Kapitel 10

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Tiara Bluero

Am nächsten Morgen stand ich erst um neun Uhr auf und duschte entspannt. Die Nacht über konnte ich nicht schlafen, da ich immer wieder an Alexanders Worte denken musste.

Ich hatte zwar Schule, doch nach meinem interessanten Gespräch mit dem Direktor, sollte er genügend Respekt vor mir haben.

Ich nahm mir in einem kleinen Café drei Coffee-To-Go Becher mit und betrat die leere Schule.

Es war inzwischen schon die zweite Stunde. Ich spazierte zu unserem Klassenraum und betrat ohne zu Klopfen den Raum. Dabei stellte ich einen Becher auf den Tisch des Lehrers ab.

Dieser las die Botschaft, die ich ihm hinterlassen hatte und schluckte.

Leise Menschen leben länger.

Gut, Botschaft ist angekommen. Anscheinend wissen auch die Lehrer zu was ich fähig bin.

Ich ließ mich neben Nathan auf einen Stuhl in der letzten Reihe fallen und reichte ihm ebenfalls einen Kaffee.

Er sah immer wieder verwirrt zwischen mir und dem immer noch schweigenden Lehrer hin und her.

Dann fasste sich der Erdkunde-Lehrer wieder und verkündete: "Heute werden wir einen kurzen Test schreiben."

Er teilte die Blätter aus und alle begannen leise die Aufgaben zu bearbeiten.

Sogar ich versuchte mich an der ein oder anderen Aufgabe und schnitt gar nicht so schlecht ab.

Nach der Stunde gingen wir wieder in die Mittagspause. Dieses Mal setzten wir uns in die Cafeteria, weil es draußen stürmte.

"Hey Nathy, hast du Lust auf ein Treffen heute", fragte eine hohe Stimme.

Als ich von meinem Essen aufsah, erblickte ich eine stark geschminkte Blondine.

Nathan seufzte genervt auf: "Hau ab Cathy, es war eine einmalige Sache."

Doch Cathy ignorierte den Korb: "Komm schon Nathy, wir hatten doch eine so heiße Nacht."

Ich hatte versucht mich zu beherrschen, doch jetzt reichte es!

Ruckartig stand ich auf, sodass mein Stuhl umfiel.

Das ignorierte ich jedoch vollkommen und griff mit einer Hand in Cathys Nacken. Mit einer fließenden Bewegung donnerte ich ihren Kopf in mein Essen.

Ich spürte wie ihr Körper jede Spannung verlor und sie zusammensackte, als ich mich herunterbeugte und an ihrem Ohr flüsterte:

"Halte dich von Nathan fern, sonst bist du tot."

Ich ließ sie los und sah mit Befriedigung dabei zu, wie sie auf den Boden fiel und dort reglos liegen blieb.

Durch die Platzwunde an ihrem Kopf sickerte Blut auf den Fliesenboden und auch an meiner Hand klebte Blut.

Ein Lehrer betrat gerade die Cafeteria und beobachtete mich.

Provozierend leckte ich das Blut von meinem Zeigefinger.
Der metallische Geschmack nach Eisen breitete sich in meinem Mund aus.

Der Lehrer verzog angewidert das Gesicht und wies zwei Schüler an, Cathy auf die Krankenstation zu bringen.

Erst als er sich umdrehte und wortlos verschwand, fiel mir auf wie ruhig es geworden war.

Alle Blicke lagen auf mir, während ich mich wieder zu Nathan setzte, der mich grinsend ansah:

"Weißt du eigentlich, wie heiß das gerade war?"

Ich schnaubte nur und schob mein zermatschtes Essen von mir:

"Ich weiß nur, dass ich mir jetzt neues Essen kaufen muss."

Er schob mir sein Essen hin: "Komm, wir teilen uns meins."

Nathan Roawe

Nach der Schule fuhr ich mit Tiara zu ihrem Haus. Bei mir war es aktuell nicht sicher, weil das Titan-Rudel immer wieder Rudelmitglieder angriff oder entführte.

Sie führte mich einmal durch das gesamte Haus, bis wir uns auf das Sofa setzten und uns für einen Actionfilm entschieden.

Sie legte ihren Kopf auf meine Brust und schmiegte sich eng an mich. Meine Hand hatte ich auf ihre Taille gelegt.

Sie war so wunderschön, wie sie mit entspannter Miene dem Film folgte.
Als schließlich der Abspann angezeigt wurde, lösten wir uns voneinander und zogen unsere Schuhe an, um den Sonnenuntergang im Wald zu genießen.

Die letzten Sonnenstrahlen tauchten den Wald in ein warmes Licht und das Laub raschelte unter unseren Füßen.

Wir waren nicht weit gelaufen, als ich den Geruch anderer Werwölfe wahrnahm.

Aus dem Gebüsch vor uns trabten zwei große graue Werwölfe mit orangenen Augen.

Sie gehörten zu dem Titan-Rudel. Beunruhigt zog ich Tiara ein Schritt zurück, als auch aus dem Geäst hinter uns zwei Wölfe traten.

Wir waren umzingelt.

Ich stieß Tiara zur Seite, als einer der Wölfe auf uns zu kam und angriff.

Schnell wich ich seinem ersten Angriff auf und versuchte mich an einem Gegenangriff, doch dieser wurde von einem anderen Wolf geblockt.

Ich kratzte und biss um mich, doch gegen vier ausgewachsene Wölfe hatte ich keine Chance.

Einem Wolf biss ich ins Genick, sodass er leblos zusammenbrach. Einem anderen kratzte ich einen langen Schnitt in die Flanke.

Ich sah schnell zu Tiara rüber, die nun aufgestanden war und wütend die Hände ballte.

Doch diesen kleinen Moment der Unaufmerksamkeit nutze einer meiner Angreifer und biss mir in mein rechtes Hinterbein.

Ich jaulte schmerzvoll auf, als sich die scharfen Zähne in mein Fleisch bohrten.

Ich warf mich aus dem Griff des Wolfes und humpelte einige Schritte zurück.

Da sah ich wie Tiara die Beherrschung verlor:

"Jetzt ist es drei gegen eins. Das ist unfair. Für euch."

Sie sprintete los und sprang auf einen der drei übrigen Wölfe zu.

Im Flug verwandelte sie sich in eine wunderschöne schwarze Wölfin.

Ungläubig beobachtete ich sie, wie sie dem ersten Wolf präzise ins Genick biss.

Dann wich sie einem Angriff auf und schlug ihre Fänge in den Hals des nächsten Wolfes.

Der Letzte warf noch einen Blick auf seine toten Kameraden, ehe er sich umdrehte und davonlief.

Mein Bein blutete stark, doch noch immer konnte ich nicht verarbeiten, was ich gerade gesehen hatte.

Tiara war der schwarze Wolf der mich gerettet hatte?
Warum hatte sie mir nichts gesagt?
Aus welchem Rudel stammte sie?

Fasziniert beobachtete ich, wie sie sich zurück verwandelte und auf mich zukam.

Doch bevor sie mich erreichte, spürte ich, wie ich in eine tiefen Schwärze versank.

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Tiara: "Deine Augen... Deine Stimme... Dein Lächeln..."
Cathy: "Ja?"
Tiara: "Ich könnte kotzen."

Wie glaubt ihr wird Nathans Reaktion sein? Schreibt es mir gerne, genauso wie weiter Ideen und Tipps.

Liona

Die Rache der einsamen WölfinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt