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Das Sonnenlicht ballerte ihm ungebremst ins Gesicht. Wieso musste diese Wohnung und vor allem dieses blöde Fenster im Osten liegen?

Grummelnd setzte sich Dustin auf. Mit kleinen Augen schaute er sich um. Alles so wie immer. Svens Wohnung eben. Vielleicht sollte er Frühstück machen? Aber erst einmal lüften. Gähnend riss er das Fenster zur Straße auf und lehnte sich aufs Fensterbrett. Unten fuhr eine Streife vorbei. Ungewöhnlich für diese Gegend. Hatte sich ein Anwohner mal wieder über mehrere Falschparker beschwert? Mit dem Blick folgte er dem blau-silbernen BMW. Der Wagen stellte sich in die nächste freie Parklücke. Da hatte wohl einer seinen Dienstwagen mit nach Hause genommen.

Langsam wurde es frisch. Als er gerade das Fenster schloss, kam Sven an getapst. „Na, Schlafmütze. Frühstück?" Er nickte und fuhr mit seinen Fingern durch den blonden Irrgarten auf seinem Kopf. Dustin hätte schmelzen können. Riss sich aber rechtzeitig zusammen.

Zum Frühstück landete Müsli auf dem Tisch. Dustin betrachtete seinen Gastgeber, wie er im Halbschlaf versuchte den Löffel in den Mund zu stecken. „Wer von uns hat gestern getrunken?" „Ich schlafe noch!", maulte Sven ungehalten. Oho. Der Kandidat hat hundert Punkte. Sollte er Sven vielleicht von seiner Beobachtung erzählen? Möglich, dass er dann wach wurde.

„Rufen deinen Nachbarn oft die Polizei?", versuchte er eine Unterhaltung anzustoßen. Sven schaute ihn aus müden Augen an. Der Löffel hing vor seinem Mund als hätte er vergessen, was er tun wollte. Dann schüttelte er den Kopf und der Löffel fand seinen Weg. Erst dann antwortete er. „Nein. Eigentlich nicht." „Wohnt ein Cop in der Straße?", bohrte Dustin weiter nach. Sven legte den Löffel in die leere Schüssel. „Keine Ahnung. Wieso willst du sowas um die Uhrzeit wissen?" Dustin schielte zur Uhr. „Es ist Mittag.", murmelte er, „Zwei Häuser weiter steht ein blau-weißer Party-Bus." Svens Augen weiteten sich. „Bist du sicher?" Der Gast nickte. „Soll ich gehen?" Der Blonde nickte. „Willst du darüber reden? Vielleicht kann ich dir helfen?" Ein demonstratives Kopfschütteln. Auch wenn es ihn unter den Fingernägeln juckte, folgte Dustin der Bitte. „Meine Schlüssel." Auffordernd streckte er seine Hand entgegen. Brav wurden sie ihm ausgehändigt. Er winkte nochmal zum Abschied und schlenderte dann die Treppe hinunter.

Vor dem Haus erwartete ihn ein Empfangskomitee. Vier Beamte lungerte bei Svens und seinem Motorrad herum. „Entschuldigung, aber das ist meine. Unverkäuflich." Frech scheuchte er die vier in Blau zur Seite. „Und die hier?", erkundigte sich einer der Ordnungshüter. „Die gehört meinem Kumpel. Wieso?" „Sie wurde bei einem Überfall auf eine Tankstelle gesehen. Vermutlich gehört sie dem Täter." Beinahe hätte Dustin laut losgelacht. „Nein, ganz sicher nicht. Wir waren die letzten Wochen fast immer zusammen." Der junge Polizist grinste. „Auch vorletzten Samstag?" Eigentlich nicht. Denn da hatte Dustin seine Schwester besucht. „Möglich. Keine Ahnung.", murmelte der Braunhaarige, „Kann ich jetzt fahren?" „Wir halten Sie nicht auf."

Dustin verharrte hinter der nächsten Ecke und beobachtete das Gesehen unbemerkt. Es dauerte ein paar Minuten, in denen er ungeduldig wartete. Dann traten die Beamten aus dem Wohnhaus. Mit Sven in Handschellen. Der Blonde biss auf seiner Unterlippe herum. Er wurde auf den Rücksitz des BMW verfrachtet, der Minuten später losrollte. Hinterher fuhr ein schwarzer BMW. Zivilstreife. Die hatte Dustin nicht bemerkt. Aber hier konnte er sich kaum etwas vorwerfen. Denn schließlich wurden sie für verdeckte Ermittlungen eingesetzt

Nachdenklich fuhr Dustin los. Konnte er sich so in Sven getäuscht haben? Er war immer komisch. Aber ein Überfall? Nein, da stimmte etwas eindeutig nicht.

Der schmale GradWhere stories live. Discover now