Kapitel 19

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Zum ersten Mal an diesem Abend und seit 9 Monaten spürte ich seine Lippen auf meinen.

„Ihr beide könnt in unserem Schlafzimmer nächtigen. Wie lange wirst du bleiben?" warf Boromir in ruhigem Ton ein.

„Ich muss bei Sonnenaufgang wieder aufbrechen – es tut mir leid Liebes. Schon bald werde ich für einen längeren Besuch herkommen."

Stille – eine bedrückende Stimmung aus verschiedensten Gründen.

„Du gibst mir deinen Segen, Lynea zu schwängern?" die Frage richtete sich an den Reisenden.

Eomérs Kiefer malmten aufeinander. Sichtlich angespannt antwortete er mit einem Nicken auf seine Frage.

„Ich bitte dich ..." seine Stimme versagte ihm. Boromir übernahm taktvoll das Wort. „Ich werde mich auf ihre fruchtbaren Tage beschränken – du hast mein Wort!"

Mein Mann, kippte den restlichen Wein hinter, gab mir einen gute Nacht Kuss auf die Stirn und erbat mit Eomér noch ein Vieraugengespräch. Beide Männer verließen den Raum und ließen mich allein.

Sie sprachen mit gedämpften Stimmen, sodass ich wahrlich kein einziges Wort vernehmen konnte. Nach einer ganzen Weile kehrten sie zurück, nickten sich zum Abschied zu und zogen ihrer Wege. Boromir ging in Eranias Zimmer und würde sicherlich dort nächtigen, während Eomér zu mir kam. „Ich brauche dich." sagte er sanft. Ich griff nach seiner Hand und führte ihn in das Schlafgemach. Dort angekommen und bei Kerzenschein erkannte ich sein müdes Gesicht besser. Sanft streichelte ich seine Wange und küsste ihn liebevoll. Er hielt mich an der Hüfte fest, zog mich so nah wie möglich an ihn heran.

„Ich will dich spüren Liebste. Noch einmal ganz und gar für mich, bevor du deinen Pflichten als Ehefrau nachkommen musst."

„Du weißt, dass mein Herz allein dir gehört!" beteuerte ich mit kratziger Stimme.

„Ich weiß, ebenso wie meines dir gehört! Warum nur, verhindert das Schicksal unsere Verbundenheit ... Warum müssen wir so leiden?" Die Fragen waren nicht an mich gerichtet, sondern in den Raum gestellt. Mit einer Handbewegung ließ er den schweren Reisemantel fallen und entledigte sich seiner Stiefel. Er stellte sich an das Fenster und ließ den Blick über Minas Tirith schweifen. „So oft spiele ich mit den Gedanken, dich zu holen und weit weg in fernen Landen ein neues Leben mit dir zu beginnen... Doch was wäre ich dann für ein Mann? Ein Feigling ... das würde dir nicht gerecht werden und mit der Schmach könnte ich nicht leben."

Ich stellte mich hinter Eomér und umarmte ihn, während mein Kopf zwischen seinen Schultern ruhte und seine Atmung spürte.

„Ich würde dir überallhin folgen mein Schöner."

Ein schnaufen kommentierte das. Seine Hand fuhr durch sein Haar während er tief atmete.

Mein Herz krampfte sich zusammen. Irgendwas lag ihm auf dem Herzen.

„Was hast du?"

„Everard ist verstorben. Edda ist sehr unglücklich. Er starb in ihren Armen ... . Ich könnte mir keinen schöneren Tod vorstellen.... . Schreib ihr Liebes – spende ihr Trost."

Diese Nachricht betrübte mich zwar, doch erleichterte sie mich auch, denn fürchtete ich, dass ihn etwas anderes belastet.

„Deine Cousine ... Malea, sie führt unbeirrt die Beziehung zu Halev im Verborgenen weiter. Sie bringt sich in Schwierigkeiten Lynea .... Vielleicht helfen ein paar liebevolle, strenge Zeilen von dir. Würdest du ihr ebenfalls einen Brief schreiben? Sie vermisst dich und wir reden hin und wieder, was ihr zu helfen scheint... vielleicht hört sie auf dich."

Überrascht von dieser Nachricht, die mir sehr verdeutlicht, was mir alles in Edoras entging, nickte ich zustimmend.

„Verübeln kann man es ihr nicht." antwortete ich schmunzelnd, steckte ich doch nahezu in der selben Lage.

Nach einem Moment der Stille zog ich meinen Liebsten das Hemd aus und streichelte seinen Rücken. Eine neue Narbe fiel mir auf. Vorsichtig strich ich darüber und betrachtete mir den restlichen Teil seines Oberkörpers. Die Wunde, die ich einst nähte hinterließ eine markante Narbe, die unverändert blieb. Ein sanfter Kuss darauf ließ seinen Kopf zu mir umwenden. Seine Sorgen waren gewichen und im Moment sah ich nur seine Zuneigung für mich. Seine bernsteinfarbenen Augen funkelten mich an. Küssend schob er mich zum Bett, worin wir uns beide fallen ließen und ausgelassen lachten.

„Es ist so schwer ... dich jeden Tag zu vermissen. Dein Lachen, dein Humor, deine durchdringende Blicke, deine Küsse, deine Umarmungen – einfach alles fehlt mir." schwärmte ich süffisant.

„Jetzt bin ich da." nach diesen Worten begann eine lustvolle Nacht voller Liebkosungen und Leidenschaft.

Jeder Genuss der mir vergönnt wurde nahm ich in mir auf. Die Glückseligkeit wuchs, ebenso wie das schlechte Gewissen. Genau in dieser Nacht und den folgenden beiden Nächten könnte eine Schwangerschaft entstehen. Mein Schweigen war beabsichtigt, denn wenn ich schon ein Kind in mir tragen sollte, wäre es tröstlicher, wenn Eomér der Vater des Kindes wäre.

Der stattliche Mann war unersättlich und beendete das Liebesspiel als ihn seine Kräfte endgültig in Stich ließen. Keuchend, verschwitzt aber zufrieden lagen unsere Körper aneinander gepresst. Meine Hand lag auf seiner Brust und seinem pochenden Herzen. Eomér ergriff meine Hand und strich über den Ring auf meinem Ringfinger. „Ich halte mein Versprechen!"

Ohne weiterer Worte löste er sich vorsichtig von mir und zog sich an. Der Himmel verfärbte sich in sanfte blau Töne und kündigte einen neuen Tag an. Ein Nachtkleid streifte ich mir über und half dem Krieger beim ankleiden, wobei viele Küsse ausgetauscht wurden.

„Du hast nicht geschlafen! Bitte ruh dich ein wenig aus, bevor du deine Reise fortsetzt!" bat ich ihn ruhig.

„Ich habe diese Nacht alles von dir bekommen und ich habe alles gegeben. Wir sehen uns wieder Liebste! Gib auf dich acht!" Seine braunen Augen trafen auf meine blauen und wandten sich nicht ab. Es war ein Blick in seine Seele, sein innerstes, den er mir ermöglichte. Gerunzelte Stirn und aufeinander gepresste Lippen warnten mich vor – der Abschied war für diesen kurzen Besuch endgültig.

Seine Hand streifte meinen Bauch, als er an mir vorbeizog und durch die Tür hinausging und aus meinem Leben trat – erneut für viele Wochen.

Ich ließ mich auf der Bettkante nieder und fürchtete mich vor dem Geräusch – dem dumpfen zuknallen der schweren Eingangstür.

Er musste auf dem Weg dorthin auf Boromir gestoßen sein. Zwei Männerstimmen sprachen miteinander, kurz darauf fiel die Tür ins Schloss und mein Oberkörper auf das zerwühlte Ehebett.

Jugendliebe vergeht nicht (Eomér FF)Where stories live. Discover now