Jace*

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Er starrte an die Decke und überlegte, was er tun sollte. Die Zeit ließ sich nicht anhalten, ihm musste etwas einfallen. Eigentlich hatte er sich schon entschieden, tief im Innern wollte er diese Entscheidung aber nicht tolerieren. Ihm wurde schlecht bei dem Gedanken, sie wieder zu bestehlen. Aber welche Wahl hatte er schon?

"Jace?"

Er zuckte erschrocken zusammen, als er die Stimme seiner Mutter hörte. Jace hatte nicht bemerkt, dass sie hereingekommen war, aber da stand sie. Mit verschränkten Armen und einem Lächeln im Gesicht.

"Willst du darüber reden?"

"Worüber?", fragte er verwundert.

Seine Mutter ging ein paar Schritte auf ihn zu und setzte sich schließlich neben ihn aufs Bett. "Ich weiß, dass dir etwas auf dem Herzen liegt."

Jace verfluchte seine Mutter für ihr feines Gespür. Warum musste sie es immer spüren, wenn etwas mit ihm nicht stimmte?

"Nein, es ist alles in Ordnung",meinte er, während er sich aufsetzte.

"Jace." Der Ton in ihrer Stimme war sanft und Jace hätte ihr gerne alles erklärt, aber das konnte er nicht. Es ging einfach nicht und das tat ihm weh. "Du kannst es mir erzählen. Hat es etwas mit diesem Mädchen zu tun?"

"Wovon sprichst du Mum?"

"Jace." Sie zog eine Augenbraue hoch und verschränkte die Arme vor der Brust. "Stell dich nicht so an. Erzähl mir von ihr."

Jace ließ sich seufzend zurück auf sein Bett fallen. "Es gibt nichts zu erzählen. Ich habe dir doch gesagt, dass ich sie noch nicht lange kenne."

"Es wird doch wohl einen Grund geben, weshalb du dich mit ihr getroffen hast. Irgendetwas muss dir doch zu ihr einfallen."

"Sie ist.... Ich weiß nicht, ich mag sie einfach. Und ich habe das Gefühl, dass sie mich versteht. Weißt du..." Er blickte seine Mutter an und sprach die nächsten Worte nur vorsichtig aus, denn er wusste, wie seine Mutter auf ihren ältesten Sohn reagierte. "Ich glaube, sie weiß, wie ich mich fühle. Sie hat mir erzählt, dass ihr Bruder abgehauen ist und da musste ich an Adam denken. Wir sind beide im Stich gelassen worden..."

Er sah, dass seine Mutter mit den Tränen kämpfte, sie konnte den Verlust ihres Sohnes nicht ertragen, aber dann zwang sie sich zu einem Lächeln und griff nach seiner Hand. "Ich würde sie gerne kennenlernen. Wie wäre es, wenn du sie nächsten Sonntag zum Essen einlädst?"

"Ich weiß nicht so recht. Sie... sie kommt aus anderen Verhältnissen."

"Du meinst, sie hat Geld",stellte seine Mutter lächelnd fest. "Jace, glaubst du das macht mir etwas aus? Manche Menschen haben nun einmal Glück, aber das stört mich nicht. Es freut mich, dass sie so aufwachsen konnte. Das wünsche ich mir jeden Tag für dich."

Er wollte das nicht hören und konnte nicht glauben, dass seine Mutter so dachte. Es war mehr als unfair, dass manche Menschen nichts tun mussten, um finanziell abgesichert zu sein, während andere so hart kämpfen mussten. Vor allem wenn all diese reichen Menschen so arrogant und eingebildet waren. Sie hatten doch keine Ahnung, was Probleme waren. Jace war sich sicher, dass sie es nicht einmal einen Tag aushalten würden, den Job seiner Mutter zu erledigen und doch blickten sie auf die Ärmeren herab, als wären sie ihre Hunde. Natürlich wusste er, dass das Ganze nicht auf Lou zutraf, sie war anders, ganz anders. Aber das änderte nichts an seiner Einstellung. Es gab immer Ausnahmen.

"Das ist Schwachsinn. Es sollte dich stören, Mum, denn mich stört es. Ich hasse es, dass all diese Menschen so viele Geld haben und so viel Sicherheit und es nicht einmal schätzen!" Er hatte sich längst wieder aufgesetzt und stand nun wütend auf. Mit verschränkten Armen stand er da und blickte auf seine Mutter herab.

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