Schreckensangst

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„Mehrere Jäger und Fallensteller berichteten, sie seien von einer Art Monster angegriffen worden. Alle vier Männer beschrieben unabhängig voneinander eine große, wolfsähnliche Bestie, der sie nur entkommen konnten, da sie ihre Waffen dabeihatten und das Ungeheuer durch Schreckschüsse hatten verjagen können. Daher zweifeln die Behörden nicht an der Glaubwürdigkeit der Aussagen. Der Wald wird nun intensiver bewacht und der Waldrand in Richtung Stadt abgesperrt. Zusätzlich patrouilliert eine Polizeistreife rund um die Uhr davor. Jerold Miller, der Sprecher des neuerrichteten Dorfes im Wald, gab auf unsere Nachfrage an, er und seine Leute hätten die Bestie noch nicht zu Gesicht bekommen, würden aber entsprechende Maßnahmen ergreifen, die er nicht weiter erläuterte. Nun bleibt nur noch zu hoffen, dass die Bestie schnell unschädlich gemacht werden kann und es keine Toten geben wird.“ Ich hörte die Schritte meines Vaters und schaltete den Fernseher schnell aus. Eine Gänsehaut überkam mich, als ich das Gehörte noch einmal im Kopf durchging. Ein Monster sollte im Wald sein Unwesen treiben? Das konnten schlecht die Werwölfe aus dem Dorf sein. Aber wer oder was war es dann?

„Guten Morgen, Leonie“, gähnte mein Vater und setzte sich neben mich aufs Sofa. „Morgen“, rief ich und sprang auf. „Sehe ich so schrecklich aus?“, grinste mein Vater. Ich schüttelte schnell meinen Kopf. „Ich will nur noch was essen, bevor ich losfahre.“ „Ist gut. Fahr vorsichtig.“ „Tu ich immer.“ „Das habe ich letzte Woche gemerkt.“ Natürlich hatte er die Pflaster auf meinem Knie und meinem Ellenbogen bemerkt, bloß hatte er sie bis jetzt nicht kommentiert. Ich verdrehte meine Augen. „Das eine Mal. Ist ja nichts Schlimmes passiert.“ Bevor er antworten konnte, stürmte ich in die Küche und schmierte mir schnell eine Scheibe Brot. Ein Blick auf die Uhr ließ mich mein Essen mehr schlingen als kauen und während ich den letzten Bissen nahm, machte ich mich auf den Weg nach draußen, um mein Fahrrad aus der Garage zu holen. Mein Blick glitt automatisch zum gegenüberliegenden Waldrand und wieder beschlich mich ein mulmiges Gefühl, das sich verstärkte, als ich an die Nachrichten von eben dachte. Eilig verstaute ich meine Schultasche, verabschiedete mich von meinem Vater und fuhr los. Ich wollte einfach nur zur Kreuzung und bei Aiden sein, der mir immer ein Gefühl von Sicherheit gab, obwohl ich sein Geheimnis kannte.

Mein Wunsch wurde schneller erfüllt als ich dachte, denn der Junge kam mir auf dem Weg zur Kreuzung entgegen. „Was machst du denn hier?“, fragte ich, während ich stehen blieb. „Geht es dir gut?“, rief Aiden jedoch nur und sprang im Fahren von seinem Rad, das krachend zu Boden fiel. „Klar.“ Ich runzelte meine Stirn, als er stolpernd vor mir zum Stehen kam. Er scannte mich schnell von unten nach oben. Dann blickte er sich wild in der Gegend um und zog mich plötzlich abrupt in seine Arme. Was ging hier bitte vor sich? „Aiden? Du machst mir Angst. Was ist los?“ Hatte es etwas mit den Nachrichten zu tun? Aiden ließ mich wieder los und schüttelte seinen Kopf. „Es ist ein Rouge!“, brach es aus ihm heraus und ich runzelte meine Stirn. „Was?“ „Das Monster aus den Nachrichten. Es ist ein Rouge. Ein Werwolf, der verrückt geworden ist. Er hat gestern unsere Grenzen passiert. Wir konnten ihn bis jetzt nicht stellen. Er ist klüger als alle anderen Rouges, denen wir bisher begegnet sind. Es ist ein Wunder, dass er die Jäger nicht umgebracht hat, sondern abgehauen ist. Und du wohnst auch noch direkt neben dem Wald und das mit deinem Vater ganz allein, kilometerweit keiner sonst. Verdammt, ich hab Angst, dass euch was passiert! Quatsch, wir alle haben Angst, dass euch was passiert! Ihr müsst verdammt vorsichtig sein, bis wir dieses Monster zur Strecke gebracht haben.“ Ich brauchte eine Minute, um die ganzen neuen Informationen zu sortieren und zu verarbeiten. Aiden wartete geduldig, blickte aber alle paar Sekunden in der Gegend umher.

Als ich alles verarbeitet hatte, wusste ich immer noch nicht, was ich sagen sollte. „Ähm, ich hab ein Pfefferspray“, fiel mir ein. Aiden lachte ungläubig. „Das ist das einzige, was du dazu zu sagen hast?“ „Was soll ich denn dazu sagen? Ein blutrünstiges Monster treibt in der Gegend sein Unwesen und ihr werdet es stoppen. So lange bin ich vorsichtig und du bist ja auch noch da.“ Aiden grinste leicht und umarmte mich erneut, was ich dieses Mal erwiderte. „Ganz recht. Mit mir an deiner Seite brauchst du dir um nichts Sorgen machen. Ich könnte den Rouge auch ganz alleine besiegen.“ „Werde mal nicht größenwahnsinnig“, kicherte ich und Aiden löste sich wieder von mir. Seine Miene wurde ernst. „Ein Pfefferspray wird dir auch nicht sehr viel helfen, fürchte ich. Du solltest auf alle Fälle auch noch eine Trillerpfeife bei dir haben, wenn ich nicht bei dir bin. Am besten eine sehr laute. Dann ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass einer von uns dich hört.“ Ich nickte und überlegte schon, ob wir überhaupt eine Trillerpfeife zu Hause hatten und wenn ja, wo eine sein könnte. Kopfschüttelnd unterbrach ich meine Gedankengänge.

My Love, My Life, My Mate (Werwolf FF)Where stories live. Discover now