Jace*

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Schweiß gebadet schreckte Jace aus seinem Traum. Sein Atmen ging schnell und unkontrolliert, während sein Herz fast aus seiner Brust sprang.

Allein der Gedanke,dass dieser Traum Wirklichkeit werden könnte, brachte ihn zum Zittern.

Er hatte sich gesehen. Im Gefängnis. Und seine Mutter, die ihn enttäuscht ansah.

Er musste so schnell wie möglich hier raus, weg von dem Handy. Vielleicht wirkte seine Reaktion mehr als nur übertrieben, aber er hatte sich in seinem Leben bisher nichts zu Schulden kommen lassen. Und nun hatte er ein geklautes Smartphone im Schrank.

Heute war Sonntag, der einzige Tag, an dem seine Mutter nicht arbeiten musste. Aber er konnte jetzt nicht hier bleiben. Er konnte ihr so nicht unter die Augen treten. Vorerst musste er einen klaren Kopf kriegen. Er warf einen Blick auf die Uhr und seufzte. Es war gerade einmal sechs Uhr früh. Wo sollte er denn jetzt hin?

Vielleicht reichte die frische Luft ja, um ihn zu beruhigen. Und so stand er einige Minuten später draußen und atmete die kühle Morgenluft ein. Es war so ruhig.

Er lehnte sich mit dem Kopf an die Wand und sah sich um. Vor ihm erstreckte sich der große Innenhof mit dem kleinen Spielplatzes. Er konnte sich noch gut an die Zeit erinnern, in der mit Nell ständig hier gespielt hatte. Es hatte Stunden gedauert, sie von dort weg zu bekommen, doch letztendlich hatte das auch nur unter ständigem Gequengel geklappt. Die beiden hatten sich vorgestellt Piraten zu sein, die auf Schatzsuche waren. Das kleine Gerüst mit der Rutsche hatte ihnen als Schiff gedient und es war nicht nur einmal vorgekommen , dass sie von dort herunter gefallen waren.  Geistesabwesend strich er sich über die Narbe, die er bei einem solchen Sturz bekommen hatte. Er war in eine Glasscherbe gefallen und nun erstreckte sich eine 3 Zentimeter große Narbe über seine gesamte rechte Wange.

Aber er verband damit nur gute Erinnerung. Das war ihm in einer Zeit passiert, in der er noch glücklich gewesen war. Sein Vater und seine Mutter waren zusammen gewesen und zu seinem Bruder hatte er eine besondere Beziehung gehabt.

Er sah sich weiter um und musste schmunzeln, als sein Blick auf die vielen großen Büsche auf der linken Seite fiel. Früher war das ihr Hauptquartier gewesen. Das war zur Grundschulzeit. Damals hatten sie Will kennengelernt und ihn sofort in ihr Herz geschlossen. Zwischen den ganzen Büschen, gab es eine freie Stelle. Dort hatten sie zu dritt gehockt und sich irgendwelchen Unsinn ausgedacht.

Er vermisste die Zeit. Nell und Will waren zwar noch immer seine besten Freunde, aber das damals war eine unbeschwerte Zeit .

Die Erinnerungen halfen ihm, sich ein wenig zu entspannen. Er ließ sich an der Wand hinunter rutschen und saß mit ausgestreckten Beinen einfach da und tat nichts.

Jace seufzte. Er wusste, dass er sich nicht ewig vor seiner Tat verstecken konnte. Am besten wäre es, wenn er das Handy so schnell wie möglich verkaufte und das Geld übergab. Dann hätte er Ruhe von Mason und seinem Anhängsel.

Und mit der Zeit würden auch die Schuldgefühle verschwinden.

Er blieb noch einige Zeit so sitzen, bis die ersten Menschen aus ihren Wohnungen kamen und die Ruhe verflog. Es herrschte keine Hektik. Die Menschen pfiffen fröhlich vor sich hin und kamen einige Zeit später mit Tüten vom Bäcker zurück.

Jace machte sich ebenfalls auf den Weg zum Bäcker. Er hatte seine Gedanken ein wenig sortiert und freute sich nun auf das gemeinsame Frühstück mit seiner Mutter. Das würde ihn noch mehr beruhigen. Es war etwas so normales.

Er schloss die Tür auf und schlich extra langsam in die Küche, um seine Mutter nicht zu wecken, nur um zu sehen, dass sie bereits am Küchentisch saß und ihm entgegen lächelte. Seine Mundwinkel zogen sich nach oben. Sie sah so ausgeruht aus.

Das Glück des Zufalls | db ✔️Donde viven las historias. Descúbrelo ahora