Len durchbricht eine Wand

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'Schwarze Magie, Schattenweltler, Dämonen der Finsternis, Dunkle Flüche, Chimären und Hybriden' und noch viele weitere Beschriftungen prangten auf den ledernen Einbänden. 

Groß und leserlich.

Ich konnte es nicht fassen. Nach all dem Suchen, fand ich die Antworten endlich in einem versteckten kleinen Raum, in den ich durch ein bewegliches Bücherregal gelangt war und nur so nebenbei, auch nicht wusste, wie ich wieder herauskam.

Das nennt man dann wohl Ironie des Schicksals.

Unschlüssig flogen meine Finger über die Ledereinbände und ich zog wahllos ein Buch hervor. Es war nicht besonders dick oder schwer, eher leicht und schmal.

Ich schlug das Inhaltsverzeichnis auf. Doch bevor meine Augen die verschnörkelten Buchstaben erfassen konnten, hörte ich einen Knall aus der Richtung des Ganges. Erschrocken schlug ich das Buch zu und presste es an meine Brust.

Da ist jemand.

Panisch suchte ich nach einer Möglichkeit zum Verstecken, doch zwischen durchsichtigen Glasvitrinen war das nicht so einfach. Es gab noch die Möglichkeit, mich hinter die Regale zu stellen. Doch, dann hätte ich den Treppenvorsprung nicht im Blick. Egal, eine andere Wahl hatte ich nicht.

Also hechtete ich hinter die Bücherregale und versuchte mich zu beruhigen.

Dass ich mich einfach in eine Maus oder diverse andere kleine Wirbeltiere verwandeln könnte, kam mir zu diesem Zeitpunkt nicht in den Sinn.

Meinen Rücken an das harte Holz gepresst, schloss ich die Augen und konzentrierte mich darauf, so flach wie möglich zu atmen.

Die Schritte waren jetzt ganz nah. Meine Beine hatten inzwischen die Konsistenz von Wackelpudding angenommen und ich musste mich beherrschen, nicht einfach hervorzustürmen und wegzurennen. Nur, wohin sollte ich rennen? Ich war hier praktisch eingeschlossen.

Stille.

Die Schritte waren weg. Einfach so.

Oh nein, das war gar nicht gut.

Mit einem Ruck riss ich die Augen auf und lugte dann vorsichtig um die Ecke. Aber auf dem Treppenabsatz stand niemand. 

Unsicher zog ich mich wieder zurück. Doch plötzlich spürte ich etwas Warmes an meinem Rücken.

"Hier bist du also."

Ich schrie auf und sprang mindestens einen Meter zur Seite, sodass ich fast ein Regal umschmiss. Das Buch fiel mir aus der Hand und landete auf dem Steinboden.

Len stand mit gerunzelter Stirn, einen missbilligenden Blick aufgesetzt, hinter mir und drehte irgendetwas in den Händen. Mein Herz raste und ich wusste nicht so richtig, ob ich nun erleichtert sein sollte, dass es nur Len war, oder mir Sorgen machen musste, dass es gerade er  war.

"Was machst du hier?" fragte er ruhig.

Noch sprachlos vor Schreck konnte ich ihn nur anstarren. Len runzelte die Stirn. "Geht's dir gut?"

Da hatte ich mich wieder gefasst, und ich spürte, wie es gefährlich in mir zu brodeln begann. "Geht's dir gut?!" äffte ich ihn nach und verengte meine Augen zu Schlitzen. "Was denkst du denn? Würde es dir gut gehen, wenn du fast einen Herzanfall bekommen hättest, weil ein gewisser Jemand der Meinung war, urplötzlich hinter dir aufzutauchen?!" fauchte ich. "Das man so etwas überhaupt noch wissen will!" 

"Sarina, beruhige dich. Wenn du dich so aufregst, wirst du dich noch verwandeln." entgegnete Len kühl.

"Und wessen Schuld ist das wohl? Wahrscheinlich ist dir das noch nie passiert, aber ich habe mich wirklich erschrocken!" tobte ich, japste aber nach Luft, da mir langsam die Puste ausging. "Du hast immer eine Art aufzutauchen, die einen von null auf 180 bringt! Du solltest-"

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