Kapitel 21

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'Liebster Eomér,

die Frucht unserer Liebe wächst in meinem Leib. Ich bin im dritten Monat schwanger. Unter anderen Umständen wäre meine Freude riesig. Es betrübt mein Herz, dass du als Vater nicht bei mir sein kannst. In jener Nacht hatten wir uns nicht unterhalten, nun tragen wir die Konsequenzen, dessen Risiko jeder von uns eingegangen ist. Eomér es zerreißt mich und macht mir jeden Tag schwer, in den Spiegel schauen zu können.

Bitte verzeih mir, was ich dir zumute!

Ich liebe dich. Deine Lynea'

Es war ein kurzer Brief, doch drückte er alles aus, was in mir vorging.

Der Bruder meines Mannes nahm ihn an sich und wird ihn sicher an den Hauptmann übergeben.

Da ich eher mit Faramir's Rückkehr rechnete, als mit Eomér's Ankunft wurde ich zunehmend ungeduldiger. Sein Bericht würde mir Klarheit bringen, wie mein Liebster die Nachricht aufnahm ... und ob er erfolgreich war die Heirat mit Lothiriel zu umgehen. So viele Fragen und so langes warten auf meine Antworten. Meine Ungeduld bringt mich eines Tages noch um.

Mein Bauch wuchs und wuchs ebenso wie die Spekulationen, was es denn werden würde.

An einem Tag, der mir sehr gewöhnlich schien, kündigten Wachen Rückkehrer an. Auf dem Weg zur Plattform, um ausschau zu halten, schlug mein Herz wie wild. Das Kind in meinem Bauch schien die Aufregung zu spüren und strampelte fleißig in meine umliegenden Organe.

Faramir kam nicht alleine zurück, aber wer seine vier Begleiter waren, konnte ich nicht ausmachen. Ursprünglich ritt er allein nach Edoras.

Boromir trat an meiner Seite.

„Egal was passiert und wer ihn begleitet ... du darfst kein Aufsehen erregen!" dessen war ich mir bewusst, doch seine mahnenden Worte machten den Ernst der Lage noch deutlicher.

„Hilf mir ... falls man mir zu viel ansieht!" bat ich ihn, da ich mir selbst nicht traute.

Beschützend legte Boromir einen Arm um mich und einen auf meinen Bauch.

„Ich passe auf euch auf! Immer!" beteuerte er.

Gemeinsam schritten wir zur Königshalle, wo man die Besucher und den Rückkehrer am Tor empfangen würde.

Denethor stand ebenfalls bereit und delegiert seinen Erstgeborenen zu sich. Gebannt erwartete ich die Ankunft der Gruppe. Das Hufgetrappel wurde lauter, ebenso wie mein Herzschlag.

Endlich offenbarte sich mir, wer zur Gruppe gehörte. Faramir war an der Spitze des kleinen Zugs. Direkt danach folgte Isolde – sie sah nicht glücklich aus, eher besorgt, ihren Falten auf der Stirn nach zu urteilen. Einen Moment später offenbarte sich mir der Grund.

Eomér saß mehr schlecht als Recht auf seinem Pferd. Sein Gesicht war nahezu weiß und glänzte vom Schweiß. Ihm war etwas zugestoßen! Scharf sog ich bei dem Anblick die Luft ein und rang um meine Fassung. Boromir entging meine Reaktion nicht und er legte einen Arm um meine Taille, was mich erinnerte, meine Gefühle wieder unter Kontrolle zu bekommen.

Direkt hinter meinem Liebsten folgten Jolanda und zu meinem Erstaunen der Prinz – Theodréd. Boromir ging zu dem Hauptmann und half ihm vom Pferd, was den Verletzten vor Schmerzen aufstöhnen ließ.

Isolde und Jolanda eilten zum Truchsess und warfen sich auf die Knie.

„Herr, wir benötigen Arznei, die wir einzig aus Gondor bekommen. Sie rettete aufgrund meines Wissens Euer Leben. Wir bitten euch, den Hauptmann von Edoras damit behandeln zu dürfen in euren Hallen der Heilung!" Isolde fand die richtigen Worte. Doch mein Schwiegervater schien nicht endgültig überzeugt.

„Er rettete mein Leben – Vater." kommentierte Faramir im ruhigen Ton.

Der Truchsess strafte seinen jungen Sohn mit einem missbilligenden Blick. Einzig mit einer Kopfbewegung bedeutete er den beiden Heilerinnen, dass er ihnen gewährte.

Boromir stützte Eomér, der kaum noch bei Bewusstsein zu sein schien. Doch als sie auf meiner Höhe waren, blickte mein Liebster kurz auf, lächelte mild und zwinkerte mir zu. Dieser Charmeur – sah mehr Tod als lebendig aus, aber mich um den Verstand bringen, schaffte er selbst in solch einer bedrohlichen Lage.

Bei dem Truchsess stehend, wartete ich auf den Bericht. Theodréd begrüßte Denethor förmlich und bat nach der langen Reise um Speise und Trank. Meine liebsten Freundinnen waren schon längst in den Hallen der Heilung geeilt. Ich wusste, dass Eomér in den besten Händen war, weil die beiden einfach alles drum geben würden, dass er überlebt! So sehr es mir auch danach verlangte zu ihm zu eilen, musste ich meinen Drang beherrschen. Um mich abzulenken, scheuchte ich sämtliche Bedienstete durch die Stadt, um für ein angemessenes Mahl zu sorgen und eine Unterkunft für den hohen Besuch herzurichten. Auch für Eomér sollte ein einzelnes Krankenzimmer hergerichtet werden, damit er sich besser ausruhen konnte ... und ich mich besser zu ihm schleichen ... .

Gespannt lauschte ich Theodréd's Bericht. Er erzählte von Unruhen in Edoras. Dörfer wurden von wilden Menschen überfallen und ausgeplündert. Sowas kam immer mal wieder vor, aber nun kamen die Krieger kaum hinterher, Herr der Lage zu werden. Sie waren waffenmäßig im Vorteil, aber die Wildlinge griffen verschiedene Kleinstädte und Dörfer die weit auseinander lagen gleichzeitig an. Die Armee musste sich aufteilen und waren dadurch zahlenmäßig im Nachteil.

„Und wie hat es mein nichtsnutziger Sohn geschafft, dass er nun in der Schuld des Hauptmanns steht?"

Kleinlaut erläuterte Faramir die Situation, dass Eomér eine schwere Verletzung in Kauf nahm, um ihn vor einem Hinterhalt zu bewahren. Es war ihm sichtlich unangenehm, das stand ihm ins Gesicht geschrieben.

„Ihr müsst eure Streitmacht bereithalten Denethor. Die Wildlinge werden nicht bei Rohan halt machen und auch in Gondor einfallen!" warnte der Prinz den Truchsess.

Er witterte regelrecht, dass der Prinz nicht ohne Grund nach Minas Thirith kam. „Ihr wollt Männer, weil Eure sich niedermetzeln lassen haben?" fragte er höhnisch.

„Wir sind verbündete Denethor und müssen unsere Grenzen stärken. Lynea Gräfin von Hochburg aus Rohan wurde mit eurem Sohn vermählt, um unser Bündnis zu stärken! Ich bitte euch Denethor, obwohl ich das nicht machen müsste, um Eure Unterstützung!"

Beim Klang meines Namens wurde mir unglaublich übel. Vor allem als man den im Zusammenhang mit dem Bündnis brachte und mir klar wurde, was diese Heirat also bewirken sollte. Rohan sollte verbündete haben, denn daran mangelte es wahrlich. Die Eorlinga waren ein stolzes, stures und bevorzugt unabhängiges Völkchen. Ausgerechnet ich sollte unser Land stärken, durch die Ehe mit Boromir. Würde es jemals rauskommen, dass ich das Kind eines anderen Mannes unter meinem Herzen trug, könnte das mein Tod bedeuten.

Eine Zeit lang wurde debattiert, was mir glücklicherweise erspart blieb. Isolde holte mich zum Kranken für meinen fachmännischen Rat. Natürlich benötigte sie den nicht, sondern nutzte diesen Vorwand, um Eomér und mir etwas Zeit zu vergönnen.

„Geh zu ihm, ich bleibe draußen und halte Wache an der Tür! Ich klopfe, wenn es brenzlig wird! Dich wiederzusehen wird ihn stärken ... Er braucht dich Liebes."

Jugendliebe vergeht nicht (Eomér FF)Where stories live. Discover now