Kapitel 10

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Mit wesentlich besserer Laune fuhr Runa zurück zum Campus und stellte Daves Wagen auf dem selben Parkplatz ab, auf dem er zuvor gestanden hatte. Es war, als hätte sich die Uni in einen kurzzeitigen Winterschlaf begeben, nichts hatte sich bewegt, seit dem sie ihn vor zwei Stunden verlassen hatte. 

Immer wieder spielte sich das Gespräch zwischen Logan und ihr in ihrem Kopf ab. Sie war so perplex gewesen, weil er ihren Namen kannte, dass sie so vieles vergessen hatte. 

Sie wollte ihm klar machen, dass sie nicht käuflich war. Sie wollte ihn fragen, wieso er ihr diesen dämlichen Chip gegeben hatte. Logan hatte deutlich gesagt, dass er keine Beziehung suchte, doch sie selbst hatte nichts dazu gesagt. 

Runa suchte auch keine Beziehung, eigentlich wollte sie sich von gut aussehenden Footballspielern so weit wie möglich fern halten, doch nach zwei Monaten an der Uni, in denen sich ihr Leben gefestigt und sie sich an die neue Situation gewöhnt hatte, wurde sie mutiger. 

Außerdem hatte Dave recht: Sie durfte ihre Augen nicht vor dem Studentenleben verschließen, das hier war die Zeit, die nie wieder zurückkommen würde. 

Als sie die Tür zu ihrem Zimmer schloss, vibrierte ihr Handy. Entgegen ihrer Vermutung, dass es Dave war, der sich nach seinem Auto erkundigte, erschien Logans Name.

Er schickte ihr eine vollständige Einladung zu einem Essen am kommenden Samstag. So könne er sicher gehen, dass sie vor ihrer Schicht im Casino etwas im Magen hätte und keine Pokerchips von anderen annahm - dieser Spinner!

Sie antwortete ihm, dass sie auch seinen nicht angenommen hatte, dafür aber die Einladung annimmt und Dave fragen würde, ob sie sich für den Abend seinen Wagen leihen könnte. 

Wenige Minuten später schickte er ihr eine Sprachnachricht. Im Hintergrund rauschte es, er schien im Auto zu sein: "Du fragst diesen angeblichen Dave mit seiner angeblichen Freundin gar nichts, denn du wirst ganz in Versailles-Manier abgeholt... von einem Uber, das ich dir schicken werde"

Lächelnd schmiss sie sich auf ihr Bett. Dieser Typ war ein Spinner, aber ein lustiger Spinner mit Sixpack. 

Das schöne an Sprachnachrichten war, dass man sie beliebig oft anhören konnte. 

Ihr Hoch hielt den ganzen Tag an. 

Sie war die erste ihrer Lerngruppe, die sich in der Bibliothek einfand und arbeitete vor. Später konnte sie den anderen ihre Fortschritte erklären und am Ende des Tages hatte sie mehr geschafft, als ihr Lernplan vorgegeben hatte.

Gemeinsam liefen sie zu Jackson, sein Wohnheim war am nächsten, und bestellten Pizza. Runa realisierte, wie viel Glück sie mit dem Zimmer in einem der neueren Gebäude hatte. Jacksons Zimmer war abgenutzt. Zwar funktionierte alles und er hatte es sich gemütlich eingerichtet, doch es klebte ein typisch studentischer Geruch in den Wänden, das Bad war alt und er beschwerte sich, dass es ewig dauerte, bis er warmes Wasser hatte. 

Sie breiteten sich überall in seinem Zimmer aus. Runa ergatterte einen Platz auf dem Bett, lehnte sich gegen die Wand und stellte ihren Pizzakarton auf ihren Knien auf. 

Die ersten fingen an von ihren Halloween-Partys zu berichten, waren sie auf ganz verschiedenen eingeladen. Leyla verkündete stolz, wie gut ihr Kostüm angekommen war. 

"Und wie war es bei dir?", fragte sie an Runa gewandt, die zufrieden und mit vollem Mund nickte. "Ich hab damit einen Partner in Crime gefunden, den Teufel höchstpersönlich. Mal sehen, was daraus wird"

Aufgeregt versuchten die anderen, sie auszuquetschen, doch Runa gab nicht mehr preis, als dass sie ihre Nummern getauscht hatten. 

Im laufe der Woche spürte Runa eine immer wachsende Aufregung in der Magengegend. Auch wenn jeder Tag vollgepackt mit Vorlesungen und Treffen mit der Lerngruppe war, drifteten ihre Gedanken immer wieder ab.

The Ordeal of Desire I Dark RomanceWhere stories live. Discover now