Zweisamkeit und Anführerpflichten

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Die folgenden Wochen waren Aiden und ich kaum auseinander zu bringen, außer wenn wir schliefen oder getrennten Unterricht hatten. Ansonsten verbrachten wir so gut wie die meiste Zeit zusammen und mein Mate machte keinen Hehl daraus, dass ich jetzt endgültig seine Freundin war. Dass wir uns zu jeder Begrüßung – und auch eigentlich einfach so – küssten, zeigte wohl auch dem letzten Volltrottel, dass wir ein Paar waren. Zum ersten Mal fielen mir die Blicke der anderen auf. Vor allem die Blicke der Mädchen, die Aiden und mir immer hinterherblickten und tuschelten. Beim ersten Mal überrannte mich die glühend heiße Eifersucht, doch Aiden tat alles lachend ab und erinnerte mich daran, dass ich seine Seelenverwandte war. Uns konnte niemand trennen, erst recht keine normalen Menschen. Die Zeit außerhalb der Schule verbrachten wir entweder bei mir zu Hause – wenn wir unsere Ruhe haben wollten – oder bei Aiden im Dorf – wenn wir es darauf anlegten, von Aidens Freunden oder den Kindern gestört zu werden. Wobei stören nicht wirklich das richtige Wort war. Sie nahmen uns eher in Beschlag.

Am ersten Wochenende nach den Herbstferien überredete mich Aiden dazu, bei ihm zu übernachten. Er kam sogar am Samstagmittag zum Mittagessen vorbei. „Den nehme ich“, grinste er mich danach an und schnappte sich meinen Rucksack aus meiner Hand, um ihn sich auf den Rücken zu schwingen. Grinsend verabschiedete ich mich von meinem Vater. Zusammen fuhren Aiden und ich mit dem Fahrrad zur Lichtung. So langsam wurde es ziemlich kalt draußen. Besonders morgens wenn wir zur Schule fuhren, hatte ich meistens mehrere Schichten an und ein Tuch vor der Nase. Aber ich wusste schon, dass ich wie die letzten Jahre auch selbst im Winter noch Fahrrad fahren würde. Dafür war ich im Gymnasium bekannt und fast schon ein bisschen stolz darauf. Keiner sonst traute sich bei Schnee über die Landstraße außer mir. Und jetzt dann auch Aiden, der trotz der Kälte immer noch im dünnen Shirt unterwegs war. Bei seinem Anblick wurde mir schlagartig noch kälter. Endlich ließen wir den Schotterweg hinter uns und kamen auf die Lichtung. Die jüngeren Kinder waren wie immer fleißig am Spielen und ich atmete erleichtert aus, als ich sah, dass alle einigermaßen dick eingepackt waren. Vielleicht waren Werwolfkinder aber auch einfach anfälliger für Kälte und Krankheiten.

„Wartest du kurz hier draußen? Ich bringe nur schnell deinen Rucksack rein“, bat Aiden und schwang sich von seinem Rad. „Was? Warum?“ „Ich wollte mit dir einen Spaziergang durch den Wald machen. So lange es noch nicht unerträglich kalt für dich ist. Ich hoffe das ist ok?“ Mit großen Augen sah mein Mate zu mir und erinnerte mich damit so dermaßen an einen Hundewelpen, dass ich zu grinsen anfing. „Na klar. Beeil dich“, lachte ich und Aiden rannte los. Ich stellte mein Rad ab und wartete.

„Hallo Leonie!“, rief mit einem Mal eine Kinderstimme und schon rammte mich etwas in die Seite. Lachend stolperte ich ein paar Schritte zurück und drückte den kleinen Körper an mich. „Hallo Leon. Wie geht’s dir?“ „Gut. Und dir?“, fragte der Junge und blickte mich mit denselben großen Augen an, mit denen Aiden mich nur wenige Sekunden zuvor angesehen hatte. „Mir geht’s auch sehr gut.“ „Spielst du mit mir?“, bat mich der Fünfjährige. „Tut mir leid, aber Aiden wollte gleich mit mir spazieren gehen.“ „Wie langweilig!“, rief der Junge, als sich plötzlich jemand neben uns räusperte. Leon zuckte zusammen und blickte mit großen Augen zu Aiden, der mit verschränkten Armen neben uns stand. „Leon, du weißt, dass du deinen Eltern bescheid geben sollst, bevor du aus dem Haus gehst.“ „Hab ich doch!“ „Warum fragen sie dann gerade jeden, ob sie dich sehen, und sind schon auf dem Weg hierher.“ „O oh.“ Leon löste sich von mir und wollte blitzschnell verschwinden, doch Aiden packte ihn gerade rechtzeitig und warf ihn sich über die Schulter. „Wenn du nicht auf deine Eltern hörst, gibt’s Hausarrest. Und du weißt, dass wir alle bei der Umsetzung helfen werden.“ „Das ist unfair!“, jaulte Leon. Aiden sah zu mir und verdrehte grinsend die Augen. „Meine Güte, Leon! Irgendwann bekomme ich noch einen Herzinfarkt wegen dir!“, kam Alayah schimpfend auf uns zu. Dwane nahm Aiden den strampelnden Jungen ab und trug ihn davon. „Danke“, bedankte Leons Mutter sich schnell und eilte den beiden hinterher.

My Love, My Life, My Mate (Werwolf FF)Where stories live. Discover now