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Oliver konnte kaum glauben, was er da hörte. Aber immerhin. Er hatte es irgendwie geschafft Matthias' Vertrauen zu erlangen. Ob Dustin etwas damit zu tun hatte, konnte er nicht sagen. Aber er wollte Dustin einen Gefallen tun. „Komm rein. Willst du noch was essen?" Sein Gast nickte.

So in etwa verliefen die nächsten Monate. Oliver hatte Problem seinem Chef regelmäßig Bericht zu erstatten. Bis jetzt hatte er keine Indizien für eine kriminelle Vereinigung gefunden. Markus wollte ihn bereits abziehen. Dagegen hatte Oliver nichts. Dustin wurde langsam frech. Er verbrachte seine freien Tage komplett bei Oliver. Es war zum Verzweifeln. Noch dazu, weil Dustin ihm offensichtliche Avancen machte.

Es war Freitagnachmittag. Oliver öffnete den Briefkasten. Unter vielen Umschlägen fand er einen von ‚Tante Erika'. Das war Markus' Deckname.

Oliver musste sich beeilen bevor Dust auftauchte. Er überflog den Brief. Was wollte ihm der Text sagen? Vielleicht Zitronensäure? Markus hatte schon den ein oder anderen Einfall seit Oliver ihm von seinem Verehrer erzählt hatte.

Schnell verschwand er in der Wohnung. Die Tischlampe auf dem Schreibtisch müsste genug Wärme abgeben. Nach zwei Minuten zeigte sich nichts. Seufzend hielt er das Blatt gegen die Sonne. Das half leider auch nichts. „Backofen.", murmelte Oliver. Er steckte das Papier ins Rohr. Bei fünfzig Grad konnte kaum etwas passieren.

Doch dann klingelte es unverhofft an der Tür. Schnell schaltete er den Ofen aus und versteckte das Papier zwischen zwei Blechen im Fach unter dem Ofen. Dann eilte er zu Tür. Wie zu erwarten. Dustin. „Habe ich dich geweckt? Tut mir leid." Der Braunhaarige ging an ihm vorbei.

Oliver seufzte lautlos. Irgendwie freute er sich auf den Tag an dem alles vorbei war. Ein halbes Jahr eierte er als Sven durch die Welt und bis jetzt hatte er nichts gefunden. Vielleicht gab es hier tatsächlich nichts zu finden.

Bis spät in die Nacht blieb ihm Dust erhalten. Der Braunbär nuschelte an seiner siebten Bierflasche. Dabei starrte er Oliver durch seine grünen Augen immer zu an.

„Wie bist du von Bremen ausgerechnet auf unser hübsches Städtchen gekommen. Es liegt auf der anderen Seite von Deutschland." „Weit genug um ihr nicht mehr zu begegnen.", murmelte Oliver und leerte seinen Energiedrink. Wie gern er jetzt auch ein Bier hätte. Aber das passte nicht zu seiner Tarnung.

„Hm. War sie wirklich so schlimm?" Kurz irritiert schaute Oliver seinem Gegenüber in die Augen. Er brauchte ganz schnell eine Geschichte.

„Nehmen wir mal an, deine Frau vögelt fremd und steht auf bestimmte Spielchen, die ab und an blaue Flecken zu Tage fördern und sie schiebt es auf dich. Dazu erzählt sie überall herum, dass du sie betrügst, obwohl dem nicht so ist. Was würdest du machen?" Dustin verzog nicht die Miene. „Ich wollte ihr einen Grund für ihre Behauptungen geben und sie dann eiskalt mit dem besten Anwalt abservieren.", antwortete er nach einer Denkpause. Oliver lachte kurz auf. „Was ist schief gelaufen?" „Sie hat in der besten Anwaltskanzlei der Stadt gearbeitet. Zusammen haben sie es geschafft meinen Ruf so durch den Dreck zu ziehen, dass mich niemand mehr einstellen wollte. Flucht war die einzige Option.", erklärte Oliver, „Als ich Tom getroffen habe, dachte ich, dass es die ideale Idee wäre. Denn Biker sehen sich als große Familie. Als Rückardt für einander. Ich habe eben die Hoffnung nicht mehr in sowas reingezogen zu werden." Auf Dusts Gesichtsausdruck tauchte ein breites Grinsen auf. „Dann bist du verdammt gut bei uns aufgehoben. Wir sind dazu einer von den Clubs, die wild aussehen, aber noch nie was Großes angestellt haben." Oliver zog die Augenbrauen nach oben. „Ruhestörung und zu lauter Auspuff würde ich jetzt mal unter den Teppich kehren.", fügte sein Gast hinzu. Dann wanderte Dustins Blick zur Wanduhr. „Verdammt. Schon ein Uhr früh? Ich muss los." Er stand vom Tisch auf und wollte seine Schlüssel nehmen. Doch Oliver war schneller. „Gehört Trunkenheit am Steuer auch unter den Teppich?" Der Braunhaarige zog eine Schnute. Seufzend schob Oliver Dustins Schlüssel in die Hosentasche. „Du kannst auf dem Sofa schlafen." „Da ist es voll unbequem!" „Keine Wiederrede, Dustin."


Der schmale GradWhere stories live. Discover now