Neunzehn

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"Und was machen wir jetzt?" fragte mich Len.

Mein Blick schweifte unsicher durch die Küche, bis er abrupt auf dem Ofen verharrte.

"Also, zuallererst holen wir den Kuchen aus dem Ofen!" rief ich panisch und Len fluchte neben mir.

Wie von der Tarantel gestochen stießen wir uns vom Tresen ab. Len streifte sich die neuen Topfhandschuhe über und ich riss die Ofentür auf. Ich riskierte einen Blick hinein und seufzte erleichtert auf.

"Er ist noch nicht verkohlt."

Vorsichtig griff der Alpha in die Hitze und stellte den Kuchen auf den Küchentisch. Er war zwar ein wenig brauner als gewollt, doch es war nicht so schwerwiegend, dass man ihn in den Müll hätte schmeißen müssen. Deswegen überzogen Len und ich den Kuchen noch gemeinsam mit einer Schokoladenglasur.

Eine halbe Stunde später saßen wir nebeneinander auf der Couch und stopften uns das Gebäck in den Mund.

"Weißt du," sagte mein Artgenosse. "ich dachte wirklich erst, dass wir das nicht schaffen würden und die Sahnetorte in der Gefriertruhe essen müssten."

Gespielt entsetzt schaute ich ihn an.

"So wenig Vertrauen hast du in unsere Fähigkeiten?" Ich schüttelte bestürzt den Kopf. "Und dann auch noch eine Sahnetorte ..."

Len gluckste leise.

Ich stellte meinen Teller auf dem Wohnzimmertisch ab und streckte mich.

"Na gut, ich gehe dann mal hoch, um mich erst zu duschen und dann auszupacken."

Mein Mitbewohner nickte.

"Mach das, ich räume dein Geschirr mit ab."

"Danke." lächelte ich und verließ den Raum.

In meinem Zimmer steuerte ich geradewegs auf das Bad zu. Erst einmal musste ich das ganze Mehl von meinem Körper waschen, bevor ich noch irgendetwas anderes tat. 

Als die hartnäckigen Spuren unserer Schlacht auch bis auf den letzten Rest beseitigt worden waren, lief ich auf meine Reisetasche zu, die seit gestern Nacht in irgendeiner Ecke stand.

Ich hatte ganz vergessen, dass meine Mutter etwas von einem Geburtstagsgeschenk für mich gesagt hatte, weswegen ich auch mehr als nur erstaunt darüber war, dass mir plötzlich ein silberfarbener Kleidersack entgegenkam.

Auch, wenn ich es kaum aushalten konnte, da ich unbedingt wissen wollte, was sich darin befand, hängte ich den Beutel brav in meinen Schrank. Dann wandte ich mich dem Rest zu.

Nach einer halben Stunde fiel mir ein, dass die Küche ja noch aufgeräumt werden musste. Also schlurfte ich lustlos die Treppe hinunter.

Doch anscheinend war Len aber schneller gewesen, als ich und hatte bereits abgewaschen, das Mehl von sämtlichen Küchenmöbeln und dem Fußboden gewischt und war nun dabei, den übrigen Kuchen in Alufolie zu wickeln.

Ich lehnte mich gegen den Türrahmen und verschränkte die Arme.

"Du hättest mich rufen sollen." meinte ich vorwurfsvoll, aber mein Mitbewohner schüttelte nur den Kopf.

"Du hast schon genug gemacht. Jetzt bin ich mal an der Reihe."

Auch wenn sein Tonfall eher sachlich war, musste ich urwillkürlich lächeln.

"So, fertig." sagte Len zufrieden und stellte den Schokoladenkuchen auf den Tresen. "Jetzt gehe ich mich duschen."

"Viel Spaß." flötete ich und spazierte ins Wohnzimmer, wo ich es mir auf der Couch gemütlich machte. Wahllos zappte ich durch die verschiedenen Kanäle, doch das Signal war durch den Schutzwall immer noch so schlecht, dass ich irgendwann genervt die Fernbedienung aus der Hand legte.

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