Kapitel 20

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Vorsichtig schlich sich mein Ehemann in das Zimmer. „Lynea?" flüsterte er leise. Ich hob meinen Kopf und lächelte ihm schwach zu. „Er ist fort." stellte ich fest, was er mit einer Kopfbewegung bestätigte.

„Ruh dich aus. Schlaf etwas, denn das habt ihr in der letzten Nacht nicht gemacht." etwas amüsiert ließ sich Boromir neben mir aufs Bett fallen.

„Wie geht es weiter?" fragte ich direkt in sein Gesicht. Gezielt spielte ich auf die Tatsache an, dass mich mein Mann schwängern wollte.

„Eomér und ich haben ein Abkommen... ."

„Was für ein Abkommen?" wollte ich wissen.

„Ich warte 6 Wochen ... Vielleicht hat er dich bereits geschwängert und der Akt mit mir wäre nicht mehr notwendig... Er wollte das so. Letztendlich wolltest du das auch, denn du hast dich auf ihn eingelassen, obwohl du gerade fruchtbar bist."

Ertappt stieg mir die Röte ins Gesicht.

„Woher ....?" stammelte ich peinlich berührt vor mir hin.

„Ich habe mich belesen und deinen Zyklus beobachtet. Ich mache dir keine Vorwürfe Lynea. Wir sind alle in einer verzwickten Lage. Das Beste daraus machen heißt Kompromisse eingehen... Dessen ist sich auch Eomér bewusst. Warten wir die Zeit ab und besprechen uns, wenn es so weit ist. Der Eorlinga will so bald wie möglich wiederkommen und etwas länger bleiben ... Doch auch da bleibt dir nichts weiter, als zu warten."

Boromir erhob sich, verdunkelte die Fenster und ließ mich in dem großen Bett allein. Später hörte ich Erania, die nach mir fragte. Ihr Vater erklärte ihr sanft, dass ich kaum in der Nacht schlafen konnte und deswegen mich noch ausruhen musste.

Erschöpft schlief ich schnell ein und träumte von einer glücklichen Familie. Eomér sah gut aus, glücklich und losgelöst hielt er seinen Sohn in den Armen. Erania war ebenfalls in meinen Träumen bei uns und spielte mit ihrem nicht leiblichen Bruder. Mein Liebster wog mich in seinen Armen, küsste mich wild und voller Leidenschaft. Es war alles einfach zu schön, um wahr zu sein. Nun es war ein Traum, ein Wunschtraum also durfte das alles sich schön und geborgen anfühlen.

„Mama! Wach auf. Wir wollten doch heute Opa Denethor besuchen... Mama .... Mama!"

Erania hatte keine Geduld mehr mit mir und schlich sich an Boromir vorbei in das Schlafzimmer. Ich packte mir das hübsche Mädchen und zog sie zu mir ins Bett und umschlang ihren zarten Körper mit meinen Armen. Die Kleine entstammte nicht aus meinem Leib, doch liebte ich sie wie mein eigenes Fleisch und Blut. Mit Schmatzer und Küssen übersäte ich sie, was Erania dazu brachte sich aus meinen Armen zu winden und auf dem Bett zu hopsen.

„Was ist denn hier los?" polterte ihr Vater hinein. Seine strenge Stimme wurde von einem Lachen untergraben und so tobten wir alle 3 fröhlich im Bett herum.

„Mama, können wir jetzt zu Opa gehen?" Im Laufe der Zeit hatte Denethor seine Enkelin liebgewonnen und überschüttete sie mit Geschenken. Zuletzt bekam sie von ihm ein Pony – einfach so ohne einen Anlass.

„Ich mache mich fertig." beteuerte ich, woraufhin mein Mann mit ihr hinausging und ebenfalls sich herrichtete.

Im Thronsaal angekommen roch es bereits nach leckerem Essen. Mein Schwiegervater begrüßte uns, wobei er mich eingehend musterte. Missbilligend kräuselte sich die Stirn und verengten sich die Augen.

„Vater, wir sind dabei! Erst letzte Nacht ... haben wir daran gearbeitet." beschwichtigte mein Mann seinen Vater. Mein Zorn auf den alten Mann wuchs. Es war gerade mal ein paar Tage her, wo er klare Worte fand, was er genau von mir erwartete... was dachte er, wie schnell das Ganze gehen würde?!

Boromirs Worte verfehlten ihre Wirkung nicht. Im Gegenteil, dass machte den Truchsess übermütig.

„Du musst sie jede Nacht ran nehmen mein Sohn!"

Augenrollend klopfte ihm sein Sohn auf die Schulter und zog an ihm vorbei zur reich gedeckten Tafel. Auf Eranias Platz stand natürlich ein riesiges Paket. Das kleine Mädchen stürzte sich darauf und begann es auszupacken. Ihr Großvater beobachtete sie dabei mit leuchtenden Augen.

Enthüllt wurde ein Puppenhaus, ein unglaublich großes. Natürlich, es musste ja auch größer sein als das, was sie von Boromir und mir bekam... . Nun das Mädchen freute sich riesig und bedankte sich artig bei ihrem Großvater.

Boromir musste mein Gesicht richtig deuten, denn er legte unter dem Tisch eine Hand auf meinen Schoß. Er wollte mich besänftigen, was ihm auch gelang.

Die kommenden Wochen verbrachten wir beinahe wie eine echte Familie. Mutter, Vater, Kind... Nur dass Mutter und Vater ein anderes Verhältnis zueinander hatten, als es üblich war.

Sechs Wochen nach Eomérs kurzen Besuch, blieben meine Monatsblutungen aus.

„Nun, wir können davon ausgehen, dass du schwanger bist." stellte mein Mann fest und lächelte mich vorsichtig an.

Meine ohnehin schon labile Gefühlswelt geriet ins Wanken. Wir saßen im Ehebett und Erania schlief schon. Fassungslos sah ich Boromir an. Als würde er erahnen, was in mir vorging, hielt er mich in eine wohlige Umarmung fest. Es gab mir Sicherheit und verleitete mich dazu, meinen Gefühlen freien Lauf zu lassen. Bittere Tränen und heftiges Schluchzen erschütterten meinen Körper. Besänftigende Worte wurden leise in mein Ohr geflüstert.

„Schon gut Lynea. Alles wird wieder gut werden! Eomér wird nun Vater, auch wenn das niemand weiß außer uns dreien. Er kann uns besuchen, so oft er will! Du kannst nach Edoras und dort eine Zeit verbringen. Ihr werdet Zeit für euch als Familie haben, dafür werde ich sorgen! Ich unterstütze euch, so gut ich kann! Das bin ich euch schuldig ... das bin ich dir schuldig!"

Ich beruhigte mich und mümmelte mich noch mehr in seine Umarmung.

„Du bist mir nichts schuldig Boromir! Ich bin so dankbar, dass wir beide so ein harmonisches Leben führen, auch wenn wir uns nicht lieben. Du bist ein wahrer Ehrenmann - Boromir und ich bin dir für alles dankbar! Du wirst sein Kind aufziehen und du wirst ihm ein guter Vater sein – dessen bin ich mir sicher!"

„Lynea – du bist diejenige, die Opfer bringt... Du ziehst mein Kind groß, du lässt dich unter den ungünstigsten Voraussetzungen schwängern, um mich nicht in Schwierigkeiten zu bringen. Dafür werde ich dir alles ermöglichen, was dein Herz begehrt und was in meiner Macht steht!"

So viele Zugeständnisse mir mein Mann auch machte, so war er doch ebenso wie ich in manchen Belangen machtlos. Boromir hätte Eomér nicht herbeordern können – dafür gäbe es keinen triftigen Grund. Ich musste warten ...

Bekanntermaßen war das nicht meine Stärke und so versuchte ich mir bestmöglich die Zeit zu vertreiben. In meinem bescheidenen Haus in Osgiliath richtete ich alles her. Ein Kinderzimmer wurde eingerichtet von dem Ortsansässigen Schreiner. Die wenigen Bewohner dort mochten und schätzten mich. Dort wusste man von meiner Affäre mit Eomér. Eigentlich wussten sie dank Rioa über mein ganzes Liebesdrama Bescheid, weshalb sie noch mehr Verständnis für mich hatten.

Erst als ich im dritten Monat schwanger war, erzählten wir es Boromir's Vater und Bruder. Faramir ahnte sofort, dass es nicht das Kind von Boromir war, was er mich sehr diskret fragte. Ich klärte ihn auf und hoffte auf sein Verständnis. Mein Schwager war ein liebenswerter Mensch und auch dieses Mal ließ mich seine sanftmütige Art nicht in Stich.

„Herzlichen Glückwunsch!" posaunte er heraus und legte dabei einen Arm um Boromir und einen um mich.

„Ich reite in zwei Tagen auf Geheiß von Prinz Theodréd nach Edoras. Auf Grund deines Umstands, wirst du mich nicht begleiten können ... aber vielleicht möchtest du mir einen Brief mitgeben..." flüsterte Faramir in mein Ohr.

Der Truchsess feierte mit seinen Söhnen die Erfolge seines Hauses! Endlich würde es einen standesgemäßen Erben geben... oder auch nicht... immerhin könnte ich auch ein Mädchen gebären. Mich schickte man zum Ausruhen und zu Erania in unsere Räumlichkeiten. Das sollte mir nur recht sein, so konnte ich in Ruhe einen Brief schreiben.

Jugendliebe vergeht nicht (Eomér FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt