Kapitel 14

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Tiara Bluero

Als ich am Morgen aufwachte spürte ich einen schweren Arm auf meiner Taille.

Anscheinend war ich doch bei dem Film eingeschlafen.

Ich stand so leise wie möglich auf und ging in die Dusche. Das warme Wasser wusch den Dreck und den Schweiß von meinem Körper.

Der beißende Geruch von Mensch verließ meinen Körper und verschwand mit dem Wasser im Abfluss.

Ich stieg aus der Dusche und zog mir eine schwarze Jeans und ein Top mit Spitze an. Dazu eine Lederjacke, die die Tattoos auf meinen Armen und meinem Schulterblatt überdeckte.

Ich hatte sie mir über die vielen kleinen Narben an meinem Oberkörper und den Oberschenkeln stechen lassen.

Ich griff zu dem Menschen-Parfüm, doch bevor ich es verwendete zögerte ich.

Das Reacher-Rudel wusste bereits von mir. Es würde zwar in Nathans Rudel einige Fragen aufwerfen, doch immerhin hätte ich nicht den ganzen Tag diesen beißenden Gestank in der Nase.

Ich atmete tief durch und stellte die kleine Flasche zurück, dann verließ ich das Bad.

Nathan Roawe

Ich wurde von den warmen Sonnenstrahlen auf meiner Haut geweckt.

Müde tastete ich nach dem warmen Körper neben wir, doch da war nichts.
Erschrocken riss ich die Augen auf und setzte mich ruckartig im Bett auf.

Erst als ich das gleichmäßige Rauschen der Dusche hörte, entspannte ich mich ein wenig.

Heute war Sonntag, also hatten wir keine Schule.

Die Badezimmertür öffnete sich und der unglaubliche Duft meiner Mate stieg mir in die Nase.

Er wirkte viel intensiver und stärker als die Male zuvor und etwas fehlte.
Der Geruch nach einem Menschen.

"Du hast das Parfüm nicht verwendet", stellte ich strahlend fest, bevor ich sie in meine Arme zog.

Die Geruch berauschte mich. Vorsichtig löste sie sich aus meiner Umarmung und ging runter in die Küche.

Ich folgte ihr und setzte mich auf einen Stuhl am Küchentisch:
"Was machen wir heute?"

"Am besten fährst du erst einmal nach Hause und ziehst dich um und ich hole dich in einer Stunde ab."

Das klang nach einem guten Plan, obwohl ich eigentlich nicht nach Hause wollte, doch das Hemd und die schwarze Hose stanken nach Alkohol und Rauch.

Ich verabschiedete mich von ihr und machte mich auf den Weg nach Hause.

Tiara Bluero

Ich fuhr mit meinem geliebten Motorrad die einsame Straße durch den Wald entlang.

Die Bäume rauschten an mir vorbei und verschwammen zu einem gleichmäßigen Grün.

Ich fuhr eine scharfe Kurve und genoss das Quietschen von Gummi auf Asphalt.

Da stieß mein Fuß plötzlich gegen eine Unebenheit, die nicht zu meinem Motorrad gehörte. Verwirrt blickte ich nach unten.

Mir stockte der Atem, als ich ein kleines Gerät in einem schwarzen Kasten erkannte. Eine Bombe.

Lange schwarze Kabel verbanden meinen Sitz mit dem Gerät. Wenn mein Gewicht den Sitz verließ, würde alles in die Luft fliegen.

In meinem Kopf baute sich ein Plan zusammen. Ich drosselte die Geschwindigkeit ein wenig und platzierte mein rechtes Knie auf dem Sitz.

Danach setzte ich auch mein linkes Knie auf den Sitz und stand langsam weiter auf.

Sobald eine weitere Kurve kam, stieß ich mich von dem Motorrad ab.

Ich wurde durch die Luft geschleudert, als die Druckwelle mich erfasste.
Schmerzhaft landete ich mit dem Rücken auf dem Asphalt der Straße, sodass mir jegliche Luft aus den Lungen gepresst wurde.

Ein unerträgliches Piepen übertönte alle Geräusche und ich spürte warmes Blut meinen Rücken hinunterlaufen.

Meine Sicht verschwamm immer mehr und schwarze Punkte tanzten vor meinen Augen. Das letzte was ich sah, waren die orangenen Flammen, die an dem Metall meines Motorrads züngelten.

Dann verschwand alles in der Dunkelheit.

Nathan Roawe

Ich stand vor meinem Haus und wartete auf Tiaras Ankunft. Eigentlich sollte sie schon längst da sein.

Ungeduldig wippte ich mit dem Fuß, während ich immer wieder kurze Blicke auf die Uhr warf.

Plötzlich ertönte ein lauter Knall wie von einer Explosion und Rauch stieg über den Baumwipfeln auf.

Angst und Panik machte sich in mir breit. Ging es ihr gut?

Bevor ich mich dazu abhalten konnte, verwandelte ich mich in meinen Wolf und sprintete die Straße entlang.

Umso näher ich dem Ort kam, umso deutlicher vernahm ich Tiaras Geruch.
Die Panik verschlimmerte sich, als ich die verkohlten Überreste ihres Motorrads in der Mitte der Straße liegen sah.

Zwanzig Meter entfernt lag eine zierliche Gestalt reglos auf dem Asphalt.
Ängstlich stürmte ich in menschlicher Gestalt auf Tiara zu und zog ihren kleinen Körper in meine Arme.

Ich spürte warmes Blut durch den zerrissenen Rücken ihrer Lederjacke.
Verzweifelt versuchte ich den Motorradhelm abzunehmen.

Ihr konnte nichts passiert sein. Ihr durfte nichts passiert sein. Wir hatten diesen verdammten Angriff überlebt und das hier würden wir auch gemeinsam durchstehen!

Endlich löste sich der Helm und ich konnte in ihr Gesicht blicken. Blinzend schlug sie die Augen auf:
"Na-Nathan?"

Ich konnte mein Glück kaum fassen: "Ja, Kleine. Ich bin hier. Es wird alles gut, hörst du? Es wird alles gut."

Vorsichtig hob ich sie hoch und drückte sie an meine nackte Brust.

Sie schien mit den Gedanken woanders, als ich sie zum Rudelhaus trug, also ging ich auch meinen Gedanken nach.

Das Motorrad war sicherlich nicht von alleine explodiert, daher ging ich von einer Bombe aus.

Hatte das Titan-Rudel wieder zugeschlagen?

Doch irgendetwas passte nicht zusammen.
Ich hatte die verbrannten Überreste der Kabel gesehen, die den Sitz mit der Bombe verbanden.

Wie hatte es Tiara geschafft so weit weg von der Bombe zu kommen, ohne schlimmere Verletzungen zu haben?

Ich ging die Treppe im Rudelhaus hinauf zu Mikes Zimmer. Mike war der Rudelarzt und ein guter Freund meiner Mutter.

Als ich die Tür aufstieß, blickte er verwirrt von seinen Unterlagen auf. Erst als er meine Mate sah sprang er auf und räumte die Liege frei:
"Was ist geschehen?"

Ich schilderte ihm mein Wissen und er begann sich die Wunden an ihrem Rücken anzusehen.

Tiara sagte währenddessen gar nichts, bis er seine Ergebnisse präsentierte:
"Du hast nur einige Schürfwunden am Rücken und eine leichte Gehirnerschütterung. Ein bis zwei Tage Ruhe sollte reichen."

Sie nickte ihm zu und schwang ihre Beine von der Liege: "Ich brauche jetzt erst einmal ein Kaffee."

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*Cathy verdreht die Augen*
Tiara: "Warum verdrehst du die Augen? Suchst du etwa dein Gehirn?"

Wieder ein bisschen mehr Action.
War es das Titan-Rudel oder Alexander-Reacher?

Liona

Die Rache der einsamen WölfinKde žijí příběhy. Začni objevovat