Kapitel 25

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Gemeinsam mit der Amme, die den stattlichen Edmund auf dem Arm hielt, setzten wir den Weg zum Truchsess fort.

Der Vater eines verstorbenen Sohns und Faramir's forderte die Amme auf, zu ihm heranzutreten, um den Jungen in Augenschein nehmen zu können.

Edmund schlief gerade, nichts ahnend wer er war und für wen man ihn hielt, als mein Schwiegervater ihn in Augenschein nahm. Der Truchsess wirkte zufrieden mit den Knaben und schickte die Amme fort.

„Lynea, nun da du verwitwet bist, will ich, dass du Faramir heiratest – sofort nachdem er Osgiliath zurückgewonnen hat!" das letztere sagte er mit Nachdruck.

Entsetzt sah ich den Mann neben mir an. Weniger wegen der Tatsache, dass ich ihn heiraten sollte – mit sowas rechnete ich schon, als vielmehr des törichten Entschlusses ihn in eine ausweglose Schlacht zu schicken.

Ich wollte protestieren, doch der Zauberer kam mir zuvor. Eine heftige Debatte zwischen den beiden und Faramir entbrannte, während der Hobbit – Pippin und ich hilflos dastanden.

Wutentbrannt stürmte Faramir aus dem Thronsaal. Gandalf belehrte den Truchsess, was er anstatt der dummen Vorwürfe tun sollte, um die Stadt zu sichern, bis Hilfe von Rohan kommen würde. In meiner Magengrube rumorte es. Eomér würde kommen, um hier erneut sein Leben zu riskieren... Es war nach wie vor ungewiss, ob ich ihn lebend wiedersehen würde.

'Faramir' schoss es mir durch den Kopf, als mir bewusst wurde, was er im Schilde führte.

„Hobbit – kommt zu mir!" befahl ich ihn ruhig, aber bestimmt. Ich musste meinen Zukünftigen finden, doch ohne Stütze kam ich nicht weit. Die Geburt lag erst wenige Stunden zurück und jeder Schritt schmerzte. Pippin tat wie ihm geheißen und ließ meine Hand auf seiner Schulter ruhen.

Nur zu langsam kam ich voran und so hatte Faramir bereits berittene Krieger um sich geschart und brach auf - ins Verderben.

So laut ich konnte rief ich nach ihm. „Faramir, bitte tu das nicht! Bitte bleib hier!" flehte ich. Ein trauriges Lächeln seinerseits ließ meine Bitte abschmettern.

Gandalf überholte mich im Eilschritt und holte den Hauptmann ein. Auch er versuchte ihn zu überreden, zu bleiben. Es half alles nichts.

„Euer Vater liebt Euch, Faramir." Rief er laut. „Ehe das Ende kommt, wird er sich dessen erinnern." Fügte der Zauberer leise hinzu, was aber dennoch der tapfere Krieger hörte.

Die Straßen waren gesäumt von weißen Nelken. Trauernde Gesichter überall wo man hinsah, denn ein jeder wusste, wie es ausgehen würde.

Der weiße Zauberer befehligte Umstehende Frauen, mich in meine Gemächer zu bringen, wo ich zur Ruhe finden müsste. Vermutlich sah er meinen zerbrechlichen Zustand an. Pippin fühlte sich für meine Stabilität verantwortlich und stützte mich erneut auf dem Weg dorthin. Den mir fremden Frauen sagte ich, sie sollten vorgehen und meine Ankunft vorbereiten. Zu viel Aufmerksamkeit konnte ich nicht ertragen.

„Er sieht aus wie Eomér." bemerkt der Hobbit grinsend.

„Du kennst den Hauptmann von Rohan?" fragte ich verdutzt.

„In der Tat, wir sind gute Freunde."

Da dieser Halbling wohl einiges mitbekommen hatte, bat ich ihn, mir alles zu berichten.

Wir waren schon längst am Ziel angekommen, wo er immer noch mittendrinn in seiner Erzählung war.

Er berichtete alles – von Theodréds Tot, über Eomérs Verbannung, die Schlacht um Helms Klamm, die Begegnung mit dem Verräter Saruman und dass die Eorlinga beabsichtigten Gondor zur Hilfe zu eilen.

Nun war Eomér also kein einfacher Hauptmann mehr ... er war der Thronfolger Rohan's. Würde Theodén sterben, würde mein Liebster mit einer neuen Erblinie herrschen. Das machte ihn zu einem noch lukrativeren Ehemann ... für Lothiriel. Kleinlaut erkundigte ich mich nach der Dame aus Dol Amroth. Verschmitzt lächelte Pippin und antwortete nur. „Damit hatte Eomér sich verraten... Niemand schickt so eine schöne Frau fort, wenn sein Herz nicht schon vergeben ist. Er vertraute sich meinen Vetter und mir an ... . Daher weiß ich, dass er kommen wird. Nicht nur um Gondor zu retten... Er kommt um deinetwegen - Lynea. Endlich kann er sein Versprechen halten. Denn auch er weiß, dass du Witwe bist, und will die Gelegenheit ergreifen, dich zu ehelichen. Da kann weder der Truchsess noch König Theodén etwas gegen sagen. Als zukünftiger König steht sein Wort weit vor dem vom Truchsess. Er rechnete schon damit, dass man dich mit dem Bruder von Boromir verheiraten will, doch wird das nicht zulassen."

Der Hobbit verabschiedete sich mit diesen Worten, da seine Dienste als Meister der Feste vom Truchsess in Anspruch genommen wurden.

Erschöpft ließ ich mich auf der Fensterbank nieder. Überall wo ich hinsah, sah ich Boromir. Seine Tochter – Erania wusste noch nichts von dem Tod ihres Vaters. Niemand traute sich dem Mädchen diese Botschaft zu übermitteln. Ich rief nach meiner Freundin und bat sie, ein Auge auf die Amme zu werfen, die Edmund hütete, während ich nun dieses Gespräch führen würde. Das Kind kam fröhlich in das Schlafzimmer geschlendert und fragte, wann sie ihren Bruder sehen konnte.

„Später. Setzt dich einmal zu mir mein Schatz."

„Wann kommt Papa wieder?" fragte sie leise, während sie sich in meine Arme kuschelte. Tief durchatmend suchte ich nach den richtigen Worten. Ein schöner Gesang, wenn auch traurig drang aus der Königshalle durch die offenen Fenster in unsere Gemächer. Sie trugen meine Worte und machten die niedergeschlagene Stimmung komplett.

„Dein Vater, war ein großer Krieger. Er hat dir viele Geschichten erzählt von Schlachten, wo er böse Monster bekämpfen musste. Er tat es um unser Land, dich und mich zu beschützen. Boromir – dein Vater musste sehr viel kämpfen, gegen unzählige Feinde und Monster aus der Finsternis. Eines Tages stand er einer Horde allein gegenüber. Er kämpfte tapfer und siegte, doch seine Verletzungen waren unheilbar ... Dein Papa, mein Mann weilt nicht mehr unter den Lebenden. Mein Liebling, in deinem Herzen wird er immer weiterleben! Dein Vater würde dich niemals verlassen."

Erania war ein braves Mädchen und eine Kriegertochter. Sie war gerade fünf Jahre alt geworden, alt genug, um zu wissen, was der Tod war. So seltsam es klang, was Töchter und Ehefrauen beruhigte, dass der Mann bei der Ausführung seiner Pflichten starb – ehrenhaft bei der Verteidigung seines Landes.

Tapfer verzog das Mädchen ihr Gesicht. „Meine Liebe, du bist bei mir sicher. Du kannst deinen Gefühlen freien Lauf lassen. Wenn du traurig bist, sei traurig. Ich bin auch traurig."

Es dauerte nicht lange, da brachen ihre Dämme. Wir kuschelten uns ein und ließen einfach die Trauer raus. In all dem Gewusel und Ereignissen hatte ich es mir bisher nicht erlaubt, um meinen Ehemann, meinen besten Freund, zu trauern.

Der Klang des Gesangs war verstummt aber die Wehmut blieb in der Luft hängen. Die Zeiten waren schwer und so etwas wie Freude zu empfinden war mir im Moment nur möglich, wenn meine gesunden Kinder um mich waren. 

Jugendliebe vergeht nicht (Eomér FF)Where stories live. Discover now