Kapitel 23

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Nathan Roawe

Ich sah auf den Sarg hinab indem sich Tiaras Überreste befanden, die den Brand der Lagerhalle überlebt hatten.

Meine Augen waren rot verquollen vom vielen Weinen. Die Worte von Tony nahm ich nur gedämpft war.

Sie war tot. Für immer fort.

Als mein Name aufgerufen wurde, sah ich auf und begriff, dass ich nun an der Reihe war nach vorne zu gehen.

Schwerfällig stand ich auf und schlurfte nach vorne. Ich hatte die letzten Nächte kaum geschlafen, weil ich immer wieder aus Alpträumen aufgeschreckt war. Zur Schule bin ich auch nicht gegangen.

Ich stellte mich vor den Sarg und sprach mit gebrochener Stimme: "Tiara war meine Mate. Mein ein und alles. Sie ist gestorben bevor ich ihr... bevor ich ihr sagen konnte-"

Ich stockte kurz: "Das ich sie liebe."

Der Saal war totenstill. Jeder von ihnen wusste, was eine Mate einem Werwolf bedeuten konnte.

Plötzlich wurde die Tür aufgestoßen und ein hochgewachsener Mann mit braunem kurzem Haar und einem Drei-Tage-Bart betrat den Raum:

"Du bist schuld das sie tot ist, Nathan Roawe! Nur wegen dir ist sie gestorben."

Ich konnte die Stimme als Alexander Reacher identifizieren.  Und es machte mich rasend, dass ausgerechnet die Person, die Tiara am meisten verabscheute auf ihrem Begräbnis aufgetaucht ist.

"Wie kannst du es wagen diesen Raum zu betreten? Du hast ihr Rudel brutal ermordet und wolltest sie mir wegnehmen", schrie ich ihn wütend an:

"Du hast sie gefoltert und gequält. Du verdienst viel schlimmeres als den Tod!"

Die Anderen waren von ihren Bänken gestürmt und hatten sich dem Reacher-Rudel entgegengestellt.

Zum Glück waren viele vom Blake-Rudel und von meinem Rudel hierhergekommen und so waren wir knapp in der Überzahl.

Wütend stürmte ich ohne nachzudenken auf Alexander los. Doch bevor ich ihn erreichen konnte, ertönte ein lauter Knall und es wurde wieder still.

Ich spürte den brennenden Schmerz in meiner Schulter als ich stolperte und auf die Knie fiel.

Der kühle Lauf einer Waffe drückte sich gegen meine Stirn: "Eine Bewegung und du bist tot."

Mir entschlüpfte ein bitteres Lachen: "Erschieß mich! Los, erschieß mich! Immerhin sehe ich dann meine Mate wieder."

Ich breitete meine Arme aus und drückte provokant meinen Kopf stärker an den Lauf der Pistole.

"In Ordnung", sagte Alexander und machte sich bereit abzudrücken.

In dem Moment als ich dachte, er würde abdrücken, sprang ein dunkler Schatten auf ihn und warf ihn zur Seite, sodass der Schuss ins Leere ging.

Das warme Gefühl meiner Mate-Verbindung explodierte in meiner Brust wie ein Feuerwerk.

Ungläubig starrte ich auf den pechschwarzen Wolf, der Alexander umkreiste.

Alexander schoss erneut, aber die Wölfin war vorgesprungen und versetzte Alexander einen Schlag, der in zurück taumeln ließ.

Ein weiterer Knall ertönte und ein Loch hatte sich auf Alexanders Stirn gebildet.
Er verdrehte die Augen und klappte leblos nach vorne.

Hinter ihm stand Tony mit einer erhobenen Waffe und starrte ihn mit wütenden Blicken nieder:

"Das wollte ich schon machen, seitdem Tiara mir von dir erzählt hat."

Die schwarze Wölfin verwandelte sich zurück und dunkles Haar und gebräunte Haut kam zum Vorschein.

Ich zog sie fest in meine Arme und drückte sie an mich. Fassen konnte ich es noch immer nicht, aber der Geruch nach Wald und Freiheit beruhigte mich.

Erst als ich merkte, dass sie mich nicht zurück umarmte ließ ich sie vorsichtig los.

Ihre Knie knickten unter ihrem Körper weg und sie fiel gegen mich.

Vorsichtig hob ich sie hoch und Tony kam schon mit seinem Rudelarzt angelaufen.

Dieser beugte sich über Tiara: "Ihre tiefen Wunden müssen richtig versorgt werden und sie ist überanstrengt, aber nichts Lebensgefährliches."

Erleichtert atmete ich auf und machte mich auf den Weg nach Hause.

Tiara Bluero

Als ich aufwachte lag ich auf Nathans Bett. Um meine Wunden waren neue Verbände gewickelt und der Geruch nach Nudeln mit Tomatensoße erfüllte den Raum.

Mühsam setzte ich mich auf, als die Tür aufging und Nathan sein Zimmer mit einer großen Portion Spaghetti betrat.

Als er sah, dass ich wach war, atmete er erleichtert auf: "Tonys Rudelarzt hat deine Wunden behandelt."

Er setzte sich zu mir auf das Bett: "Erzähl mir, wie hast du das Alles überlebt?"

Und dann erzählte ich ihm alles. Von meiner Fähigkeit, meinen täglichen Besuchen bei dem Krankenhaus, dem Angriff auf das Titan-Rudel und meiner Entführung inklusive Flucht.

Nach meiner Erzählung zog mich Nathan sanft in seine Arme und küsste mich vorsichtig: "Jetzt entspannen wir uns erst einmal, okay? Der Arzt hat dir drei Tage Ruhe verordnet."

Ich rutschte ein wenig zur Seite, um Nathan Platz zu machen und kuschelte mich dicht an ihn.

Nathan startete den Fernseher, aber ich achtete nicht auf das Programm. Stattdessen prägte ich mir jede Einzelheit von Nathans Gesicht ein, von dem ich gedacht hatte, ich würde es nie wiedersehen.

"Ich liebe dich", flüsterte ich so leise, dass es in dem Lärm des Fernsehers unterging und ich mir sicher war, dass er es nicht gehört hatte.

"Sag das nochmal", erwiderte er.

Ich wiederholte meine Worte: "Ich liebe dich, Nathan Roawe."

Das Grinsen auf seinem Gesicht wurde immer breiter: "Ich liebe dich auch, Tiara Bluero."

Ich legte meinen Kopf auf seinen Brustkorb und lauschte dem gleichmäßigen Klopfen seines Herzens.

"Werde meine Alpha", sagte er plötzlich und riss mich aus meiner Trance.

"Wie meinst du das", fragte ich verwirrt.

"Du bist eine Alpha und ich bin einer, also wird mein Rudel eben zwei Alphas haben", sagte er schulterzuckend:
"Also, wirst du meine Alpha?"

Ich streckte mich, um seinen Mund zu erreichen und küsste ihn zärtlich. Als wir beide keine Luft mehr hatten unterbrach ich den Kuss: "Gerne."

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Nathan: "Kannst du mir bei meinem Problem helfen?"
Tiara: "Klar, wie groß soll es den werden?"

Ein Happy-End. Es gibt auch noch einen Epilog, nur zu Info.

Liona

Die Rache der einsamen WölfinWhere stories live. Discover now