Tag drei - Finale Planungen

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"Woher wusstest du das?", fragte ich Nevis fünfzehn Minuten später mit großen Augen. "Das war doch Absicht, oder nicht? Die Doppeldeutigkeit deiner Worte?"

Der Magier hatte Mrs. Bristow ohne viel Gewese abgeführt, um sie in ein weiteres Verhör zu schleifen. Da wir jetzt wussten, wem wir das alles zu verdanken hatten, ging alles ziemlich schnell. Die Bibliothekarin schien sich zu den Anschuldigungen nicht äußern zu wollen. Sie hatte meinen Vortrag weder bestätigt, noch ihm widersprochen. Anscheinend zog sie es vor, Stillschweigen zu bewahren, was sie jedoch dadurch noch verdächtiger machte.

Im Moment standen Nevis, Len und ich allein an dem Tisch, auf dem immer noch die Karte lag, während Mrs. Roberts vor der Tür den anderen Lehrern noch leise Anweisungen erteilte. Ihren eindringlichen Tonfall hörte ich trotzdem durch die hölzerne Barriere.

Nevis fuhr sich einmal verlegen durch die Haare und räusperte sich.

"Na ja", begann er "sagen wir es einmal so: Ich hatte letzte Nacht eine Art Erleuchtung."

"Also gibt es im Gewächshaus gar kein Problem?", fragte Len und verschränkte die Arme vor der Brust. Nervös schaute ich hinüber zu dem Eiskönig, der nur mit dem Kopf schüttelte.

"Nein, nicht wirklich. Wir sind zwar ein wenig im Verzug, aber ich denke, den Rest kriegen die anderen auch allein hin."

Bevor er jedoch weiterreden konnte, öffnete sich die Tür und die Direktorin betrat den Saal.

"Ich hoffe, das war die einzige schlechte Nachricht, die ihr mir zu verkünden habt.", seufzte sie und ich fragte mich, ob ich mir die Erleichterung in ihrer Stimme nur einbildete. Doch sobald sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, legte sich ein ungläubiges Lächeln auf ihre Lippen. Sie lachte leise.

Eine Reaktion, mit der ich nicht gerechnet hatte.

Ich sah zu meinem Artgenossen hinüber, der genauso verwirrt aussah, wie ich mich fühlte.

"Ich kann es nicht glauben." Die Schulleiterin fasste sich an den Kopf und lief langsam zu uns hinüber. "Sie ist wirklich der letzte Mensch, mit dem- Ich hätte nicht gedacht, dass sie-" Ihre Stimme brach. "Mrs. Bristow?!"

Jetzt reagierte sie, wie ich es mir vorgestellte hatte. Das Entsetzen und der Schmerz in ihren Augen machte es für mich unerträglich, meine Mentorin noch länger anzusehen, also wandte ich mich stattdessen der Karte zu.

"Wie wusstet ihr . . . ?" Ihre Frage stand offen im Raum und ich wagte nicht, sie zu beantworten, da ja eigentlich Nevis mich darauf gebracht hatte. Also wartete ich, bis er bereit war.

Eisauge räusperte sich nach einigen Augenblicken des Schweigens.

"Sie trägt sehr starkes Parfüm."

"Hm? Bitte was?"

Selbst ich wusste nichts mit dieser Erklärung anzufangen. Was hatte jetzt ihr Parfüm damit zu tun?

"Es hat einen sehr einzigartigen Geruch. Ich würde ihn überall wiedererkennen." Nevis Blick schnellte einmal kontrollierend zu Mrs. Roberts hinüber. Wahrscheinlich um ihre Reaktion abzuschätzen.

"Ich war diese Nacht bei einem Treffen.", erklärte er schließlich zögernd. "Im Lager der Hybriden."

Len fing an, erschrocken zu husten und auch Mrs. Roberts schnappte nach Luft.

"Du warst wo?", hakte die Direktorin scharf nach und zog wütend ihre Augenbrauen zusammen. "Mr. Larsson, ich hoffe, Sie sind sich bewusst, dass-"

Der Eiskönig hob abwehrend die Hände.

"Ich weiß, ich weiß. Es war dumm und unvernünftig und ich hätte sterben können. Aber das ist ja nichts Neues bei mir." Er zuckte gleichgültig mit den Schultern. "Ich dachte nur, ich könnte etwas Nützliches erfahren."

Mein neues IchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt