Kapitel 15

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Malea kam stürmisch in den Stall gerannt und unterbrach die angespannte Unterhaltung zwischen dem König und mir. Sie warf sich um meinen Hals und hielt mich fest. „Du wirst mir fehlen!" schluchzte sie.

„Wenn du weiter so glücklos auf der Suche nach einem Ehemann bist, wirst du deiner Cousine bald folgen. Malea überdenke nochmal, nicht doch Eomér zu heiraten. Er ist Hauptmann und deines Standes würdig ... Damit wären alle zufrieden." verkündete der König.

Mein Atem stockte, Malea's Augen weiteten sich und Eomér wurde wieder stocksteif. Keiner der Anwesenden hielt das für eine gute Idee, außer Theodén. Ihm schien die angespannte Stimmung kaum aufzufallen. „Darüber unterhalten wir uns, wenn der Hauptmann wieder zurück ist." schloss das Oberhaupt die Unterhaltung, wünschte uns eine gute Reise und verabschiedete sich.

„Das wird niemals geschehen!" beschloss Eomér mit fester Stimme. Das war es also, was mit ihm besprochen wurde und außerordentliches Unbehagen auslöste.

„Vielleicht sollten wir darüber nachdenken ... Wir könnte eine Ehe zur Zufriedenheit aller führen und du könntest trotzdem mit Lynea zusammen sein ... und ich mit Halev.... es wäre doch gar nicht so schlimm ...." druckste Malea weinerlich vor sich hin.

„Das kannst du dir aus dem Kopf schlagen Malea! Ich werde einzig und allein deine Cousine ehelichen und sonst niemand anderen! Die Möglichkeiten, die du dir offen hältst, sind unrealistische Träumereien! Schlag dir das aus dem Kopf!" Der Hauptmann war wütend und musste sich sehr zusammenreißen, das sah ich ihm an.

„Lass uns aufbrechen!" warf ich in den Raum, um die Situation aufzulösen.

Eomér trieb sein Pferd an, bis Edoras aus der Sichtweite war. Mit etwas Abstand zu Jolanda und Isolde ritten wir nebeneinander her. „Ich fasse es nicht, dass Malea das wirklich als Option sieht." seine Wut kehrte zurück.

„Sie ist noch ein Kind ... und hilflos. Sie hat Angst – Eomér! Sei nicht so hart zu ihr – ich bitte dich." forderte ich sanft.

„Hat ihr Vorschlag nichts in dir ausgelöst?" fragte er skeptisch.

„Du liebst mich und ich liebe dich – daran ändert sich nichts! Auch nicht die unbedachten Worte eines verzweifelten Kindes!"

Sein Mund verzog sich zu einem Lächeln. „Warum musst du auch immer recht behalten?" fragte er sarkastisch und tat es mir endlich gleich. Er schüttelte die Unterhaltung von sich und genoss unsere gemeinsame Zeit, solange es eben möglich war.

Am Feuer waren wir alle eine heitere Runde, schwatzten und lachten zusammen, als wäre es ein Erkundungsausflug – der unser Leben nicht beeinflussen würde. Eomér saß hinter mir, nachdem wir aßen und noch den letzten Trunk zu uns nahmen, bevor wir schlafen würden. Seine Nähe tat gut, sein Gemüt war gelassen und gesprächig. Er kannte die Männer mit denen meine Freundinnen ihre zeit verbrachten, also plauderte er aus dem Nähkästchen und erheiterte die Runde. Sein Humor war unschlagbar und ich liebte den einfach, genauso wie diesen Mann.

Auch die folgenden Abende waren vergleichbar heiter. Meine Freundinnen nahmen mich nicht so sehr in Anspruch und ließen Eomér und mir die Zweisamkeit, die uns noch blieb. Mein Herz wurde schwerer – umso näher wir Minas Tirith und Boromir kamen.

„Lynea, was hast du?" fragte mich der Hauptmann zärtlich. Ich kuschelte mich an seine Brust und atmete tief durch. „Du fehlst mir jetzt schon! Die Zeit mit dir war wundervoll und viel zu kurz!"

„Meine Schöne ... Liebste! Du darfst niemals dein Lächeln verlieren! Versprich es mir! Das hält mich am Leben.... Du bist mein Sonnenschein und wenn du nicht mehr strahlst, vermag mich nichts mehr zu wärmen!"

Ich hielt ihn fest, ohne die Absicht, ihn jemals loszulassen! Meine Küsse erwiderten seine Zuneigung. „Ich verspreche es mein Schöner!"

Trotz vieler Pausen erreichten wir unser Ziel und wurden auch schon vom Truchsess, Boromir und Faramir empfangen. Der Hauptmann, Edoras, schlüpfte in seine Rolle und begrüßte diplomatisch das Empfangskomitee. Auch mein Ehemann erfüllte seine Rolle und begrüßte mich in einer Umarmung mit einem Kuss auf der Wange. In mir zerbrach etwas- Eomér anzusehen – seinen Kiefer, der sich aufeinander presste, mich nicht ansehen konnte.

Erania rannte mir freudig in die Arme und ich hob sie auf den Arm. Sie deutete auf Eomér und brabbelte vor sich hin. „Das ist ein guter Freund von mir – Eomér, der Hauptmann von Edoras." Der Krieger fühlte sich angesprochen und reichte dem kleinen Mädchen die Hand, welche sie mit ihrem Händchen zaghaft berührte. „Hocherfreut kleine Dame!" schäkerte er schmunzelnd. Boromir trat an ihn heran und begrüßte Eomér formell.

„Ich erledige mit dem Hauptmann alles Vater – geh und ruh dich aus!" zufrieden nickte der Truchsess und schleppte sich in sein Gemach. „Was ist mit ihm?" fragte ich meinen Mann entgeistert. „Ein hartnäckiger Husten ließ ihn kurzatmig werden. Deswegen brauchen wir die fähigsten Heilerinnen. Es darf kein Dauerzustand werden!" Jolanda und Isolde verstanden die Andeutung und folgten Denethor. Erania wurde von einer Amme übernommen und so blieben nur Faramir, Boromir, Eomér und ich.

„Lynea, ich bin froh, dass du zu mir zurückgekehrt bist! Nach dem Bericht von Faramir ... hatte ich Bedenken. Ich weiß, wie schwer es ist, sich von einem geliebten Menschen loszueisen. Eomér, ich stehe zu meinem Wort und gestatte die Beziehung zwischen euch, solange sie im Verborgenen ist! Lynea hat Euch sicher aufgeklärt?"

Eomér richtete sich auf. „Ich weiß Euer Entgegenkommen zu schätzen! Natürlich werden wir Eure Bedingungen einhalten! Doch wisset – ich werde Lynea zu meiner rechtmäßigen Frau nehmen, sobald es mein Stand ermöglicht." Er hielt sich nicht unbedingt zurück.

Boromir lachte laut auf. „Ein Mann mit Kampfgeist! Eomér – ich verstehe die Liebe, aber ich bin auch Diplomat. Ich kann Lynea nicht ohne weiteres frei geben und zu Eurer Frau werden lassen ...."

„Wir werden sehen, wenn es soweit ist!" unterbrach der Hauptmann die Diskussion.

„Man könnte meinen, die Frau, um der es geht, hat hier gar nichts zu melden." warf Faramir ein, der das Ganze beobachtete.

„Sei unbesorgt – Eomérs Absichten wurden mir offenbart." Ich hielt meine Hand mit seinem Ring hoch.

„Lynea, ich verstehe, dass du ihn nur zu gern heiraten möchtest ... Doch so einfach ist das nicht!" warf Boromir besänftigend ein.

Beschwichtigend gestikulierte ich und untermauerte das mit meinen Worten: „Wie Eomér schon sagte, wenn es so weit ist – werden wir eine Lösung finden!"

Kopfschüttelnd wurde mein Mann zornig.

„Denkst du an die Konsequenzen? Alles würde zusammenbrechen und die Konsequenzen wären für alle Beteiligten verheerend! Ich kann euch nicht mehr geben – Frau!"

Eomér wurde nun auch wütend, das sah ich ihm an, doch verhinderte ich seinen Ausbruch. Die Zugeständnisse, die uns Boromir machte, sollten möglichst erhalten bleiben.

„Ich bin dir zutiefst dankbar und stehe ewig in deiner Schuld Boromir! Natürlich würde Eomér niemals den Frieden zwischen den Ländern gefährden. Es gibt keinen Komplott Boromir – lediglich das Bedürfnis nach einer legitimen Ehe. Wer weiß, was die Zukunft bringt? Bis dahin wollen wir nicht streiten oder Feindseligkeit säen!" beteuerte ich.

Ich stellte mich zwischen den beiden Kriegern und schaute von einem zum anderen. Jeder atmete durch und letztendlich reichten sich die Männer die Hand, wie Kinder, die gezwungen wurden, sich zu vertragen.

„Geht nach Osgiliath, solange Eomér hier bleibt. Doch mein Vater möchte selbst noch diplomatische Gespräche führen – ihr werdet nicht viel Zeit füreinander haben." Mit einer Handbewegung bedeutete der Sohn des Truchsess, ihm zu folgen.

Jugendliebe vergeht nicht (Eomér FF)Where stories live. Discover now