Jace verbrachte das gesamte Wochenende im Bett. Er hatte seine Mutter enttäuscht, so unglaublich enttäuscht, dass er es nicht mehr wagte, ihr unter die Augen zu treten.
Nachdem er ihr alles erzählt hatte, war sie in Tränen ausgebrochen und hatte Jace dabei das Herz gebrochen. Er hatte sie nicht ansehen können und war selbst den Tränen nahe gewesen. Seit diesem Abend hatte er seine Mutter nicht mehr gesehen und er machte sich unglaubliche Sorgen um sie. Er wusste, dass sie eine starke Frau war, aber nachdem ihre gesamte Familie sie hintergangen hatte, war es nur verständlich, dass sie nicht mehr konnte. Jeden Tag verausgabte sie sich, nur damit sie ein einigermaßen gutes Leben führen konnten und was tat Jace, um ihr zu danken?
Er hasste sich für das, was er getan hatte und jetzt wo alles vorbei war, hoffte er, dass seine Mutter mit ihm verschwinden würde. Hier waren sie nicht mehr länger sicher.
Sie mussten ihr altes Leben hinter sich lassen. Die Schule, die Arbeit, ihre Freunde. Und auch Lou.
Lou.
Er konnte nicht an sie denken, ohne dass sich alles in seinem Innern zusammen zog. Eine eiskalte Hand legte sich um sein Herz und drückte immer fester zu, während seine Gedanken immer wieder von ihr eingenommen wurden. Ihrem Lächeln, ihren süßen Ohren, ihren Worte... Jace verkrampfte sich, während er versuchte, sie aus seinem Kopf zu verbannen, aber es gelang ihm nicht. Es gelang ihm nicht, weil sie ihm so unglaublich wichtig war und weil er sie so sehr vermisste, dass er das Gefühl hatte, sein Herz begann zu bluten.
Er wusste, dass er selbst schuld war, aber es war zu viel. Er konnte nicht mehr. Warum musste es so weh tun?
Vielleicht hatte er es tatsächlich verdient, vielleicht war das hier seine gerechte Strafe, aber wenn seine Freunde bei ihm gewesen wären, dann wäre all das viel einfacher. Und wenn er von seinen Freunden sprach, dann meinte er nicht nur Will, nein, er wollte auch Nell bei sich haben. Ja, er hatte ihr unglaublich weh getan und sie brauchte jetzt einfach Zeit, aber er wusste nicht, wie viel Zeit er ihr noch geben konnte, denn er brauchte sie jetzt mehr denn je.
Nicht nur, dass sein Herz so sehr schmerzte, nein, in 6 Tagen war auch die Frist abgelaufen und er würde sich Mason stellen müssen, wenn er es nicht vorher schaffte, seine Mutter zu überzeugen zu verschwinden.
Als er am Morgen mit schmerzendem Körper das Haus verließ, hatte er einen Entschluss gefasst, er würde Nell die ganze Wahrheit sagen, jetzt wo er schon damit angefangen hatte, fand er, dass auch Nell die Wahrheit verdient hatte. Er würde ihr alles erzählen und sich entschuldigen, in der Hoffnung, dass sie ihm verzeihen würde. Er war nicht so naiv, zu denken, dass danach alles wieder so werden würde wie zuvor, dafür war zu viel geschehen, aber vielleicht konnte er sie zumindest wieder in die Arme schließen.
Die Leute in der Schule starrten ihn alle an, kein Wunder, ihm war noch immer deutlich anzusehen, was am Freitag geschehen war, aber er ignorierte ihre Blicke, denn er hatte wichtigeres zu tun. Er hielt Ausschau nach Nell. Als er sie entdeckte, atmete er erst einmal tief ein und aus, bevor er die Angst herunterschluckte, die ihm die Kehle zu schnürte. Jeder Schritt in ihre Richtung sorgte dafür, dass seine Hände mehr und mehr schwitzten und zitterten, deshalb war er froh, als er endlich hinter ihr stand. Sie kramte in ihrem Spind und bemerkte ihn erst, als er ihren Namen flüsterte. Daraufhin zuckte sie erschrocken zusammen und sah ihn an, aber kaum hatte sie ihn erkannt, wandte sie sich bereits ab und wollte gehen. Jace wollte sie aufhalten, doch das war gar nicht nötig, denn sie drehte sich langsam zurück in seine Richtung und betrachtete sein Gesicht mit stechendem Blick.
"Oh Gott", murmelte sie leise und mit Besorgnis in den Augen, aber kurz darauf wandelte sich die Sorge in Wut. "Hast du dich wieder wegen ihr verprügeln lassen?" Es tat weh, dass sie so abfällig von Lou sprach und am liebsten hätte er etwas dazu gesagt, aber er besann sich, immerhin hatte er etwas ganz anderes vor.
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Das Glück des Zufalls | db ✔️
RomanceLou lebt in einer Welt, in der Geld alles ist. Die Menschen kennen keine Gefühle. Für sie sind Liebe, Familie und Freundschaft Fremdwörter. Jace hingegen lebt in einer Welt, in der das Geld knapp ist. Er erlebt Enttäuschungen, dafür hat er jedoch ei...
