Tag drei -Ein kleiner Funke Hoffnung

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 „Sarina? Sarina." Eine leise Stimme drang zu mir durch. „Schätzchen, du musst aufwachen. Sarina!"

Jemand rüttelte mich an meinem Arm und ich verzog das Gesicht.

„Hmm.", machte ich verärgert und wedelte mit einer Hand in der Luft herum.

„Meine Fresse! Sarina, jetzt wach auf!"

Diese Stimme gehörte nicht zu Len. Alarmiert riss ich die Augen auf und sah in ein genervtes Gesicht.

„Nevis, was machst du hier?"

„Len hat gesagt, dass ich dich in einer Stunde wecken soll. Er ist vorhin mit seinem Handy in mein Zimmer gestürmt und meinte, es sei dringend."

„Wie spät ist es denn?"

„Kurz nach acht."

Stöhnend warf ich meinen Kopf zurück ins Kissen.

„Das ist viel zu früh. Wie soll ich da kämpfen?"

Doch der Austauschschüler ging nicht darauf ein.

„Los, steh auf. Len und Mrs. Roberts erwarten dich in vierzig Minuten."

Entsetzt schoss mein Kopf wieder nach oben.

„Das sagst du jetzt erst?", rief ich.

Der Eiskönig zuckte mit den Schultern.

„Jetzt sind es noch neununddreißig Minuten."

Er kannte keine Gnade. Also schob ich hastig die Decke zurück und schwang meine nackten Beine über die Bettkante.

Mit wachsamen Interesse beäugte Nevis mein Outfit.

Ich trug nur Lens Shirt von gestern, das mir eigentlich viel zu groß war, und meinen Slip. Die Klamotten, die der Alpha und ich gestern wahllos auf den Boden geschmissen hatten, lagen zum Glück mehr oder weniger ordentlich auf Lens Schreibtischstuhl.

Ich konnte es nicht verhindern, ein wenig rot anzulaufen.

„Hat's Spaß gemacht gestern?"

„Ach, halt die Klappe."

„Keine Sorge, ich war erst um drei zu Hause. Bin bei Tai eingepennt und hab mich dann rausgeschlichen."

„Spaß gehabt?", fragte ich frech zurück, doch Nevis blinzelte nur.

„Du hast ja keine Ahnung."

„Lalalalala." Ich steckte mir die Finger in die Ohren und marschierte Richtung Tür, doch Nevis folgte mir einfach in den Flur.

„Ihr habt Glück gehabt, dass ich gestern nicht da war. Das nächste Mal solltet ihr mir vielleicht Bescheid sagen, damit ich mich in dem Bunker im Wald einschließen kann, bis es vorbei ist."

Ich warf ihm nur einen bösen Blick aus zusammengekniffenen Augen zu, bevor ich die Tür hinter mir zu schlug. Im Zimmer musste ich erst einmal tief Luft holen und mich sammeln.

Mir kamen die Bilder des gestrigen Abends in den Sinn und ich musste mich zusammenreißen, um mein Glück nicht laut in die Welt hinaus zu schreien: Lens Gesichtsausdruck, als er realisierte, dass ich es wirklich wollte, wie er mich betrachtet hatte, als wäre ich für ihn das Kostbarste auf der Welt und seine grünen Augen, die unter verschwitzten Strähnen vor Verlangen hell glühten, als er über mir war.

Die Freude in meinem Herzen ließ sich nur schwer unterdrücken und so vergaß ich auch für einen Moment, was für ein Tag heute war: der letzte. Unser Ultimatum war abgelaufen und sollten wir heute nicht kapitulieren, hatte die Akaya geschworen, uns dem Erdboden gleich zu machen.

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