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Lieber Oliver,

ich weiß, dass du verdammt sauer auf mich bist. Es tut mir ehrlich leid. Ich wollte dich nicht damit überrumpeln. Es ist einfach aus mir raus geplatzt. Können wir nicht nochmal in Ruhe reden? Mein Bruder hat eine Ablenkung für mich organisiert. Sein Name ist Bastian. In diesem bestimmten Fall brauche ich deine Hilfe. Ehrlich! Ich werde ihn einfach nicht los. Bitte melde dich, wenn du bereit bist mit mir zu reden.

Dustin

Oliver grinste. Das glich schon einem verzweifelten Hilferuf. Die anderen Karten waren eher normal. Plötzlich vibrierte sein Smartphone. Er zog es aus seiner Hosentasche heraus. Und glaubte nicht, was da auf ploppte.

Hey. Ich weiß, dass du das hier nicht liest. Aber du fehlst mir. Sehr. Viel zu sehr. Bastian geht mir auf den Keks. Ich denke, bei dir ist alles gut?

Schmunzelnd überlegte Oliver, ob er nicht doch zurückschreiben wollte. Dustin hatte es irgendwie verdient.

Bei mir ist alles gut. Lust auf Tee und Kaffee?

Dustin brauchte keine Minute um zu antworten.

Bin leider nicht in der Stadt, sorry. Ich komme erst nächste Woche zurück. Hast du Mittwochabend Zeit?

Ab folgenden Mittwoch hockte Oliver tatsächlich in ihrem Lokal. Dustin war verdammt spät dran. Mit zwanzigminütiger Verspätung ließ sich der Braunhaarige mit den schönen olivgrünen Augen Oliver gegenüber fallen. Er wirkte abgehetzt. „Tut mir leid. Ich wurde aufgehalten." Der Blonde schmunzelte. „Bastian etwa?" Verlegen nickte Dustin. „Seit mein Bruder ihn mitgebracht hat, ist er wie eine Klette." „Dann weißt du, wie ich mich fühle." Das war Olivers einziger Kommentar dazu. Verdutzt wurde er angesehen. „Bin ich so aufdringlich?" Der Blonde nickte sofort. „Sorry.", murmelte Dustin, „Das mit den Geschenken war eine Art Rache, weil du einfach abgehauen bist." Grinsend nickte Oliver. „Ja, das war fies. Auf der Arbeit lachen sie mich schon alle aus wegen deinen „Liebesbeweisen"." Verlegen kratzte sich Dustin am Hinterkopf. „Das ist eben meine Art Frust zu schieben." Das konnte Oliver nicht ganz glauben.

Sie unterhielten sich noch eine Weile über belanglose Dinge. Als Oliver das nächste Mal auf die Uhr schaute, zeigten sie drei Uhr morgens. In weiser Voraussicht hatte er sich für diesen Tag freigenommen. „Das klingt jetzt sicher doof, aber... willst du bei mir schlafen?" Oliver betrachtete ihn schweigend. Tatsächlich lag seine eigene Wohnung auf der anderen Seite der Stadt. Eine Stunde Fahrt, wenn nichts los war. In ihm regte sich ein leiser Verdacht. Dustin wusste also, wo er wohnte. Trotzdem war er dort niemals aufgetaucht. Zufall? Nein, daran glaubte Oliver nicht mehr.

„Ich war noch nicht soweit, wie du denkst.", sagte der Braunhaarige. Kurz traf ihn ein irritierter Blick. „Ich bin zwar noch nie dort gewesen, aber Straßennamen kann ich mir merken." Jetzt hatte er es endlich zugegeben. „Manchmal fragte ich mich, wer deine Informanten sind." Dustin lächelte schief. „Das bleibt mein Geheimnis."


Der schmale GradWhere stories live. Discover now