"Du hast davon gewusst? Warum hast du mir nichts erzählt?" Will warf ihm einen kurzen undefinierbaren Blick zu und machte dann damit weiter, seine Schulbücher im Spind zu verstauen.
"Was hätte das gebracht?"
"Keine Ahnung, vielleicht hätte ich-"
"Was? Dich auch in sie verliebt?" Will schüttelte lächelnd den Kopf. "Du bist so naiv, Jace. Du würdest dich nicht einmal dann in Nell verlieben, wenn sie das einzige menschliche Wesen auf dieser Welt wäre."
"Das ist nicht wahr." Jace verschränkte die Arme vor der Brust und starrte nachdenklich auf den Boden. Aber er war sich nicht sicher, ob Will nicht vielleicht doch recht hatte, deshalb schob er hinterher:"Das kannst du nicht wissen."
"Jace, ich kenne dich jetzt schon lang genug, um zu wissen, dass Nell für dich wie eine Schwester ist. Also mach dir deswegen keine Vorwürfe. Außerdem weiß ich, dass es da jemand anderen gibt." Er schloss den Spind und lief los. Jace blieb noch einen Moment stehen, aber dann folgte er Will. Wieso musste er immer wieder damit anfangen? Er hatte ihm doch schon einmal gesagt, dass das mit Lou keineswegs etwas romantischer Art war.
"Ich bin nicht in Lou verliebt."
"Wer hat gesagt, dass ich von Lou spreche?", fragte er grinsend.
"Ich meine es ernst,Will."
Will blieb stehen."Das da." Er deutete auf Jaces geschundenes Gesicht."Lässt allerdings auf etwas anderes deuten."
"Das hat gar nichts zu bedeuten. Ich wollte nicht, dass man ihr weh tut, das ist alles." Allein der Gedanke an das Aufeinandertreffen mit Daven, machte ihn unglaublich wütend. Und wenn er sich dann ausmalte, er hätte Lou getroffen, brodelte es in ihm nur so vor Wut.
"Was wäre so schlimm daran, in sie verliebt zu sein?",fragte Will. Natürlich konnte er es nicht verstehen, wie denn auch? Lou war etwas besonderes, sie hatte jemanden verdient, der ehrlich war und sie gut behandeln konnte, jemanden der nicht so war wie er. Er brachte nichts als Unglück und wenn er eins wusste, dann dass sie ohne ihn besser dran war. Außerdem konnte er ihr nicht mehr unter die Augen treten, nicht nachdem was er alles getan hatte. Er war sich sicher, das sie ihn hassen würde,wenn sie das erst einmal herausgefunden hatte.
"Ich habe sie bestohlen, Will. Wie soll ich da mit ihr zusammen sein können? Mal ganz abgesehen davon, dass wir in verschiedenen Welten leben. Sie hat Geld im Überfluss, während meine Mum sich den Hintern aufreißen muss, damit wir jeden Tage etwa zu essen auf dem Tisch haben können. Das würde nie im Leben gut gehen. Außerdem würde man mich niemals akzeptieren."
"Das ist deine Argumentation, Jace? Oh Gott, das ist so ein Schwachsinn. Wenn du wirklich etwas für sie empfindest, dann wirst du einen Weg finden, um mit ihr zusammen sein zu können. Egal, was die anderen denken. Und was das mit dem Handy angeht, sie wird es niemals herausfinden." Will sah seinen Freund eindringlich an. "Ich sage dir eins, Jace, und das meine ich wirklich ernst, wenn jemand Glück verdient hat, dann bist du das. Seit dein Dad und dein Bruder euch im Stich gelassen haben, tust du alles, um deine Mütter zufrieden zu stellen. Du kümmerst dich um sie, ohne an deine eigenen Bedürfnisse zu denken und das zeugt eindeutig davon, dass du ein guter Mensch bist. Und das weiß Lou. Also lass dich nicht von solchen Gedanken verängstigen. Wenn du es wirklich willst, wird es funktionieren, glaub mir."
Jace sah seinem Freund hinterher, als dieser einfach davon ging und ihn verwirrt stehen ließ. Er wusste, dass er etwas für Lou empfand, aber das war ganz bestimmt keine Liebe und außerdem hatten sich diese Gedanken schon viel zu sehr in seinem
Kopf verankert, als dass er sie einfach so loswerden konnte. Jace war sich einfach so sicher, dass das ganz niemals klappen würde, warum sollte er sich dann überhaupt Hoffnungen machen?
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Das Glück des Zufalls | db ✔️
RomanceLou lebt in einer Welt, in der Geld alles ist. Die Menschen kennen keine Gefühle. Für sie sind Liebe, Familie und Freundschaft Fremdwörter. Jace hingegen lebt in einer Welt, in der das Geld knapp ist. Er erlebt Enttäuschungen, dafür hat er jedoch ei...
