Kapitel 18

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Tiara Bluero

Ich zog an meinem achten Joint. Der Regen lief an der beschlagenen Fensterscheibe von Nathans Krankenhauszimmer herunter.

Ich hatte den Anruf gestern erhalten und war direkt hierher aufgebrochen. Natürlich war ich sauer auf ihn, doch tot wollte ich ihn nicht sehen.

Immer wieder überlegte ich rein zu gehen, aber die Ärzte würden mich nicht zu ihm lassen.

Der Rauch des Joints füllte meine Lungen und nahm ein wenig des schweren Gefühls von mir. Es war das Einzige, was mich in meinem jetzigen Zustand beruhigte.

Wieder fiel mein Blick auf die Gestalt in dem Krankenbett. Nathans Haar war feucht vom Schweiß und seine Haut leichenblass.

Ich hörte jedes einzelne Gespräch der Ärzte mit. Jede Information, die mir helfen könnte ihn zu heilen.

Doch immer wieder kam es auf dasselbe heraus. Nur das Titan-Rudel hatte das Gegengift in einem ihrer vielen Stützpunkte.

Tony hatte mir bereits Hilfe zugesichert, wenn ich den Standort des Gegengiftes herausfand.

Mit Alpha Roawe hatte ich noch nicht sprechen können, jedoch schien er nicht vorzuhaben aufzugeben.

Wieso opferte er seinen eigenen Sohn? War Nathan ihm wirklich so wenig wert?

Ich schmiss den Joints neben den anderen auf den Boden und stieg auf mein Motorrad.

Ich musste einen Weg finden, den Standort des Gegengiftes herauszubekommen. 

Vor Lukas großen Lagerhalle hielt ich an und stieg von meinem Motorrad ab.

Garry stand wieder am Eingang und begrüßte mich nickend.
Der Raum stank nach Qualm und Alkohol, aber hier konnte ich mit Lukas sprechen.

Ich bestellte einen Whiskey an der Bar und ließ meinen Blick über die wenigen Gäste schweifen, bis ich an Lukas hängen blieb, der mit drei anderen Männern an einem Tisch Black Jack spielte.

Ich tippte ihm auf die Schulter und ein strahlendes Lächeln erhellte seine Züge, als er mich erkannte: "Entschuldigt mich meine Herren, ich habe eine wichtige Besprechung."

Er folgte mir an einen leeren Tisch in einem ruhigeren Bereich: "Ich sehe doch, dass dich etwas bedrückt. Also, spuck es aus."

Ich entschloss mich so wenig Informationen wie möglich preis zu geben: "Mein Mate wurde vergiftet und ich muss den Standort des Gegengifts herausfinden."

Lukas dachte einen Moment nach: "Was bekomme ich dafür?"

"Eine Millionen", erklärte ich ihm. Zufrieden nickte er und rief einen schlaksigen Mann zu uns an den Tisch: "Pablo, das ist Tiara Bluero. Sie benötigt deine Dienste."

Pablo nickte und setzte sich neben Lukas: "Wobei benötigen sie Hilfe?"

Ich schilderte ihm dasselbe wie Lukas und beantwortete noch einige Fragen. Danach tauschten wir Handynummern aus, damit er mich über Neuigkeiten informieren konnte.

Nachdem ich mich verabschiedet hatte, fuhr ich mit meinem Motorrad zur Bank und überwies das Geld auf Lukas Konto.

Normalerweise würde ich mich absichern, doch ich vertraute Lukas und hatte im Moment keine Zeit dafür.

Sobald ich alles erledigt hatte setzte ich mich wieder vor das Fenster des Krankenhauses und beobachtete Nathan.

Er wachte immer seltener aus diesem tiefen Schlaf auf und irgendwann würde er gar nicht mehr erwachen.

Ein Arzt betrat das Zimmer: "Nathan, bist du wach?"

Nathan gab als Antwort ein qualvolles Stöhnen von sich.

"Dein Zustand verschlechtert sich weiterhin. Mehr als zwei weitere Tage werden dir wohl nicht mehr bleiben."

Der glasige Blick meines Mates wirkte verschleiert und er schien schon längst nicht mehr in der Lage, die Worte des Doktors zu verstehen.

"W-Wer ist z-zu Besu-such gekommen", fragte er zittrig.

"Nur ihre Mutter und ein Junge namens Jakob", antwortete der Arzt.

Nathans hoffnungsvolles Gesicht fiel in sich zusammen: "Kein Mädchen?"

"Nein."

Er wünschte sich, dass ich ihn besuchte, doch ich konnte nicht. Ich schaffte es einfach nicht ihn vor mir sehen.

Ohne Glasscheibe zwischen uns. Ich war schuld, dass er da drinnen lag. Vielleicht wäre das alles nicht passiert, wenn ich ihm von Anfang an alles erzählt hätte.

Ein älterer Herr in einem bläulichen Kittel betrat das Zimmer und redete auf den Arzt ein. Danach wandte sich der Arzt wieder an Nathan:

"Hast du vor drei Tagen irgendetwas in der Öffentlichkeit zu dir genommen, dass anders geschmeckt hat?"

Sonntag. Das war der Tag des Motorradunfalls und danach sind wir in das Café gegangen. Das Café.

Nathan kam anscheinend zu demselben Schluss: "Ich war mit meiner Freundin in einem Café. Der Cappuccino schmeckte leicht säuerlich. War das das Gift?"

Der Arzt nickte: "Höchstwahrscheinlich. Ruhen sie sich ein wenig aus. Morgen komme ich noch einmal vorbei."

Danach verschwand der Arzt und Nathan war wieder alleine.

Ich griff zu meiner Schachtel Joints und nahm mir wieder einen. Inzwischen hatten sie fast gar keinen Effekt mehr, doch ich rauchte sie trotzdem.

Ich war fest entschlossen Nathan zu retten. Koste es mich was es wolle.

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Tiara: "Ich habe Lust dich zu treffen..."
Cathy: "Echt?!"
Tiara: "Ja, mit einem Stein oder so."

Dieses Kapitel war eher traurig, aber ich hoffe es hat euch trotzdem gefallen.

Liona

Die Rache der einsamen WölfinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt