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In dieser Nacht wachte ich nicht ein einziges Mal auf.

Erst am Morgen weckten mich sanfte Berührungen im Gesicht.
Ich öffnete blinzelnd meine Augen und blickte in das Gesicht meines Mannes.
Er sah mich so liebevoll an, dass mir sofort warm wurde und ich lächeln musste.

"Buenas Dias." Murmelte er.
Mit seinen rauen Fingern fuhr er durch meine verknoteten Haare, genüsslich schloss ich meine Augen.

Es war so schön.

Und dann fiel mir der letzte Abend wieder ein.

Ich sah auf in Damiáns Augen, der wohl erkannte, was in meinem Kopf vor sich ging.

"Amore..." Fing er an, doch einer der Zwerge unterbrach ihn.
Lautes Geschrei drang aus dem Kinderzimmer, ich seufzte entnervt.

Ohne etwas zu sagen löste ich mich aus seinen Armen, die mich die ganze Nacht gehalten hatten.

Seufzend betrat ich das Kinderzimmer und sah Eliás, der schreiend im Bett lag.

"Shhht" hauchte ich und hob ihn hoch.

Ich legte ihn auf meiner Schulter ab und hielt ihn mit einer Hand, sodass ich mit der anderen das Glas Brei holen konnte, das Damián am Abend noch vorbereitet hatte.

Zur Abwechslung meldete Letizia sich erst, als ich mich gerade in den Schaukelstuhl setzte und Eliás den ersten Löffel in den Mund schob.

"Dios" hauchte ich genervt.
"So lieb ich euch habe aber manchmal raubt ihr mir echt den letzten Nerv!" Zischte ich leise vor mich hin.

"Damián?" Rief ich über das Geschrei unserer Tochter hinweg.
Kurz darauf ging die Tür auf und er steckte den Kopf herein.

"Kannst du die kleine Füttern?" Bat ich ihn, er nickte.
"Si. Komm zu Papá" brummte er.

Ich sah ihm zu, wie er, nur in Jogginghose, unsere Tochter aus dem Bettchen holte.

Obwohl sie nichts wog arbeiteten die Muskeln unter seiner Haut und ich war von dem Anblick so gefangen, dass Eliás ungeduldig mit seinen Händen zu schlagen begann.

"Ist ja gut." Sagte ich und fütterte ihn weiter.

Zwei Gläser Brei und viele Tränen später Lagen die zwei dann doch fertig angezogen in ihren Betten.

Ich stützte mich mit den Armen darauf ab und betrachtete gedankenverloren, wie sie neugierig nach den Tierchen an ihren Mobiles griffen.

In meinem Kopf schwirrte durchgehend die Gedanken von gestern Abend.

Ich konnte mir nicht erklären, wieso jeder mich mit einer Prostituierten verglich.
Die Tatsache, dass wohl viele Menschen das von mir hielten machte mich nervös.

Wer wohl alles dieses Wort in den Mund nahm, wenn über mich gesprochen wurde?

Ich bemerkte gerade noch, wie Damián hinter mir auftauchte und wischte schnell die wenigen Tränen aus meinem Gesicht.

Mit einem gespielten Lächeln drehte ich mich herum.

"Weinst du?" Fragte er rau.
"Nein, ich... Die Zwerge sind so süß." Lenkte ich stotternd ab.

Er hatte warscheinlich genug Stress mit der gesamten Situation und außerdem wollte ich ihm nicht immer mit meinen Problemen auf den Ohren liegen.

Prüfend sah er mich an.
Ich wartete, was er zu sagen hatte, doch er zog mich einfach stumm in seine Arme.
Ich umklammerte seinen Körper krampfhaft und hoffte einfach, dass ich dieses Thema bald vergessen würde.

-Damián-

"Ich muss los." Brummte ich nach einigen Minuten der Stille.
Nur ganz zaghaft ließ sie mich los.

Call me "Corazon" - Teil 2 »Call me« Where stories live. Discover now