Die Rache der einsamen Wölfin

Kapitel 8

Tiara Bluero

Unsere Bewegungen waren perfekt aufeinander abgestimmt. Im Takt der leisen Musik wirbelte Nathan mich um meine eigene Achse.

Das Lied wurde langsamer bis wir schließlich komplett still standen.
Unsere Gesichter waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt.

Er starrte auf meine Lippen und beugte sich zu mir herunter. Kurz vor meinen Lippen hielt er inne und sah mir prüfend in die Augen.

Ich kam ihm die letzte Strecke entgegen und schloss den Abstand zwischen unseren Lippen.

Der Kuss war weich und sanft, als hätte er Angst mich zu verschrecken. Unser Lippen trafen immer wieder vorsichtig aufeinander, bis wir uns schließlich voneinander lösten.

Am Mittwoch fuhr ich wieder mit meinem Motorrad zur Schule.
Dort erwartete mich auch schon Nathan am Eingang und begrüßte mich mit einer langen Umarmung.

Gemeinsam gingen wir zu meinem Spind und verabschiedeten uns, weil wir in unterschiedliche Räume mussten.

Der Biologie-Unterricht verstrich schleichend langsam.
Als endlich die Schulglocke klingelte sprang ich von meinem Platz auf und stürmte nach draußen.

Draußen stellte ich mich in eine Ecke des Pausenhofes und zündete mir einen Joint an. Das Vibrieren meines Smartphones lenkte meine Aufmerksamkeit auf den Display.

Unbekannt:
Hallo Tiara Blake,
Ich habe von Mr. Welph ihre Nummer erhalten. Er schien mir überaus zufrieden, daher möchte ich ebenfalls ihre Dienste beanspruchen. Die Zielperson ist Nicolas Richers. Er sitzt immer in der U-Bahn Central-Station um 21:00 Uhr.

Viele Grüße,
Leopold Jonas

Ein Auftrag. Etwas Ablenkung könnte mir jetzt sicherlich guttun.

Da spürte ich, wie sich mein Mate mir näherte. Er lehnte sich neben mich an die Mauer und lächelte mich an:

"Hast du morgen Zeit für ein Treffen?"

Eigentlich sollte ich mich von ihm fernhalten um ihn nicht unnötig in Gefahr zu bringen.

Andererseits wusste Alexander schon längst von ihm und ich könnte ihn so schützen.

"Ok, morgen nach der Schule."

Er nickte mir zu und wir gingen wieder in das Schulgebäude.

Nathan Roawe

Nach Unterrichtsschluss machte ich mich wieder auf den Heimweg.

Am liebsten hätte ich Tiara mitgenommen, doch ich durfte sie nicht überfordern.

In unserem Haus war geschäftiges Treiben. Hatte mein Vater doch etwas von meinem kleinen Joint-Unfalle mitbekommen?

"Nathan, gut das du da bist. Wir haben ein Problem", rief mein Vater aus seinem Büro.

Ok, das klang nicht nach Ärger, eher nach etwas, dass mir Sorgen bereiten sollte.

Ich betrat das Büro und setzte mich meinem Vater gegenüber. Dieser reichte mir wortlos einen Brief.

Alpha des Roawe-Rudels,
Hiermit fordern wir sie innerhalb von vierundzwanzig Stunden auf sich zu ergeben. Geschieht dies nicht, sehen wir uns gezwungen sie anzugreifen.

Werner Titan
Alpha des Titan-Rudels

Entsetzt starrte ich meinen Vater an. Ein Krieg? Wir würden uns sicherlich nicht dem hinterhältigen und brutalen Titan-Rudel ergeben.

"Wir müssen alle Jungwölfe weiter ausbilden und unsere Krieger an den Grenzen unseres Gebiets verteilen", erklärte mein Vater mir:

"Am besten trainierst du erst einmal. Falls weitere Neuigkeiten kommen, sage ich dir Bescheid."

Kurz überlegte ich von der schwarzen Wölfin zu erzählen, doch ich hatte ein schlechtes Gefühl dabei, also schwieg ich.

Ich stand auf und machte mich auf den Weg in die Trainingshalle, als ich von meiner Mutter aufgehalten wurde:
"Wie läuft es mit deiner Mate?"

"Gut, sie hat mich zwar nicht als Wolf gesehen, doch sie akzeptiert mich. Sie scheint auch einige Verbindungen zu anderen Werwölfen zu haben."

"Ich glaube, ich sollte dir etwas erzählen."

Nun wurde ich hellhörig.

Der Blick meiner Mutter ging ins Leere, als schwelge sie in Erinnerungen:

"Als dein Vater und ich bei dem Bluero-Rudel waren zeigte uns die Luna ein Parfüm.

Es überdeckte den Geruch eines Werwolfs und ließ ihn wie einen Menschen wirken.
Nur ein kleiner Teil des ursprünglichen Geruchs bleibt erhalten.

Dieses Parfüm habe ich an Tiara gerochen. Also solltest du mal herausfinden, was sie verbirgt."

Zwinkernd drehte sie sich um und verschwand in der Küche.

Das waren viele Informationen auf einmal.
Tiara war vielleicht gar kein Mensch?
Aber warum sollte sie sich als solcher tarnen?
Und noch dazu mir, ihrem Mate, nichts davon erzählen?

Aber diese Fragen konnte ich ja einfach an die lange Liste an Fragen ran hängen die ich hatte, wie:

Warum wohnte sie alleine?
Woher kennt sie sich mit Waffen und Drogen aus?
Wer sind ihre Eltern?

Hoffentlich half Sport gegen all diese verwirrenden Gedanken.

Tiara Bluero

Ich betrat die stinkende U-Bahn um 20:55 Uhr.

Meine Kopfhaut juckte unter der blonden Perücke und das bunte Trikot scheuerte an meiner Haut.

Ich setzte mich auf einen Sitz in dem vordersten Abteil.

Die nächste Station war ein großer Bahnhof mit vielen verschiedenen Gleisen auf denen sich Menschen tummelten.

Das Abteil füllte sich mit Personen, doch mein Fokus lag auf einem älteren Herr.

Er war etwa sechzig mit einem Kinnbart.
Ich drängte mich durch die Menschenmengen zu ihm durch, bis ich direkt hinter ihm stand.

Dann wartete ich bis der Zug eine scharfe Kurve machte und rempelte ihn an. Dabei streifte ich kurz sein Handgelenk.

Ich sah wie der Mann auf einem Krankenbett saß und ein junger Doktor mit verschlossener Miene das Krankenzimmer betrat:

"Mr. Richers, ich muss ihnen leider mitteilen, dass sich ihr Lungenkrebs soweit ausgebreitet hat, dass wir nichts mehr für sie tun können. Mein Beileid."

Ich wurde wieder aus dem Strudel Bilder gerissen und rückte ein Stück von dem Mann ab.

In der nächsten Haltestelle stieg ich aus und tippte eine kurze Nachricht an Leopold.

Tiara: Ich habe die Informationen. Treffen morgen um 23 Uhr. Selber Preis wie bei ihrem Freund.

Leopold: Gut, Schickst du mir die Adresse?

Ich entschloss mich ihm die Adresse meines Hauses zu schicken.

Dann machte ich mich auf den Heimweh und recherchierte noch ein wenig.

_________________________________________

Tony: Du solltest echt einen Schlussstrich ziehen und mit deiner Vergangenheit abschließen.
Tiara: Schlusssgstiche zieht man am besten mit Kreide.
Tatortkreide.
Um einen Körper."

Hey,
Wie hat euch dieses Kapitel gefallen? Was plant das Titan-Rudel?

Liona