Tag zwei -Der nächste Schritt

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Es herrschte Totenstille.

Mein Herz pochte so laut in meiner Brust, dass ich befürchtete, es könnte den anderen auffallen. Angespannt beobachtete ich Tais Silhouette, die sich seit Nevis Offenbarung immer noch in derselben verkrampften Position befand. Trotzdem sah ich das leichte Zittern der Fäuste und befürchtete für einen Augenblick, dass der Tiger ausholen würde, um dem ohnehin schon geschwächten Austauschschüler eins über zu ziehen.

Stattdessen sank er stöhnend in die Knie und verbarg sein Gesicht in den Händen.

"Tai?", fragte Nevis erschrocken.

"Was erwartest du? Wie soll ich dir jetzt darauf antworten?", erwiderte er nur dumpf. "Es ist ja nicht so, als wäre es etwas völlig Neues für mich."

Jetzt war es an Nevis, verwirrt zu gucken.

"W-was meinst du damit?"

Ich spürte, wie mich jemand am Ärmel zog.

"Sarina, ich weiß, dass er Moment gerade ungünstig ist, aber wir haben das Rezept. Es steht auf einer der hintersten Seiten. Wir sollten uns so schnell wie möglich auf den Weg zu Sylvia machen.", murmelte Len mir zu. Ich nickte und warf einen Blick auf Tai und Nevis.

"Wir werden sie erst einmal hier lassen. Nevis wird sich noch ein bisschen erholen müssen und ich glaube, die beiden haben noch viel miteinander zu bereden. Ich denke nicht, dass das uns etwas angeht.", sagte ich leise.

"Okay."

Wir machten uns daran, den anderen leise zu verstehen zu geben, dass wir nun den Rückweg antreten würden. Nur widerwillig ließen sie von dem Paar am Boden ab und folgten uns aufgeregt flüsternd durch das Kellergewölbe zurück zur Treppe.

"Wusstet ihr das?", erkundigte sich Ruby voller Neugier bei uns. Ihre silbernen Augen glänzten vor Aufregung. "Ist Nevis wirklich ein Werwolf?"

Ich seufzte.

"Ja, ist er. Wir wissen es auch noch nicht sehr lange. Es ist eine Geschichte für sich."

Meine Freundinnen nickten verständnisvoll.

"Was mich aber erstaunt ist, dass schon Monate vergangen sind, in denen Nevis schon bei uns war und noch nie ist irgendjemandem etwas aufgefallen."

"Ja, weiß Mrs. Roberts eigentlich darüber Bescheid?"

Ich tat mein Bestes, um die dringenden Fragen der Mädchen zu beantworten. Trotzdem musste ich aufpassen, nicht zu viel zu verraten. Die Tatsache, dass wir einen Werwolf in der Akademie beherbergen war nämlich immer noch ein Geheimnis.

"Gut", Len klatschte einmal in die Hände, als wir endlich am unteren Absatz der Steintreppe angekommen waren. "hört noch einmal bitte zu. Es ist natürlich selbstverständlich, dass ihr alles, was heute hier unten passiert ist, niemandem weitererzählt. Ich weiß, es war eine überraschende Wendung der Ereignisse, aber bitte berücksichtigt Nevis auch dabei. Wenn ihr irgendwelche Fragen habt, dann richtet sie bitte an mich oder Sarina."

"Was ist eigentlich mit dem Buch?", erkundigte sich Seth und ich musste mir über den viel zu offensichtlichen Themawechsel ein Lachen verkneifen.

"Gute Frage!" Der Alpha zeigte grinsend mit dem Finger auf seinen besten Freund. "Ich weiß nicht, ob es alle in dem Durcheinander mitbekommen haben, aber wir haben das Rezept gefunden."

Er hielt ein Gefäß in die Höhe, das bis zum Rand mit dem Feenstaub gefüllt war. Überrascht starrte ich es an. Wo hatte er das denn aufgetrieben?

„Ich bin die Zutatenliste durchgegangen und anscheinend ist dieser Staub eine davon. Wahrscheinlich mussten die Feen sichergehen, dass das Buch nur in sichere Hände fällt."

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