"Jace? Was machst du denn hier?"
Als die Stimme seine Mutter erklang, zuckte er erschrocken zusammen und wandte seinen Blick von dem Küchenfenster ab.
"Ich kann nicht schlafen",gab er leise zu und starrte wieder aus dem Fenster. Seitdem er heute nach Hause gekommen war und das Handy in seiner Tasche entdeckte hatte, ging es ihm schlecht. Seine Schuldgefühle wurden immer schlimmer, vor allem nachdem er sich so gut mit ihr verstanden hatte. Und sein Wunsch, dass Lou vielleicht ein schlechter Mensch war, hatte sich auch als falsch herausgestellt. Sie war kein schlechter Mensch, ganz im Gegenteil. Sie hatte einem eigentlichen fremden Jungen ihre Hilfe angeboten und nicht einmal etwas dafür verlangt. Sein Magen verkrampfte sich und ihm wurde übel. Er war ein schlechter Mensch. Wie hatte er bloß ein Handy klauen können?
"Jace, mein Schatz, ist alles in Ordnung mit dir ?" Seine Mutter setzte sich besorgt zu ihm und griff nach seiner Hand. Mit kreisenden Bewegungen fuhr sie über seinen Handrücken und betrachtete ihn aufmerksam.
Jace überlegte nicht lange. Er wollte seine Mutter nicht anlügen. "Ich habe etwas getan, für das ich mich verabscheue."
"Was ist passiert?"
"Das ist doch egal. Ich habe es getan und jetzt fühle ich mich schlecht. Mom, was soll ich machen?" Seine Stimme wurde zum Ende hin immer leiser.
"Jace, es gibt immer eine Möglichkeit alles wieder gerade zu biegen. Egal was du getan hast, es kann nicht so schlimm sein, dass man dir nicht mehr verzeihen möchte. Ich weiß, dass du ein guter Junge bist und ich bin mir sicher, dass du das Geschehene wieder gut machen kannst."
Jace betrachtete seine Mutter eine Weile und nickte schließlich." Du hast wohl recht",murmelte er.
"Natürlich!", lachte sie. "Ich bin immerhin deine Mutter."
Eine Weile schwiegen sie vor sich hin und ließen ihren Gedanken freien Lauf, doch dann plötzlich sah Mrs Webber zu ihrem Sohn und lächelte ihn an. "Weißt du mein Junge, ich bin froh, dass du mir noch geblieben bist."
Darauf sagte Jace nichts, denn der Gedanke an seinen Bruder und seinen Vater würde ihn nur wütend machen und eigentlich wollte er die Ruhe um sich herum genießen. Er konnte Wut jetzt einfach nicht gebrauchen.
"Ich gehe ins Bett",sagte er leise, drückte seiner Mutter einen Kuss auf die Wange und ging in sein Zimmer. Dort ließ er sich mit einem Seufzer auf das Bett fallen und vergrub das Gesicht in dem weichen Kissen. Er musste daran denken, dass er Lou morgen wiedersehen würde und obwohl er es einfach nicht verstand, gefiel ihm der Gedanke.
Er kannte Lou doch eigentlich gar nicht, sie war eine Fremde. Eine Fremde, die unglaublich gut aussah und ihn magisch anzog.
"Jace? Wo warst du? Ich dachte, du wolltest noch vorbei kommen."
Jace zuckte erschrocken zusammen und ließ seine Tasche vor Schreck fallen. Diese fiel mit einem lauten Geräusch zu Boden. Nell stand mit verschränkten Armen neben ihm und sah dabei zu, wie er sich bückte, um sie aufzuheben.
"Man, Nell! Musst du mich so erschrecken?"
"Das war nicht meine Absicht, tut mir leid."
Jace verdrehte die Augen und lehnte sich mit dem Rücken an seinen Spind, um Nell besser betrachten zu können. Sie wirkte irgendwie besorgt, doch er konnte sich nicht erklären warum.
"Alles in Ordnung mit dir ?",fragte er vorsichtig.
"Wo warst du gestern ? Ich habe auf dich gewartet."
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Das Glück des Zufalls | db ✔️
RomanceLou lebt in einer Welt, in der Geld alles ist. Die Menschen kennen keine Gefühle. Für sie sind Liebe, Familie und Freundschaft Fremdwörter. Jace hingegen lebt in einer Welt, in der das Geld knapp ist. Er erlebt Enttäuschungen, dafür hat er jedoch ei...
