Bad News

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"Faye? Bist du wach?" hörte ich wieder die Stimme meines Bruders. "Faye?" War das ein Déjà-vu oder was? Hatte er vor mich jetzt jeden Morgen so zu wecken? Aber warte mal... Heute war Samstag! Da war ich mir hundertprozentig sicher. Ich öffnete meine Augen, nur um sie kurzdarauf wieder zu schlitzen zu verengen und ihn skeptisch zu mustern. "Was willst du Josh? Es ist Samstag!" meinte ich barsch, bemerkte jetzt erst den besorgten Blick auf seinem Gesicht. Sofort setzte ich mich auf und schaute ihn gefühlvoll an. "Hey, was ist los?" fragte ich sanft und strich mit meiner Hand über seinen Arm. "Unten ist eine Frau. Sie will mit uns beiden reden, Faye. Was... was ist wenn sie uns gefunden haben, das Jugendamt?" Ich runzelte meine Stirn, schlug die Decke beiseite und schlüpfte aus dem Bett. Bevor ich mein Zimmer verließ, griff ich mir meinen pinken Bademantel, der an einem Haken in meinem Zimmer hing, und zog ihn an. Ich konnte ja schlecht in Unterwäsche die Tür öffnen. Ich ging also quer durch Haus, bis runter zur Eingangshalle. Und dort stand tatsächlich, wie Josh sagte, eine Frau mit kurzen braunen Haaren, einer Art Anzug und einem Klemmbrett unter ihrem Arm. Sie war ca. 40 Jahre alt und schaute sich interessiert in unserem Haus um. Sie hatte mich wohl noch nicht bemerkt. Ich räusperte mich, um mich bemerkbar zu machen. "Was wollen Sie?" fragte ich schroff und zog meinen Bademantel enger um mich. Die Frau drehte sich schlagartig zu mir und lächelte mich warmherzig an. Mein Blick war jedoch immer noch eiskalt. Kurzdarauf gesellte sich Josh neben mich und legte seine Hand auf meine Schulter um mich ein wenig zu besänftigen. "Miss Emiliano?" fragte die Frau und ich nickte nur zu Bestätigung. "Wie ich sehe sind Sie 18 und somit volljährig?" fragte sie weiter und schaute auf ihr Klemmbrett. Wieder nickte ich nur. "Und ihr Bruder, Josh Emiliano? Ist noch minderjährig? 16 Jahre alt, stimmt das?" fragte sie wieder und schaute von ihrem Klemmbrett hoch. Ich legte meine Stirn in Falten. "Was wollen Sie? Wieso sind Sie hier?" fragte ich kühl. "Nun, Miss Emiliano, Ich bin vom Jugendamt. Ihr Bruder ist noch minderjährig und Sie haben keine Vormundschaft für ihn beantragt. Und auch wenn, wäre das unmöglich, weil sie Geschwister sind. So Leid es mir auch tut ihnen das mitzuteilen, aber Josh muss zurück ins Heim. Sie können schon von Glück reden, dass man keine Anzeige gegen sie erstattet hat, weil sie ihren Bruder einfach ohne Befugnis mit genommen haben." Die Frau schaute mich gequält an und Josh's Griff auf meiner Schulter verkrampfte sich. Auch ich erstarrte für wenige Sekunden. "Nein, das können Sie nicht tun. Er ist der Einzige den ich noch habe, Sie können ihn nicht mitnehmen. Er ist mein Bruder!" wimmerte ich und die Frau schaute mich nur mit noch gequälter Miene an. "Wir können und wir werden es tun, Miss Emiliano. Ich weiß wie sehr Sie an Ihrem Bruder hängen und das er der einzige in Ihrer Familie ist der Ihnen noch bleibt. Aber es geht nun mal nicht anders, es ist besser für ihn, verstehen Sie?" versuchte die Frau mich zu besänftigen, doch ich wurde nur noch wütender.

"Besser für ihn? Es ist also besser für ihn, wenn er ganz alleine ist? Wo er niemanden kennt? In einem Heim geht es ihm also besser wie bei seiner eigenen Schwester? Sie haben keine Ahnung wie es dort ist, wie es dort zugeht! Die Jahre im Heim waren die schlimmsten Jahre in meinem Leben. In unserem Leben! Also sagen Sie mir nicht, es würde ihm dort besser gehen, denn das stimmt nicht! Ich lasse nicht zu, dass Sie meinen Bruder mitnehmen. Und jetzt raus aus meinem Haus. Sofort!" schrie ich aufgebracht und zeigte mit meinem Arm auf den Ausgang. Auch die Miene der Frau verdunkelte sich jetzt. Sie drehte mir den Rücken zu und ging in Richtung Tür, doch bevor sie ganz aus dem Haus verschwand, drehte sie sich noch mal zu uns, mit der Hand immer noch an der Tür. "Es tut mir Leid Miss Emiliano. Aber es gibt nichts was Sie dagegen tun können, das ist ein Gesetz. Am Montag Morgen werden zwei Beamte vom Jugendamt hier eintreffen und Ihren Bruder mit nehmen. Einen schönen Tag noch." mit diesen Worten verschwand sie und knallte die Tür zu. Als sie raus war, fing ich an zu weinen. Josh hatte immer noch kein Wort gesagt, er starrte nur starr auf den Platz, wo gerade noch diese Frau vom Jugendamt gestanden hat. Ich drehte mich jetzt zu Josh und vergrub mein Gesicht in seinem Shirt, das binnen weniger Sekunden völlig durchnässt von meinen Tränen war. Sie durften ihn mir nicht weg nehmen! Sie durften einfach nicht!

"Shhh, Faye. Alles wird gut." flüsterte er mir beruhigend zu und strich mir behutsam über meine ungekämmten Haare. "Wie, Josh? Sag mir wie! Wie kann alles gut werden, wenn sie dich wieder ins Heim stecken? Es wird nichts wieder gut!" schluchzte ich weiter und auch Josh wurde jetzt ruhig. Es schien so, als ob ich es wäre die zurück ins Heim gesteckt wird, so wie ich weinte. Josh war schon immer der Stärkere von uns gewesen. Plötzlich murmelte Josh etwas unverständliches. Ich hob meinen Kopf verwirrt und schaute ihm direkt ins Gesicht. Er hatte nicht geweint, aber es war ganz bleich und ohne Farbe. "Was hast du gesagt?" fragte ich mit zitternder und brüchiger Stimmer. "Ich habe eine Idee." wiederholte er. Skeptisch schaute ich ihn an. Was ging in seinem Kopf nur vor? "Was? Welche Idee, Josh? Was hast du vor?"-"Wir fliehen!" Jetzt schaute ich nur noch verwirrter. "Was?" Josh sprang auf und schien plötzlich voller neuem Elan zu sein. Er gestikulierte wild mit seinen Händen. "Na wir fliehen. Wir reißen aus. Verschwinden einfach irgendwohin wo uns niemand kennt. Wir fangen ganz von Vorne an, einen Neustart."

"Aber Josh, wo sollen wir hin? Wir haben niemandem zu dem wir hin können, das weißt du doch!" meinte ich jetzt etwas aufgebracht. "Na und? Das hatten wir bis jetzt ja auch nicht! Mum und Dad haben uns genügend Geld hinterlassen. Wir können ganz von Vorne anfangen!" erklärte er aufgeregt und ging aufgeregt auf uns ab. "Aber dann bleibt immer noch die Frage wohin wir gehen sollen. Wir müssen weit genug weg, damit uns niemand findet!" meinte ich nun wenig begeistert, doch das schien Josh nicht im geringsten zu kümmern. Er blieb für einen kurzen Moment still, dann jedoch rannte er hoch in sein Zimmer, nur um wenige Minuten später mit einer riesigen Landkarte wieder nach unten zu kommen. Verwirrt schaute ich ihn an. Was hatte er jetzt wieder vor?

Er nahm mich an der Hand und zog mich mit sich in die Küche, wo er die Landkarte auffaltete und aufgebreitet auf den Tisch legte. "Schließ deine Augen." forderte er mich auf. "Was? Was zur Hölle hast du vor?" fragte ich halb verwirrt, halb verärgert. Langsam nervte mich diese verdammte Ungewissheit. "Schließ deine Augen." forderte er mich wieder auf. "Aber-" weiter kam ich nicht, denn er unterbrach mich wieder mit dem Satz "Schließ deine Augen. Ich seufzte genervt auf, tat aber dann wie mi geheißen. "Und nun tippe mit deinem Finger irgendwo auf die Landkarte." Wieder seufzte ich, legte meinen Finger dann aber mit geschlossenen Augen irgendwo auf die verdammte Landkarte. Als ich meinen Finger abgelegt hatte, öffnete ich wieder meine Augen und entzog meinen Finger, um zu erkennen auf welcher Stelle mein Finger platziert war.

"Mystic Falls?" fragte ich verwirrt.

"Mystic Falls!" wiederholte Josh bestätigend mit einem breiten Grinsen und brachte mich somit auch zum Grinsen. Wir fliehen. Wir fliehen nach Mystic Falls.

As Long As You Love Me (Vampire Diaries FF)Where stories live. Discover now