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Drei Wochen waren vergangen. Keine neuen Resultate aus dem Morddezernat. Viel Papierkram. Oliver hätte kotzen können. In der Mittagspause hockte er auf der niedrigen Mauer vor dem Revier. Seufzend biss er von seinem Sandwich ab. Es war sonnig und schön warm. Doch plötzlich wurde die Sonne von etwas verdeckt. Genervt schaute er nach oben. Verwirrt zog er die Augenbrauen zusammen. „Was machst du hier?" Der Braunhaarige zuckte mit den Schultern. „Schätze, ich vermisse dich." Über Olivers Gesicht zog sich ein breites Lächeln. „Ich dachte, ich bin bloß ein Spion?" „Du? Niemals." Ohne zu fragen setzte sich Dustin neben ihn. „Ich wusste, wie wichtig dir dein Job ist. Ich hätte nicht so überreagieren sollen. Ich war eben angefressen." „Angefressen? Dann will ich dich nie wütend erleben." Lachend klopfte ihm Dustin auf die Schultern. „Ich habe befürchtet, dass du mich gleich verjagst, wenn ich hier auftauche." Listig betrachtete Oliver seinen Freund. „Ist ja auch mein Revier. Mein Revier, meine Regeln." Schweigend betrachtete sich die beiden.

„Bist du wirklich wegen mir gekommen?" Oliver schaute seinem Gegenüber genau in die Augen. „Oder brauchst du wieder Informationen?" Der Braunbär schnaubte kurz. „Ich wollte dich zum Essen einladen. Mich mit dir vertragen und... Naja..." So etwas hatte Oliver bereits vermutet. „Dustin... Ich habe im Moment leider nicht so viel Freizeit. Der Polizeichef hat Melanies Fall auf Prio 1 gesetzt. Außer der Streife ist jeder mit dem Fall betraut." Dustin zog eine bittende Schnute. „Du ziehst die Arbeit schon wieder vor!" „Also mach jetzt bloß keine Szene. DU hast MICH rausgeworfen!", maulte Oliver sofort zurück. „Du könntest mir wenigstens noch eine Chance geben." Dustin bekräftigte seine Aussage mit dem ausgestreckten Zeigefinger. Doch Oliver schüttelte nur den Kopf. „Lass mich erst den Fall abschließen. In Ordnung?" Abrupt stand Dustin auf. „Melde dich einfach." Verdutzt starrte Oliver dem Braunhaarigen seufzend hinterher. Wieso mussten sie bloß immer streiten? Aber was hätte Oliver auch sagen sollen? Er war sich nicht sicher. Sollte er sich nochmal auf den Braunhaarigen, einem Member, einlassen? Sein Job war ihm wichtig. Solange Dustin das nicht respektierte, konnte das nichts werden.

Auf seinem Schreibtisch türmte sich Papierkram. Darauf hatte er sowas von Lust. Achtung. Ironie im Überfluss. Als wenn sein Tag nicht scheiße genug war. Es war zwei Uhr durch. Wenn er sich jetzt ernsthaft an die Arbeit machte, konnte er sicher bis sechs Uhr fertig sein. Mit einem Anflug von Selbstmotivation machte er sich ans Werk. Das nächste Mal, als sein Blick zur Uhr fiel, zeigte sie zweiundzwanzig Uhr. Seufzend klappte er die Akte zu und warf sie auf den Stapel. Der Rechner fuhr auf Befehl herunter. Licht ausknipsen und fertig.

Am Ende des Ganges, jenseits der Doppelglastür, ersetzten die Lampen munter das fehlende Sonnenlicht. Die Mordkommission war noch schwer am Schuften. Für Oliver war heute allerdings Schluss. Zuhause fiel er müde ins Bett.

Unbarmherzig klingelte der Wecker am Morgen. Knurrend drückte Oliver auf sein Display. Welcher Depp auch immer dies Wecker-Funktion eingeführt hatte.


Der schmale GradWhere stories live. Discover now