Kapitel 27

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Rioa saß mit meinen und ihren eigenen Kindern und noch vielen anderen dort und spielte mit den Größeren etwas, um sie abzulenken, während sie meinen Sohn in ihren Armen wiegte. Meine Freundin war sehr gut darin und es war schon fast ihr Beruf die Kinder anderer Bewohner zu hüten, wenn die das nicht selbst übernehmen konnten. Glücklicherweise waren ihre Söhne damals beim Angriff auf Osgiliath hier in Minas Tirith die Schule besuchen und blieben vom Angriff verschont. Sie lebten die meiste Zeit auf ein Internat hier, da sie nicht nur die Schule besuchten, sondern auch die militärische Ausbildung für sie begann. Beide waren dennoch zu jung, um den jetzigen Krieg auszufechten. Keine Frau schickte gerne ihre Söhne und Mann in den Krieg. Vorsichtig nahm ich ihr das Neugeborene ab. Prompt wurde der Junge wach und begann zu quengeln. Die Milch schoss in meinen Brüsten ein und instinktiv wusste ich, was zu tun war. In einer ruhigen Ecke machte ich es mir so gemütlich wie es nur ging, legte eine Brust frei und ließ ihn trinken. Gierig tat er es und ich war froh, dass er die Brust so gut annahm. Die Geräuschkulisse von den spielenden Kindern übertönte den Kriegslärm von draußen.

Eomérs Sohn schlief, nachdem er satt und zufrieden war, ganz friedlich, nichts ahnend, dass gerade ein Krieg über das Schicksal Mittelerdes entschied.

„Lynea!" rief jemand verzweifelt nach mir. Fragend sah ich meine Freundin an, die etwas entfernt von mir saß. Rioa stand auf, kam zu mir und nahm wortlos Edmund auf ihren Arm zurück.

„Geh ... nimm aber dein Schwert mit ... und pass auf dich auf!" mahnte sie mich mit leiser Stimme und drückte mir einen Kuss auf die Stirn.

Sanft strich ich dem Jungen über die roten Bäckchen, gab meiner Freundin einen Kuss auf die Wange und drückte Erania noch einmal ganz fest an mich. „Pass auf deinen Bruder auf! Ich liebe euch beide so sehr!" gab auch ihr einen Kuss auf die Stirn und verließ den Raum.

Mein Name wurde weiterhin verzweifelt gerufen und ich folgte Pippins Stimme, die ich inzwischen identifizieren konnte.

Er kam mir entgegengerannt, als ich laut seinen Namen rief und mich bemerkbar machte. Die blanke Panik waren seine Augen zu sehen, irgendetwas Schreckliches musste passiert sein. „Was ist los Pippin?" fragte ich ihn keuchend und nach Luft schnappend. „Denethor ist nicht mehr bei Sinnen! Er will Faramir und sich bei lebendigem Leib verbrennen."

Ich packte ihn an der Schulter und rannte gemeinsam mit ihm zur Ahnenhalle, wo ich ihn am ehesten vermutete und auch Recht behielt. Es bot sich mir das Bild einer Art Zeremonie. Holzschachte wurden aufeinandergestapelt, rund um einen steinernen Tisch in der Mitte des Raums. Denethor ganz in Schwarz und in seinen prächtigsten Umhang gekleidet, Schritt voran gefolgt von Soldaten die Faramir auf einer Trage transportieren. Es dauert nicht lange bis ich Begriff - das Ziel war die Mitte des abstrakten Scheiterhaufens. Mein Schwiegervater hatte schlichtweg sämtliche Hoffnung verloren. Ein Teil von mir konnte ihn verstehen, doch der viel größere Teil von mir ließ das nicht zu. Denn würde ich meine Hoffnung verlieren würde es bedeuten, dass ich Eomér aufgegeben hätte.

„Er atmet noch!" schrie der Hobbit verzweifelt.

Um Faramir zu retten, mussten wir ihn aus den Fängen seines Vaters befreien, so viel stand fest. Doch wie sollte ich das anstellen? Ich und der Hobbit... Eine erschöpfte Frau und ein klein geratener Mann ...?

Mit meiner verbliebenen Kraft schrie ich den Todgeweihten Truchsess an.

„Du hast kein Recht - deinem Sohn das Leben zu nehmen!"

Düsteren Blickes sah er mir tief in die Augen. „Er ist doch schon längst tot! Wir alle sind dem Tode verdammt! Sieh hinaus Lynea, dein Held wird dich nicht retten kommen! Dein Held und Gondors Held sind tot! Er ist gefallen und mit ihm auch die Hoffnung." Er sprach von seinem geliebten Sohn Boromir.

Jugendliebe vergeht nicht (Eomér FF)Where stories live. Discover now