Ich frage Tyler Löcher in den Bauch

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Ich überlegte, welche Frage am einfachsten wäre.
Dann entschied ich mich für die erste, die mir in den Sinn kam.
"Woher kennst du meine Eltern?"
Tyler warf mir einen verwirrten Blick zu, konzentrierte sich dann aber wieder auf die Straße, da er fast in das Hinterteil unseres Vordermanns gefahren wäre.
"Ich war mit Marco in einer Klasse."
"Aber dann bist du doch genauso alt wie Dad." sagte ich überrascht.
Mein Vater ist Anfang vierzig, was sich bei ihm auch langsam bemerkbar machte.
Aber Tyler sah viel jünger aus. Vielleicht Anfang dreißig.
"Ja." sagte er schlicht.
Ich starrte ihn an.
Er seuftzte.
"Wenn wir uns für längere Zeit in unserer Tiergestalt bewegen, verlangsamt sich unser Alterungsprozess.
Ich bin für die Akademie als Prüfer unterwegs. Ich reise in verschiedene Länder und mache dort die Kinder ausfindig, die zu uns gehören und wie du, von ihren Eltern versteckt wurden. Die meisten sind in deinem Alter, also brauchst du dir keine Gedanken zu machen, dass du keine gleichaltrigen findest." Er zwinkerte. 
"Entweder fahre ich mit dem Zug oder fliege mit dem Flugzeug. Kommt drauf an.
Dann muss ich sie zu Fuß, als Kater, suchen. Das dauert manchmal ganz schön lange. Deswegen sieht man es mir nicht an." Sagte er schulterzuckend.  "Wenn ich jetzt aber für längere Zeit, sagen wir sieben oder acht Wochen, mich kein einziges Mal verwandeln würde, würde ich genauso wie dein Vater aussehen. Nicht, dass das schlecht wäre." fügte er hastig hinzu.
Diese Information musste ich erstmal verarbeiten.

"Wie lange hat es denn bei mir gedauert? " fragte ich ihn.
"Ähm, einen Tag?" grinsend schaute er mich an. "Sorry, aber bei dir war das nicht sonderlich schwer. Ich wusste noch, wo Marco und Celine wohnen. Wie gesagt, ich habe sie schon einmal besucht."
"Warum warst du schon mal da? Und wann eigentlich? Ich kann mich nicht daran erinnern, dich gesehen zu haben." überlegte ich.
"Das war Ende der achten Klasse." gab er mir Auskunft, "Die der Neunten ist die jüngste und die leerste. Deswegen wollte Mrs. Roberts ,dass du schon da mitkommst. Wenige von uns lassen ihre Kinder in die Neunten Klasse der Akademie. Die meisten kommen, wie du, in der Zehnten, oder ein, zwei Jahre später. Deine Eltern haben sich auch strikt geweigert, dich gehen zu lassen."
Ich ließ das mal kommentarlos.
"Gibt es eigentlich noch mehr Schulen?"
"Oh, es gibt viele.“ antwortete Tyler und überholte einen VW- Bus, der nur im Schneckentempo voran zu kommen schien. “Sie sind über die ganze Welt verstreut, doch die, zu denen wir regelmäßig Kontakt haben, liegen in Frankreich und Schweden."
Ich dachte einen Moment darüber nach und fragte mich, was wir wohl mit den anderen Schulen zu tun hatten. Dann stellte ich die nächste Frage.
"Was meintest du mit du Prüfern? Was für Menschen sind das? Und vor allem,“ ich sah zu ihm hinüber “ was genau machen die?“
Tyler lächelte.
"Prüfer, so wie ich, prüfen" er hielt inne und schielte mich schräg an,"-sorry, mir fällt kein anderes Wort ein-" Ich winkte ab.
"naja wir prüfen, ob die Kinder, oder Jugendlichen," verbesserte er sich als er sah wie ich mein Gesicht verzog." die Mrs. Roberts uns genannt hat, auch wirklich zu uns gehören. Bei dir war es klar, da du Eltern hast, die auch Metamorphen sind. Ich bin nur gekommenen, um dich abzuholen. Du stehst seit deiner Geburt auf der Schülerliste."
Ich runzelte die Stirn.
Seit meiner Geburt?
Die mussten sich aber früh sicher gewesen sein.

“Und woher weiß man, dass man ein Metamorph ist?“
"In manchen Familien ist nur ein Elternteil ein Gestaltwandler oder gar nicht.“ erklärte er “Um das herauszufinden, wenden wir verschiedene Tests an." zufrieden mit seiner Antwort ließ er sich in den Autositz zurück sinken.
Aber da kam auch schon die nächste Frage.
"Es gibt noch mehr Prüfer?"
"Ja natürlich, oder glaubst du, ich mache das alles allein?" fragte er lachend.

"Wer ist Mrs. Roberts?"
Tylers Brust schwoll vor Stolz an.
"Deine Schulleiterin. Keine Angst, sie ist wirklich toll." fügte er beruhigend hinzu.

Jetzt kam ich zu einer Frage, wo ich wusste, dass er sie nicht gern beantwortete.

"Vor was," ich zögerte, " oder wem wollten meine Eltern mich beschützen? Oder nicht nur meine Eltern, du hast gesagt, andere machen das auch so."
Wie vermutet schien Tyler sich nicht wohl in seiner Haut zu fühlen und tat so, als würde rechts abbiegen seine volle Konzentration einnehmen.
"Meine Mutter hat etwas dazu gesagt." sagte ich in das Schweigen hinein und redete einfach weiter, als er nicht darauf reagierte.
"Sie sagte so etwas wie, dass Vampire und Werwölfe und die anderen uns hassen und so."
Da er immer noch nichts dazu sagte, beschloss ich, das Thema falles zu lassen.

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