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Wiedermal landeten sie bei Dustin. Statt stumpf den Bildern auf dem Bildschirm zu folgen, zockten sie stattdessen das Lieblingsspiel des Hausherrn. Oliver verlor Runde um Runde. Aber das stand bereits vor Spielstart fest. Dustin war ein Meister der virtuellen Waffen.

„Kann ich dich was fragen?" „Sicher.", murmelte Dustin und konzentrierte sich weiter aufs Spiel. Ohne Vorwarnung drückte Oliver auf das grünleuchtende X auf dem Controller und stoppte damit das Spiel. „Hey!", protestierte Dustin sofort, „Was soll das?" Sein Gast zuckte mit den Schultern. „Keinen Bock mehr." Ernst betrachtete Oliver Dustin. „Warum jagst du mir so verdammt ausdauert hinterher?" Perplex starrte ihn der Braunhaarige an.

„Du bist einfach eine Faszination für dich.", antwortete er und versank förmlich in den blauen Augen, „Ich kann das nicht erklären." Oliver nickte unsicher. „Würdest du sagen, du bist verliebt oder liebst du mich?" Diese Worte in dieser Reihenfolge musste Dustin erst einmal verdauen. Meinte Oliver das gerade ernst? Vor ein paar Monaten war er einfach abgehauen als Dustin ihm seine Gefühle offenbart hatte und jetzt das? Der Braunhaarige seufzte. „Du spukst immer noch in meinem Kopf und ich liebe dich nach wie vor. Du bist keine einfache Liebelei. Du bist was Besonderes." Frustriert drückte Dustin auf das große X, erschoss gnadenlos Olivers Charakter und schaltete die Konsole aus. „Du hast eine seltsame Art deine Liebe zu zeigen.", bemerkte Oliver. „Na und? Du bist hetero und das war bloß ein Spiel, man. Ich habe hier..." Er zeigte auf seinen Kopf. „Längst kapiert, dass ich nur verlieren kann. Aber hier..." Seine Hand legte sich auf die Brust. „Hier geht es einfach nicht rein. Es geht nicht. Egal was ich mache." Noch tiefer konnte Dustin nicht sinken. Er rechtfertigte sich hier mit erbärmlich klingender Stimme vor einem Typen, der ihn höchstens als guten Kumpel anerkannte.

„Dann hör doch einfach mit den Gegenmaßnahmen auf.", schlug Oliver vor. Er klang dabei fast wie ein Therapeut. „Soll ich dir etwas weiter nach dackeln wie ein Hund?" Der Blonde grinste. „Vielleicht würde ich es zulassen, wenn du in die Offensive gehst." Die blauen Augen blitzten ihn provozierend an. Wollte ihn Oliver hier ködern oder war das eben sein Ernst? Er wurde einfach nicht schlau aus diesem Kerl. Normalerweise tat Dustin nie etwas Unkalkulierbares. Aber Oliver sorgte regelmäßig für unüberlegte Aktionen im Leben des Braunbärs. Wieso sollte der Blonde nicht einfach mal dafür bezahlen? Und wenn es nur ein einzelner Kuss war.

Vorsichtig näherte sich Dustin Olivers Lippen. Der Blonde ließ sich küssen. Dustin schaute ihn verwundert an. „Ich bin eben neugierig." Das wollte der Braunhaarige jetzt nicht hören. Doch es war ein Anfang. Vielleicht konnte er Oliver zu ein bisschen mehr bewegen.

Das Wochenende und die Woche danach verbrachten sie zu zweit. Der Zufall wollte es, dass sie sich beide unabhängig voneinander freigenommen hatten. Finn war natürlich alles andere als begeistert. Von Bastian ganz zu schweigen. Dustin war das egal. Er hatte seinen Traummann im Arm. Gerade kuschelten die beiden Männer auf dem Sofa. Mit feinen kreisenden Bewegungen massierte Oliver die Kopfhaut des Braunhaarigen. Entspannt schloss Dustin die Augen und legte seinen Kopf auf Olivers Schoß. „Ist es wirklich nur Neugierde?", murmelte er. Die Hand an seinem Kopf hielt inne. „Ich weiß es nicht. Ich bin mir nicht sicher, was es ist. Verstehst du?" Dust nickte. Natürlich kannte er das. Bei ihm hatte es ähnlich angefangen. Wobei Frauen bei ihm nie wirklich ein Thema gewesen waren. Noch dazu war er da erst dreizehn. Er lächelte über die alte Erinnerung.

„Das wird schon. Nach einer Zeit, weißt du instinktiv, wo du hingehörst." Oliver schwieg. Deshalb öffnete Dustin seine Augen. Der Blonde biss auf seiner Unterlippe herum. „Und wenn mich das von dir wegführt?" Dustin zuckte mit den Schultern. „Dann kann ich es nicht ändern. Vorrangig möchte ich, dass es dir gut geht und du glücklich bist." Er sagte das so einfach. Doch alleine die Vorstellung Oliver in den Armen einer oder eines anderen zu sehen, brach ihm das Herz.

„Du wärst nicht der erste, der mich als Versuchskaninchen benutzen. Also mach dir keinen Kopf.", brachte Dustin tapfer die Worte über die Lippen. Verträumt betrachtete ihn Oliver und strich ihm seine dunklen Strähnen aus dem Gesicht. „Das will ich nicht, Dustin. Ich fühle mich seltsam wohl bei dir. Aber ich kann es nicht einordnen." Der Braunhaarige rappelte sich auf und setzte sich auf Olivers Schoß. „Lass dir Zeit und genieß es."

Der schmale GradWhere stories live. Discover now