Kapitel 2

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Tiara Bluero

Die ganze Stunde über spürte ich seinen Blick. Den Blick meines Mates.

Ich dankte dem Parfüm, das meinem Werwolf-Geruch zum Großteil überdeckte.

Am liebsten würde ich mich einfach in seine Arme werfen, doch ich musste die Fassade des unschuldigen Menschen aufrechtä
erhalten, sonst war ich so gut wie tot.

Nach dem erlösenden Klingeln, sprang ich auf und stürmte auf dem Hof.

Ich hörte seine Stimme hinter mir: "Tiara, richtig?"

Ich wartete einen Moment, bis sich mein Herzschlag wieder beruhigt hatte und ich meine kalte Maske aufgesetzt hatte, dann drehte mich zu ihm um: "Und du bist?"

Erst jetzt konnte ich in richtig mustern. Sein braunes Haar fiel ihm unordentlich in die Stirn und seine warmen Augen beobachteten mich genau.

"Nathan. Nathan Roawe", antwortete er. Mir fiel ein Stein vom Herzen. Das Roawe-Rudel war verbündet mit meinem ehemaligen Rudel gewesen.

Doch konnte ich ihnen trauen? Zuerst musste ich Nathan beobachten, soviel war klar.

Wenn ich mich dazu entschied, ihm zu vertrauen, wären auch er und sein gesamtes Rudel in Gefahr.

"Hast du heute Nachmittag Zeit", riss er mich aus meinen Gedanken.

"Ich muss wegen meinem Umzug einige Dinge erledigen, vielleicht ein anderes Mal", wimmelte ich ihn kalt ab und verschwand mit schnellen Schritten vom Schulgelände.

Gerade war es mir ziemlich egal, dass es erst mein erster Tag Schule war. Ich musste mich beruhigen und dann über meine nächsten Schritte nachdenken.

Kaum war ich vom Schulgelände, verschwand ich im Dickicht des Waldes.
Dort zog ich mich aus und verwandelte mich.

Bei der Verwandlung würde meine Kleidung zerreißen, daher zog ich sie immer aus, wenn die Zeit reichte.

Knochen knackten und ich spürte, wie überall an meinem Körper Fell spross. Ich nahm meinen Rucksack zwischen die Zähne und trabte langsam los.

Meine Wolfsgestalt hatte langes schwarzes Fell und pechschwarze Augen, wodurch sie sich gut Tarnen konnte.

Minuten später war ich auf meinem Anwesen, verwandelte mich zurück und verschwand direkt in den Trainingsraum.

Minuten später war ich auf meinem Anwesen, verwandelte mich zurück und verschwand direkt in den Trainingsraum

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Tiaras Trainingsraum

Mit wilden Schlägen trommelte ich auf den Boxsack ein, bis mir der Schweiß den Rücken herunterlief.

Es folgten eine Kombination aus Schlägen und Tritten, die ich einige Male wiederholte, bis ich in das Bad stolperte und mich duschte.

Ich zitterte am ganzen Körper vor Anstrengung, doch die Gedanken über meinen Mate waren wie weggeblasen.

Übermüdet ließ ich mich auf mein Sofa fallen und schlief ein.

Ich wurde von dem Klingelton meines Smartphones geweckt. Es war fünfzehn Uhr.

"Hallo?"

"Hey, hier ist Lukas. Könntest du heute ins Lager vorbeikommen?"

"Klar."

Lukas gab mir die Adresse, dann legte ich auf.

Eine halbe Stunde später stand ich vor dem Lagerhaus. Es war eine hohe Halle aus Holz, die sich mitten in einem dichten Wald befand.

Ich klopfte an die große Tür. Musik und der Geruch nach Alkohol drangen nach draußen.
Die Tür wurde von einem breit gebauten Mann mit Glatze geöffnet, der definitiv ein Werwolf war: "Ich glaube du hast dich verlaufen, kleines Mädchen."

Er wollte schon die Tür schließen, als ich einen Fuß dazwischenschob und kühl antwortete: "Wieso? Bin ich etwa doch in einem Nagelstudio?"

Das brachte den Mann leise zu lachen, bis plötzlich ein etwas jüngerer Typ hinter ihm auftauchte: "Garry, lass Tiara durch. Sie gehört zu mir."

Überrascht musterte mich Garry, dann trat er beiseite und ich folgte Lukas in das Lager.

In der großen Halle befand sich eine Tanzfläche, die mit bunten Lichten ausgeleuchtet wurde.
Am Rande der Fläche standen Tische an denen verschiedenste Geschäfte abgehalten wurden und in der hinteren Ecke stand eine Bar.

Ich folgte Lukas an einen Tisch im Schatten.

Lukas war ein wenig älter als ich und gehörte zu Tonys Rudel. Er hatte blondes Haar und strahlend blaue Augen.

"Schön dich auch einmal kennenzulernen, Tiara. Mein Beileid wegen dem Tod deines Rudels."

Wie gewohnt zeigte mein Gesicht keine Gefühlsregung.

"Ich habe einige Notfallpläne für dich ausgearbeitet, falls sie dich finden sollten. Würdest du mir bitte folgen."

Ich nickte stumm und folgte ihm durch eine Hintertür aus der Halle zu einer Garage aus weißem Beton.

Er betätigte einen Knopf an einer Fernbedienung, sodass das Tor hochfuhr und den Blick auf einen neuen Porsche gewährte.

Er war in einem metallischem schwarz lackiert und glitzerte in der Nachmittagssonne.

Durch ein Seitenfenster konnte ich auf dem Beifahrersitz mehrere Schusswaffen und Messer erkennen.

Ich drehte mich grinsend zu Lukas um: "Das gefällt mir."

"Wir verstehen uns", antwortete er ebenfalls grinsend: "Er ist zwar nicht sonderlich unauffällig, aber du kommst schnell von hier weg."

Als wir wieder vor der Garage standen, schloss er sie und warf mir die Fernbedienung zu:

"Willst du noch etwas trinken?"

"Ich nehme einen Whiskey."

Er nickte und wir gingen an die Bar. Nachdenklich beobachtete ich die bräunliche Flüssigkeit in meinem Glas, als Lukas fragte:

"Ich habe einen Kunden, der dringend Informationen über seinen Geschäftsrivalen benötigt. Seit Tagen versuche ich vergeblich Nachforschungen anzustellen. Wenn du dieselbe Gabe wie deine Mutter hast, müsste es dir doch nicht schwerfallen, oder?"

Ich sah ihn gleichgültig an: "Warum sollte ich das tun?"

"Ich werde dir den Auftrag übermitteln. Der Kunde bezahlt fünfzehntausend Euro, ich verlange nur 15% deines Einkommens."

Langsam nickte ich und ergriff seine Hand: "Deal."

"Ich werde dir alle weiteren Informationen zukommen lassen."

Ich nickte und machte mich auf den Weg nach Hause.

Morgen war Freitag. Danach hätte ich erst einmal Ruhe von der Schule und meinem Mate.

Aber war das die richtige Entscheidung?

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Nathan: "Tiara, warte!"
Tiara: "Du nervst, geh auf der Autobahn Lichter fangen."

Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen. Bei weiteren Ideen schreibt mir gerne.

Bild: (https://pin.it/3ksNvf9)

Liona

Die Rache der einsamen WölfinWhere stories live. Discover now