Kapitel 13

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Tiara Bluero

Der Fremde legte eine Hand auf meine Hüfte und zog mich noch näher an ihn: "Babe-"

Es reichte! Dieser Kerl sollte sich gefälligst von mir fernhalten.

Mit einer gezielten Bewegung zog ich mein Bein hoch in seinen Schritt.
Er stieß ein gequältes Jaulen aus und ging in die Knie, doch seine Augen hefteten sich die ganze Zeit auf mich.

Plötzlich wurde ich herumgerissen. Nathan presste seine Lippen hart auf meine und verstärkte mit einer Hand im Nacken den Kuss.
Er war nicht sanft oder zärtlich wie die letzten, sondern berauschend und besitzergreifend.

Er löste sich wieder von mir, nur um mich mit einer Hand auf meiner Hüfte zu ihm zu ziehen:

"Lass meine Mate in Ruhe!"

Die Worte waren mehr geknurrt als gesprochen und entfalteten ihre Wirkung.

Inzwischen war es ziemlich ruhig um uns herum geworden.
Der Kerl wollte gerade wegrennen, wurde aber von der Menschenmenge, die das Drama beobachtete aufgehalten.

Dann ging Tony mit schnellen Schritten auf ihn zu: "Wie kannst du es wagen Tiara anzufassen?!"

Er packte den Typen und zog ihn in sein Büro: "Das wirst du bereuen!"

Jeder der Tony kannte, wusste dass das nichts Gutes verhieß.

Ich drehte mich in Nathans Griff um und zog an seinem Ärmel, damit er ein bisschen lockerer ließ:

"Ich glaube wir sollten gehen."

Er nickte stumm und begleitete mich zu meinem Wagen. Dann stieg er auf den Beifahrersitz und fragte:
"Kann ich bei dir übernachten?"

"Klar, wie geht es eurem Rudel?"

Er seufzte niedergeschlagen: "Insgesamt wurden jetzt schon elf Werwölfe angegriffen, einschließlich uns beiden. Aber wir sind die einzigen die das unbeschadet überstanden haben."

"Unbeschadet", fragte ich skeptisch. Er musste müde grinsen:
"Dank dir habe ich immerhin nur eine kleine Verletzung. Wie kommt es das du so stark bist?"

Mein Blick trübte sich, als ich mich an meine glückliche Kindheit erinnerte: "Ich war die Tochter des Alphas."

Ich musste schlucken. Doch bevor er weitere Fragen stellen konnte, hielten wir vor meinem Haus.

Wir stiegen aus und machten uns fertig, doch als ich runter in das Wohnzimmer gehen wollte, um auf dem Sofa zu schlafen hielt er mich auf: "Schlaf neben mir. Ich fasse dich auch nicht an."

Ich überlegte kurz ob das eine gute Idee war, doch dann siegte die Müdigkeit und ich legte sich neben ihn.

Schnell schliefen wir ein. Die letzten Tage hatten uns jegliche Kraft geraubt und ein wenig Ruhe tat gut.

Ich saß auf einem Holzstuhl. Die steinernen Kellerwände waren mit Blut bespritzt. Die Holztür öffnete sich knarrend und eine große Gestalt trat ein.

Unter dem flackernden Licht der Petroleumlampe glitzerte ein kurzes Messer. Verzweifelt zerrte ich an den Seilen, die mich an den Stuhl fesselten.

Boshaft grinsend kam der große Mann auf mich zu und setzte das Messer auf meinen Oberkörper auf.

Mit sadistischer Begeisterung beobachtete der Mann wie das Messer in meine Haut eindrang:

"Wer hat die Gabe? Sag es mir und du darfst gehen."

Wenn er wüsste das nur ich und meine Mum die Gabe hatten, würde ich hier nicht rauskommen, also ertrug ich den Schmerz.

Wieder setzte er das Messer an und ein leises Wimmern entkam meiner Kehle. Er schnitt tief in mein Fleisch, sodass ich warmes Blut über meine Haut laufen spürte.

Jetzt konnte ich die Schreie nicht mehr unterdrücken. Der Schmerz brannte sich durch meinen Körper und zerfraß meine Seele.

Ich war gefangen. Gefangen in meinem schlimmsten Alptraum.

Nathan Roawe

Ich wurde von einem Schrei geweckt. Er war voller Qualen und Schmerz.

Verwirrt suchte nach dem Schalter der Nachtlampe, doch auf den Anblick, der mich erwartete, war ich nicht vorbereitet gewesen.

Tiara lag in ihre Decke verwickelt. Schweiß stand ihr auf der Stirn und ihr Atem ging unregelmäßig.

Erneut stieß sie diesen schmerzverzehrten Schrei aus. Ich setzte mich auf und schüttelte sie an ihren Schultern.

"Tiara, wach auf! Es ist nur ein Alptraum", schrie ich verzweifelt, als sie nicht aufwachte.

Ich drückte ihren zitternden kleinen Körper an meinen. Sie wirkte gerade so klein und schwach, nicht so stark wie sonst.

Meine Finger gruben sich in ihr Fleisch und in das verschwitzte T-Shirt das sie trug.

"Nathan", flüsterte sie mit vom Schreien rauer Stimme.

Ich wiegte uns vor und zurück, wich aber keinen Zentimeter zurück.

Erst als sie sich nach einigen Minuten versuchte aufzustehen gewährte ich es.

Sie lief ins Bad und ich hörte den Wasserhahn rauschen. Danach legte sie sich wieder neben mich.

Ich zog sie näher an mich und stützte mein Kinn auf ihren Kopf.

"Ich glaube, ich kann nicht mehr schlafen", flüsterte sie leise.

"Gut, dann schauen wir uns einen Film an", antwortete ich.

Ich würde sie in dieser Situation nicht alleine lassen. Ich wusste zwar nicht von was sie geträumt hatte, doch ich war mir sicher, dass es nicht nur ihre Fantasie gewesen war.

Es waren Erinnerungen und wenn ich herausfinden würde, wer ihr so etwas Grausames angetan hatte, würde ich dieser Person bezahlen lassen.

Tiara entschied sich für einen Action Film. Zum Glück war sie genauso wie ich kein Fan von Romanzen.

Sie kuschelte sich tiefer in meine Arme und starrte wie gebannt auf den Bildschirm, während ich meine Augen nicht von ihr lösen konnte.

Was machte dieses Mädchen nur mit mir?

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Lehrer: "Was hindert dich eigentlich daran, du selbst zu sein?"
Tiara: "Strafgesetzbuch."

Wer findet ihr ist war zuerst verliebt und wer stärker? Schreibt es mir!

Liona

Die Rache der einsamen WölfinOnde histórias criam vida. Descubra agora