch beiden geben werde, ist der Laufpass. Es ist vorbei. Keine Beziehung mehr."
Das Grinsen des Dämonen gefriert auf seinem Gesicht, wobei auch Aphoryton den Kopf hebt, sein Blick geschockt. „Wie- Wie meinst du das? Was ist passiert?"
Sofort steht er von der Couch auf und stellt sich vor Charlette, die Kälte in den Augen ist er nicht gewohnt. „Charly... sag mir dass das ein Scherz war."
Sie mustert ihn von oben bis unten, bevor sie einen Schritt zurücktritt. „Ich war vier Tage und vier Nächte nicht hier. Ich habe keine einzige Nachricht bekommen, keinen Anruf, nichts. Seit Wochen bin ich mehr die Mitbewohnerin als ein Teil der Beziehung. Ich soll kochen, putzen, waschen, einkaufen, aber mehr als ein Kuss im vorbeigehen bekomme ich nicht. Oh... und der Ausflug nach Ägypten ist auch bekannt. Ich habe so oft versucht mit euch darüber zu reden, aber es hat sich nicht gebessert und ich tu mir das nicht an. Nicht mehr. Lieber Single, als depressiv."

Toxic BridgeWhere stories live. Discover now