Kapitel 1

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Heißes Wasser prasselte von oben auf mich herab und lief von meinen Schultern über meinen Rücken bis runter zu meinen Beinen. Die Wärme des Wassers tat mir, aber vor allem meinem verspannten Körper gut. Ich schloss meine Augen, legte den Kopf in den Nacken und genoss die angenehme Temperatur, in welche mein Gesicht getaucht wurde. "Es ist schon eine ganze Weile her, seitdem ich länger als zehn Minuten geduscht habe." dachte ich als ich, nach der ausgiebigen Dusche, zufrieden das heiße Wasser abstellte und aus der Badewanne stieg. Ich griff nach dem großen roten Handtuch, welches ich zuvor herausgelegt hatte und wickelte dieses um meinen nassen Körper, bevor ich ein zweites kleineres Handtuch für meine Haare benutzte. Mit meiner Hand wischte ich über das Glas des Spiegels, welches durch den heißen Dampf völlig beschlagen war. Verunsichert von meinem Ebenbild, das sich mir bot, nachdem ich über den Spiegel gewischt hatte, drehte ich mich einige male um mich selbst und betrachtete mich von allen Seiten. Es war eine gewisse Skepsis, mit welcher ich mich musterte, doch das Zufallen der Haustür, ließ mich meinen Blick von dem noch zum Teil beschlagenen Spiegel abwenden. "Casey?!" hörte ich Spencer rufen, ehe er wenig später seinen Kopf durch die halbgeöffnete Badezimmertür steckte. "Ich habe Aiden zu deiner Mum gebracht." teilte er mir mit, wobei ich sein Grinsen förmlich hören konnte. "Du scheinst ganz schön froh darüber zu sein, deinen Sohn für eine Nacht nicht um dich zu haben." antwortete ich und begann kurz darauf leise zu lachen, da ich im Spiegel sehen konnte, wie Spencer beschämt seinen Kopf senkte und zum Boden schaute. "Ich weiß, dass du ihn liebst. Das tue ich auch, aber..." ich stoppte, um meine Haare von dem Handtuch zu befreien, welches ich über den Rand der Wanne legte. "Ich freue mich, dich endlich für ein paar Stunden nur für mich zu haben und mit niemandem teilen zu müssen." fuhr Spencer, dessen Lippen ein sanftes Lächeln umspielten, für mich fort, während er seine Hände von hinten um meine Hüften gelegt hatte. "Und du hättest keine halbe Stunde warten können?" flüsterte er mir in mein Ohr und strich meine nassen Haare auf eine Seite. "Wir haben noch die ganze Nacht." bemerkte ich grinsend. "Die erste Nacht, die wir nach sechs Monaten wieder komplett für uns haben." fügte Spencer, der seine Augen geschlossen hatte, abwesend hinzu. Er hatte recht. Seit Aiden's Geburt waren sechs Monate vergangen. "Sechs Monate, die alles andere als einfach gewesen waren." dachte ich und fiel meinen Erinnerungen zum Opfer. Wie so oft in den ersten drei Wochen, in welchen ich mit Aiden Zuhause war, hatte dieser mich lautstark aus dem Land der Träume gerissen. Ebenso wie Spencer, der sich im Gegensatz zu mir bereits aufgesetzt und mich müde angesehen hatte. "Wie kann ein so kleines Lebewesen, nur so einen Krach verursachen?" hatte ich leise gemurmelt und Spencer im nächsten Moment einen strengen Blick zugeworfen. "Und du, mein Lieber." hatte ich ihn ermahnt, da er sich wieder hinlegen wollte. "Denk gar nicht daran einzuschlafen." hatte ich weitergesprochen und leicht gegen seinen Arm geboxt, ehe meine ganze Aufmerksamkeit unserem weinendem Sohn, welcher einige Meter von mir entfernt in seinem Beistellbettchen lag, galt. "Wie kann es sein, dass du schon wieder wach bist?" hatte ich mit einem kleinen Lächeln geflüstert und mich aufgesetzt, um Aiden aus seinem Bett zu holen. Dieser war abrupt ruhiger geworden als ich ihn vorsichtig in meinen Armen hielt und behutsam über seine braunen, leicht zerzausten Haare strich. "Tust du mir einen Gefallen?" hatte ich mich danach leise an Spencer, den ich flehend angesehen hatte, gewandt. Ein Lächeln und ein Nicken seinerseits, hatten mich fortfahren lassen. "Auf der Couch liegt..." ich hatte gestoppt, da Spencer, während ich zu Sprechen angefangen hatte, aufgestanden und schon halb aus dem Schlafzimmer verschwunden war, woraufhin das Geschrei unseres Sohnes lauter wurde. "Hier bin ich doch schon wieder." hatte Spencer sanft gesagt als er mit Aiden's kleinem Plüschaffen, welchen meine Mum vor einigen Jahren für mich gemacht hatte, zurück in den Raum kam. "Danke." hatte ich lächelnd gesagt und ihm einen zarten Kuss auf seine Wange gegeben. "Kann ich noch irgendetwas für dich tun?" hatte Spencer mit liebevoller Stimme von mir wissen wollen, während er sich wieder zu mir ins Bett begeben hatte. Ich hatte leicht den Kopf geschüttelt und anschließend zu Aiden gesehen. Dieser schien trotz des Plüschtieres keines Wegs beruhigt zu sein, weshalb ich Spencer einen verzweifelten Blick zugeworfen hatte. "Komm her." hatte er mich leise aufgefordert und mir Aiden abgenommen, woraufhin ich die Bettdecke etwas zur Seite geschoben und mich zwischen seine Beine gesetzt hatte, bevor Spencer mir Aiden behutsam zurück in meine Arme gelegt hatte. "Wie lange, denkst du, dass es noch dauern wird bis er länger als zwei Stunden durchschlafen wird?" hatte ich Spencer leise gefragt auch, wenn ich wusste, dass er mir keine Antwort auf meine Frage geben konnte. Dies hatte er gar nicht erst versucht, sondern seine Hände liebevoll um Aiden gelegt. "Shh." hatte Spencer sich bemüht unseren weinenden Sohn, welcher mich mit Tränen gefüllten Augen ansah, zu beruhigen und wollte nach dessen Schnuller greifen, doch ich schüttelte meinen Kopf. "Da hat jemand Hunger." hatte ich mit einem kleinen Lächeln festgestellt und Aiden auf seine Nase getippt, was ihn für einen Moment vom Schreien abgelenkt hatte. "Möchtest du dich anders hinlegen?" hatte Spencer sich fürsorglich erkundigt, wobei ich erneut den Kopf geschüttelt hatte. Eigentlich hatte ich vor meinen Mund zu öffnen, um ihn darum zu bitten Aiden für einen Augenblick zu halten, allerdings tat Spencer dies ohne, dass ich ihn auffordern musste. Ich hatte daraufhin die Knöpfe meiner hellblauen Bluse geöffnet, ehe ich Aiden wieder an mich genommen und begonnen hatte ihn zu stillen. "Er kann wirklich ein Engel sein." hatte Spencer mit einem leichten Grinsen bemerkt, während er wiederholt über Aiden's Bauch gestrichen hatte. "Er ist unser Engel." hatte ich leise gesagt und mit meinem Daumen über seine Wange gestreichelt. "Das ist er." hatte Spencer glücklich zugestimmt. "Woran denkst du?" mit diesen Worten, wurde ich aus meinen Erinnerungen gerissen und zurück ins hier und jetzt geholt. "Ich weiß, dass Aiden bei meiner Mum ist und es ihm bei ihr an nichts fehlen wird, doch ich vermisse ihn." erklärte ich niedergeschlagen. "Du hattest ihn die ganzen sechs Monate um dich." erinnerte Spencer mich, wobei er seine Arme von hinten enger um mich schlang. "Da ist es normal, dass er dir fehlt." fuhr er fort, was mich sein Spiegelbild schweigend mustern ließ. Spencer's Blick, welchen er mir schenkte, bestand aus einer Mischung von Mitgefühl und Verständnis. "Wir müssen heute nicht Essen gehen, wenn dir nicht danach ist." bestätigte sich sein Mitgefühl mir gegenüber. "Ich weiß, dass es Aiden gut geht." begann ich und legte meine Hände auf Spencer's, ehe ich unsere Finger miteinander verschränkte. "Ich denke, dass du derjenige bist, der Zuhause bleiben möchte." flüsterte ich dann lächelnd, da Spencer seine Hände langsam von meinen Hüften nahm und dafür mit seinen Fingern über die nasse Haut meines Nackens strich. "Wie kommst du darauf?" hauchte er mir in mein Ohr, was mir einen angenehmen Schauer über den Rücken laufen ließ. Ich antwortete nicht, stattdessen schloss ich meine Augen und legte den Kopf in den Nacken, während Spencer seine Hände über meine Hüften bis zu meinem Hintern gleiten ließ. "Vergiss es." brachte ich schweren Herzens hervor und griff nach seinen Händen als er mit diesen unter das Handtuch fahren wollte. "Case." bat Spencer mich und schaute mich schmollend an. "Ich muss mich umziehen, meine Haare machen..." ich wurde von ihm unterbrochen, da er abermals sanft meine Hüften umfasste und mich somit ohne Probleme zu sich umdrehte, bevor er mich küsste. Ich hätte den Kuss einfach beenden können, doch ich tat es nicht. Es fühlte sich an als wäre es eine Ewigkeit her, seitdem wir uns so nah waren und uns ungestört küssen konnten ohne, dass ein schreiendes Baby uns davon abhalten konnte. Ich wollte Spencer nicht loslassen, sondern ihn fester an mich drücken, aber mein Verstand machte mir einen Strich durch die Rechnung, indem dieser die Kontrolle übernahm. "Hör auf." sagte ich, nachdem ich mich ungewollt von ihm gelöst hatte und ihn nun bittend ansah. "Ich liebe dich." fügte ich leise hinzu, woraufhin Spencer mir einen zärtlichen Kuss auf meine Stirn gab. "Das weiß ich. Ich liebe dich auch." entgegnete er lächelnd und gab mir einen weiteren, diesmal kürzeren Kuss auf meine Lippen, ehe er das Badezimmer verließ, damit ich mich endlich fertig machen konnte.

Crave you// criminal mindsWhere stories live. Discover now