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Dustin konnte es kaum glauben. Auf der anderen Seite der Straße lief Sven. Seit er verhaftet wurde, fühlte sich Dust mies. Vor allem, weil sein Kumpel danach wie vom Erdboden verschluckt gewesen war. Aus Tom hatte er schließlich ein paar Details herausbekommen. Er hatte sie nicht geglaubt. Das Schauspiel vor ihm bewies Toms Informationen. Einzig Svens richtigen Namen hatte der Supporter nicht gewusst. Das wollte Dustin heute ändern. Eben war der Blonde abrupt stehen geblieben und motzte seinen Begleiter an. Ausgerechnet jetzt fuhr ein Auto vorbei. Aber er wurde bemerkt, da war Dust sich sicher. Also stand er auf. Ungeniert schlenderte er über die Straße. Etwas reflektierte an Svens Gürtel. Jetzt hatte der Braunbär einen endgültigen Beweis. Aber das musste Sven – oder wie er auch immer hieß – nicht wissen.

„Hey Sven!", begrüßte er ihn. Der andere betrachte ihn vorsichtig, ließ sich jedoch in den Arm nehmen. „Was willst du hier?", wurde er harsch begrüßt. „Nun. Ich habe dich eben vermisst. Du warst auf einmal verschwunden." Den vorwurfsvollen Blick konnte er sich nicht verkneifen.

„Ich musste was klären." Natürlich. Sven hatte ihn die letzten Tage also bemerkt. Er ging im Präsidium ein und aus. Was wollte er Dustin hier erzählen? Aber der Biker spielte mit. „Gehst du später mit mir einen Kaffee oder so trinken?" Sven wechselte einen Blick mit seinem Begleiter. Der zuckte nur mit den Schultern. „Also gut. Wann?" „Sagen wir um drei? Bei unserem alten Platz?" Sven nickte. Fürs erste zog sich Dust zurück.

Am Treffpunkt – einem netten Coffeeshop in der Innenstadt. Dort traf Dustin ohnehin viel zu früh. Fast eine Stunde bewachte er den Platz bis Sven endlich auftauchte. Schweigend setzte er sich. „Ich wiederhole mich eigentlich nie. Was willst du?", brach er die Stille. „Das sagte ich bereits. Du hast mir gefehlt." Sven nickte misstrauisch. „Wieso kannst du mir nicht vertrauen?" Der Blonde schwieg. Gut, dann eben nicht. Dustin konnte es nicht ändern, wenn Sven nicht reden wollte. Er schob seinem Gast die Getränkekarte zu. Wie immer bestellte Sven einen Eiskaffee. Dust verkniff sich ein Seufzen. Diese wunderschönen blauen Augen, von denen er in letzter Zeit so oft träumte. Dazu die blonden Strähnen und dieser... böse Blick?

„Was ist?" „Du siehst mich schon wieder so an." Dustin zuckte mit den Schultern. „Du glaubst mir sowieso nicht." Sein Gegenüber nickte. „Du bist nun mal bekannt dafür, Kerle aufzureißen und sie dann fallen zu lassen." Mit hochgegangen Augenbrauen fiel Dustin der Kinnladen herunter. „Habe ich irgendwas in der Art bei dir gemacht?!" „Das heißt nicht, dass es nicht passiert!" Seufzend ließ Dustin den Kopf sinken. Eine drückende Stille entstand zwischen den beiden. Zwischendrin wurden ihre Getränke gebracht. Sven stürzte sich sofort auf seinen Eiskaffee. Genervt rührte Dustin mit dem Strohhalm in seinem Eistee herum. Der Blonde ignorierte gekonnte seine Blicke.

„Für dich würde ich mich ändern.", murmelte Dustin, „Ich habe schließlich auch kein Problem damit, dass du mir nicht die Wahrheit über sich dich verraten willst." Svens Augen weiteten sich. Der Braunhaarige glaubte sogar einen Funken Angst zu erkennen. „Wer bist du, Sven? Ein Mittelsmann? Ein V-Mann?" Sven antwortete nicht, betrachtete ihn stattdessen nachdenklich. Ob er ahnte, dass Dustin längst wusste, dass er ein Cop war?

„Ich darf es dir nicht sagen. Ich habe für die Geheimhaltung unterschrieben." Das war taktisch eine gute Ausrede. Fürs Erste gab sich Dust damit zufrieden. „OK. Sagst du mir wenigstens deinen Namen?" Wieder wurde er angestarrt. „Den weist du doch." Der Braunhaarige lachte ohne Freude und schüttelte den Kopf. „Sven Bortner existiert nicht. Ich habe es auf dem Meldeamt probiert als du verschwunden warst." Sven seufzte. „Gut. Erwischt.", knurrte der Blonde, „Aber wehe, du tauchst vor meiner Wohnung auf!" Dust hob abwehrend die Hände hoch. „Nur mit deiner ausdrücklichen Erlaubnis, sonst nicht, ich schwöre." „Du wirst niemanden meinen Namen verraten, klar?" Er nickte. „Mein Name ist Oliver und ich warne dich! Wenn du dich in mein Privatleben einmischst, kannst du was erleben!" Die Stimme des Blonden wurde immer lauter. Sie genossen unbemerkt die ganze Aufmerksamkeit des gesamten Lokals.

„Das werde ich sicher nicht. Beruhige dich bitte." Plötzlich vibrierte Dustins Smartphone. „Ich muss ohnehin los. Mein Bruder verlangt nach mir." Dust schnappte sich eine Serviette und kritzelte seine Handynummer drauf. „Wenn du vielleicht doch noch mal Lust hast was, zu unternehmen, Oliver."

Am Clubhaus erwartete ihn bereits sein Bruder. „Er ist ein Bulle." Dust nickte nur. „Ich weiß. Ich habe heute seine Marke gesehen." „Du hast dich mit ihm getroffen, obwohl du es wusstest?" Wieder nickte der Braunbär. Finn knurrte ihn böse an. „Ich musste ihn einfach sehen." „Bist du bescheuert?! Wenn die einen Fehler von uns ausmachen, machen sie unseren ganzen Club dicht!" Sein kleiner Bruder nickte wieder. „Er wird nichts machen. Versprochen." „Woher, zum Henker, willst du das wissen?" Finn klatschte sich die flache Hand ins Gesicht. „Beruhige dich. Ich vertraue ihm." „Wieso bist du nur mein Bruder?!" Schimpfend strampelte Finn nach draußen.


Der schmale GradWhere stories live. Discover now