Prüfungen

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Da ist ein komischer Abgang in den Keller. Runter? Weiter dem Weg folgen? Ach was, sie kann ja mal gucken. Charly geht die alten, steinernen Treppen hinunter und findet Gitterstäbe vor. Waagrecht und senkrecht gehen die metallenen Stangen in einem gleichmäßigen Muster von einer Wand bis zur anderen, nur eine Tür ist offen. Die Frau sieht sich um und horcht, kann aber nichts hören und unten brennen Fackeln. Warum brennen da fackeln? Also ist da jemand. Wenn da aktiv Fackeln brennen, dann muss jemand da sein und langsam geht sie die Treppen wieder hoch. Sie traut sich da nicht weiter, zu unsicher ist ihr das Ganze. Gesellschaft wäre echt schön! Aber nicht wenn es so düster und unheimlich wirkt wie das da.
Oben angekommen, hat sich die Umgebung aber komplett geändert. Anstatt eines diesigen Sumpfes, erstreckt sich eine nun schon fast märchenhafte Waldlichtung. Glühwürmchen fliegen herum, das Gras ist hellgrün und der helle Mond erleuchtet alles in einem gemütlichen Ambiente.
Nur zögerlich tritt sie nach vorn und sieht sich weiterhin um. Bäume wirken gesund, ein paar Tiere sind zu sehen und alles in allem ist das hier wirklich angenehm. Huh, dieser Engel verwirrt sie immer mehr. Hm, vielleicht muss sie ja durch das Portal da gehen? Da runter geht sie auf jeden Fall nicht mehr! Kann man vergessen, wer weiß wer oder was da auf sie gelauert hätte.
Mit einem aufmerksamen Blick auf die Umgebung, geht Charly über die Wiese und durch das Portal, wobei sie sich im nächsten Moment in einem geschlossenen Raum befindet.
Es wirkt alt und doch ist der helle Stein noch ziemlich gut erhalten. Sieht fast aus wie ein kleiner Saal, wobei hier einiges mit Pflanzen zugewachsen ist. Jedoch nicht auf eine unangenehme Art und Weise, sondern als würde es einfach hierher gehören. 

Die Geländer der Treppen sind mit Efeu geschmückt, an den hohen Fenstern mit feinen Glasmosaiken wächst weiteres Grün und sonst ist alles sauber. Der steinerne Boden ist blitzblank, die Fenster zeigen keine einzige Schliere, die Mauern oder Säulen keinen einzigen Riss. Dann aber fallen ihr die Kerzen auf. Shit, hier ist auch jemand?
Charlette will wieder rückwärts durch das Portal, knallt mit dem Rücken aber nur gegen eine Wand und dreht ihren Kopf. Scheiße, das Portal ist weg! Na super, wie soll sie hier eigentlich wieder raus? Leise Stimmen werden aus einem anderen Raum laut, ein Nebenraum zu welchem eine der halb offenen Türen führt. Stirnrunzelnd schleicht die Frau zu der Tür und versucht etwas zu hören, kann aber nichts verstehen. Flüstern die da drin?
Vorsichtig wagt sie einen Blick hinein und lehnt sich somit nach vorn, erkennt damit aber auch einige Personen, die an einem Tisch sitzen. Alle tragen sie Kapuzen die tief ins Gesicht gezogen sind und sitzen gemeinsam an einem großen, runden und handwerklich gut gemachten Tisch. Ugh, wie soll sie jetzt weitermachen?
All ihren Mut zusammenkratzend klopft sie an der Tür und wenn das andere nicht komisch genug wäre, so drehen alle ihre Köpfe gleichzeitig zu ihr. Entschuldigend lächelnd tritt sie ein. „Hehe, 'tschuldigung für die Störung, Leute! Ich suche nur den Weg in meine Welt, kennt den jemand?" Die Kapuzengestalten drehen ihre Köpfe zueinander und es wirkt, als würden sie sich ansehen.
Dann aber steht eine der Personen auf. „Du bist mit den Prüfungen schon durch? Du wurdest doch erst vor einer halben Stunde hier eingesetzt! Sag, Menschenkind..." Damit kommt die Person mit der weiblichen Stimme näher. „Wie hast du Arath, die Spinnenkönigin und Molka den Wassergeist bezwingen können?" 

Charly zieht die Augenbrauen hoch. „Wie hab ich... wen und WEN bezwingen können? In dem Sumpf?" Der Person neigt den Kopf. „Die ersten zwei großen Hindernisse, ja."
Die blauen Augen wandern über die anderen, bevor sie sich räuspert. „Ich- uhm... Hab niemanden davon getroffen, um ehrlich zu sein. Ich war in dem Sumpf und- und dann habe ich einen Weg gesehen und bin halt durch das Wasser durch, nh? Und dann war ich auf dem Weg. Und dann konnte ich mich entscheiden zwischen links und rechts, aber... es sah zwar so aus als würden alle nach rechts wollen, aber wenn man genau hingesehen hat, konnte man sehen dass sie dann alle nach links geflohen sind. Also bin ich von Haus aus da nach links." Die Frau brummt nachdenklich, bevor sie sich noch einmal nach vorn zu ihr beugt. „Und weiter? Wie bist du weiter verfahren?"
Die Blondine kann einen Blick unter die Kapuze erhaschen und braucht einen Moment um ihre Gedanken zu ordnen, verdammt ist die heiß! Zumindest auf den kurzen Blick. „D-Das- Also... da war ein Abgang und ich bin runter. Dann war da aber so eine riesige Absperrung mit Gittern wie bei einem Gefängnis und eine offenen Tür. Ich wollte schon durchgehen! Aber dann habe ich die brennenden Fackeln gesehen und... nah. Da hat mein Verstand mir dann geraten abzuhauen. Wenn die Fackeln aktiv brennen, dann ist da unten jemand und ich bin im Augenblick nicht auf Kampf gepolt. Und außerdem- Moment mal kurz..."
Erst jetzt fällt Charly etwas auf und sie runzelt die Stirn, hebt leicht das Kinn. „Was für Prüfungen?! Es hieß, dass mir ein Engel zeigt wieso das mit den Dämonen... Eh?"

Toxic BridgeWhere stories live. Discover now