Unheilvolle Erscheinungen

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Mein Vater und ich mussten zwei Tage im Krankenhaus bleiben. Währenddessen verließ Aiden kaum meine Seite. In der zweiten Nacht schlief er sogar bei mir. Einmal kamen uns neben Marc auch Jerold und Josephine besuchen. Ein weiteres Mal Leon und seine Eltern, was mich wirklich rührte. Als wir beide entlassen wurden, fuhren Marc und Aiden uns nach Hause. Dort wartete die nächste Überraschung. Das Rudel hatte uns einen von ihren Jeeps überlassen, damit wir vorerst ein Auto hatten. Und dann auch noch eins, was bestens mit Glätte und Schnee zurechtkam. Ich konnte nicht anders als Aiden für dieses Geschenk lange und innig zu küssen, dass er am Ende bei uns zum Abendessen blieb und bei mir übernachtete.

Eine Woche später lief der Alltag wieder seinen gewohnten Gang, mit dem Unterschied, dass Aiden wieder die ganze Zeit an mir hing wie am Anfang unseres Seelenbundes. Und bei jeder Handlung war er total besorgt um mich. Eigentlich müsste es mich ja nerven, dass er so übervorsichtig war, aber das genaue Gegenteil war der Fall. Ich fühlte mich umsorgt und geliebt und stellte wieder einmal fest, wie perfekt der Mann doch eigentlich war. Und so kam es auch, dass ich am Wochenende bei Aiden übernachtete. Zusammen kuschelten wir im Wohnzimmer auf der Couch. Ich saß zwischen seinen Beinen. Er hatte seine Arme von hinten um mich geschlungen. Ich lehnte an ihm und wir schauten passend zur Adventszeit Santa Claus. Schritte auf der Treppe ließen mich aufhorchen. Schon stand Jerold im Zimmer und räusperte sich. Aiden pausierte den Film und wir schauten zu seinem Vater. „Tut mir leid, dass ich euch stören muss. Aiden, ich hätte ein paar Angelegenheiten mit dir zu besprechen, die leider keinen Aufschub dulden“, kam der Mann direkt auf den Punkt. Mein Mate seufzte. „Hat es was mit dem Rudel zu tun?“, wollte er wissen. Jerold nickte. „Dann kann Leonie doch auch dabei sein. Immerhin leiten wir beide das Rudel mal“, meinte Aiden.

„Ist schon gut“, winkte ich ab, bevor Aidens Vater antworten konnte. Sachte löste ich mich von Aiden und drehte mich zu ihm. „Klärt ihr das mal zusammen. Dann kann ich etwas spazieren gehen und frische Luft schnappen.“ Aidens Blick wurde skeptisch. „Aber es ist kalt draußen.“ „Ich ziehe mich ja warm an“, grinste ich. „Aber bei dem Schnee spazieren?“, machte Aiden weiter. Seufzend legte ich meine Hand auf seine Wange. „So schnell werde ich nicht krank. Ich laufe eine Runde durch den Wald und ehe ihr beiden fertig seid mit eurer Besprechung bin ich schon wieder da.“ „Warum denn durch den Wald?“ Lachend schüttelte ich meinen Kopf. „Aiden!“ „Na gut. Aber pass auf dich auf.“ Schmunzelnd hauchte ich ihm einen Kuss auf die Lippen und stand auf. Aiden und Jerold verschwanden die Treppe nach oben in Jerolds Arbeitszimmer und ich packte mich dick ein und trat nach draußen.

Kurz schloss ich meine Augen und atmete tief durch. Ich liebte den Geruch von Schnee. Schmunzelnd beobachtete ich die spielenden Kinder. Das Klettergerüst und die anderen Spielgeräte wurden jeden Tag vom Schnee gereinigt und es standen mehrere Erwachsene direkt daneben, um aufzupassen, dass kein Kind fiel. Bester Laune wandte ich mich wieder ab und schlug den direkten Weg in den Wald ein. „Leonie! Wo willst du denn hin?“, kam es mit einem Mal von hinten. Ich blieb stehen und drehte mich zu Marc um, der ohne Jacke vor mir stand. Allein bei dem Anblick schauderte es mich schon. „Ich will ein bisschen im Wald spazieren gehen. Bin bald wieder da.“ „Und Aiden?“, wollte Marc wissen und runzelte leicht seine Stirn. „Sein Vater wollte was mit ihm besprechen.“ „Ach so. Ich könnte dich auch begleiten wenn du willst“, bot Marc an. Ich schüttelte meinen Kopf. „Danke, aber ich würde gerne etwas alleine spazieren gehen. Keine Sorge, mir passiert nichts“, sagte ich, als ich den skeptischen Blick des Betas bemerkte. „Na dann. Wenn was sein sollte, schrei einfach so laut du kannst. Ich denke wir werden dich hören. Und es sind ja auch noch ein paar Patrouillen unterwegs.“ „Danke. Bis später.“ Winkend verschwand ich zwischen den Bäumen.

Die ersten paar Meter beobachtete ich noch aufmerksam meine Umgebung. Dann ließ ich meine Gedanken schweifen. Aiden und ich würden wirklich irgendwann dieses Rudel leiten. Es war immer noch so unfassbar, aber seit unserem Gespräch in Kroatien schien alles viel realer zu sein. Ich würde mich der Arbeit im Rudel verschreiben und hier nach dem Rechten und dem Wohl der Rudelmitglieder sehen. Aber konnte ich das überhaupt? Immerhin war ich kein Werwolf. Bestimmte Dinge konnte ich also wohl nie nachvollziehen oder tun. Aber spielte das wirklich eine Rolle? Immerhin war ich schon von allen akzeptiert worden, da war ich noch gar nicht Aidens Mate. Und an dem Tag nach Aidens Geburtstag hatten uns ja auch alle gratuliert. Na gut, alle außer Kayla. Aber die war ja zum Glück schnell aus dem Verkehr gezogen worden. Ich sollte aufhören, überhaupt an sie zu denken. Das war sie gar nicht wert. Aiden und ich würden das Rudel leiten. Zusammen mit Marc und seiner Mate. Aber erst einmal musste er 18 werden, um die zu finden. Ich sollte ihn mal bei Gelegenheit fragen, wann er Geburtstag hatte. Immerhin wollte ich ihm was Cooles schenken.

My Love, My Life, My Mate (Werwolf FF)Where stories live. Discover now