Kapitel 17

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"Bist du endlich fertig?!" rief Spencer bereits das vierte Mal durch die Wohnung. Ich seufzte nicht länger, stattdessen lächelte ich meinem Spiegelbild entgegen. "Sofort!" rief ich ebenfalls zum vierten Mal zurück, woraufhin ich den genervten Gesichtsausdruck meines Freundes bildlich vor mir sah. Ich kicherte leise, bevor ich mich erneut meinem Ebenbild zu wandte. Es war eine Ewigkeit vergangen, seitdem ich so zufrieden mit mir selbst gewesen war. Ich fühlte mich wirklich wohl in meiner Haut, konnte nicht anders als zu lächeln. Im Spiegel sah ich wie meine dunklen Augen vor Freude strahlenten, sodass ich mich auf den ersten Blick kaum wiedererkannt hatte. Womöglich lag es am Make-up, welches im Gegensatz zu sonst und besonders im Vergleich zur letzten Zeit deutlich auffälliger war, da es nicht bloß aus Lipgloss und Mascara bestand. Auch meine Haare hatte ich gemacht, weshalb sie mir nun in eleganten Wellen über die Schultern fielen. Ich war glücklich. Wirklich glücklich ohne, dass es eine Fassade war. Kein Lachen, welches ich vortäuschen musste, kein gespieltes Lächeln. Es war alles echt. Seit so langem war ich endlich wieder glücklich und es lag nicht bloß an der äußerlichen Veränderung, sondern vor allem daran, dass ich den Tag mit dem Gedanken beginnen konnte, dass mir niemand mehr etwas böses wollte. Keith war tot. Er würde mir oder meiner Familie nie wieder zu nah kommen. Ich war mir sicher, dass es auch wieder andere Tage geben würde, an denen mir dieser Gedanke nicht kommt. Mir war klar, dass Nächte kommen würden, in denen mich seine eisblauen Augen wieder verfolgen und ich schweißgebadet aufwache. Das geschehene ist nicht vergessen, doch zumindest für diesen Augenblick und ich genoss es in vollen Zügen, denn wer konnte mir schon sagen, wann ich mich wieder an ihn oder die schrecklichen Dinge, die er getan hat, erinnert werde? Ich dachte nicht länger daran. Denn in diesem Moment war ich frei. Einfach frei. Unbeschwert. Und glücklich. "Endlich glücklich." flüsterte ich und warf dabei einen letzten Blick in den Spiegel, bevor ich das verwüstete​ Badezimmer verließ. "Wurde aber auch..." fing Spencer an, jedoch stoppte er mitten im Satz. "Wow." war das einzige Wort, welches aus seinem offen stehenden Mund kam. Ich grinste ein wenig selbstgefällig. "Du hast nicht umsonst so lange gewartet." flüsterte ich meinem Freund zu und nahm ihm dabei Aiden ab. Auch der Kleine musterte mich von oben bis unten, wobei er sich für einen kurzen Augenblick nicht sicher zu sein schien, wer die Frau ist, die ihn auf dem Arm hatte. Ich schüttelte lächelnd den Kopf. "Das heißt, dass wir endlich los können." bemerkte Spencer, der sich noch nicht so recht entscheiden konnte, wo er hinschauen sollte. "Männer." dachte ich lächelnd und schüttelte abermals den Kopf. "Nimmst du die Tasche für den Kleinen und meine Jacke?" bat ich Spencer, der beides bereits in den Händen hielt. "Hast du sonst noch einen Wunsch?" fragte er und küsste mich liebevoll. "Nein, keine Wünsche mehr. Es ist alles perfekt." sagte ich wahrheitsgemäß, woraufhin Spencer zufrieden nickte und mir anschließend die Tür öffnete, so wie es sich für einen Gentleman gehört. "Vielen Dank." "Zu Ihren Diensten, Madame." sagte er zwinkernd, was mich auflachen ließ. Mit meinem Sohn und Spencer im Schlepptau machte ich mich auf den Weg zum Wagen, der neben einer der vielen Straßenlaternen geparkt war. "Lässt du mich ausnahmsweise Mal wieder fahren?" wollte Spencer flehend wissen, woraufhin ich hastig nickte. "Liebend gern." sagte ich und klang fast schon erleichtert als mein Freund sich ans Steuer setzte, während ich unseren Sohn in dessen Kindersitz verstaute. "Bereit?" fragte Spencer dann leise. "Bereit." erwiderte ich zustimmend.

"Wir warten schon seit einer halben Ewigkeit auf euch!" wurden wir von Dave in Empfang genommen, nachdem er die Tür freudestrahlend aufgerissen hatte. "Bedank dich bei Casey." bemerkte Spencer und deutete dabei schnell auf mich. "Idiot." zischte ich mit gespielter Empörung, wobei ich ihm leicht in den Oberarm knuffte. "Hey." beschwerte dieser sich und schob beleidigt die Unterlippe nach vorn, ehe er lächelnd meine Wange küsste. " Principessa, du siehst bezaubernd aus." brachte Dave entzückt hervor und nahm mich herzlich in den Arm. "Danke." erwiderte ich etwas verlegen, bevor wir ihm in sein Haus folgten. "Hallo." flötete Derek als er uns entdeckte und zog die Augenbrauen hoch. "Sag nichts." bat ich ihn, wobei ich mir schüchtern die Hände vor mein Gesicht hielt. Derek wollte gerade weiter sprechen, jedoch wurde er von seiner Freundin aufgehalten. Diese kam mit einem riesigen Grinsen auf mich zu und fiel mir anschließend um den Hals. "Es ist so schön dich endlich wieder zu sehen." begrüßte Savannah mich. Es dauerte nicht lang bis auch die anderen uns liebevoll in ihrer Runde aufnahmen und wir alle zusammen in Dave's Garten saßen. "Hörst du das?" fragte Will und sah seiner Frau gespannt in die Augen. Die Blondine schüttelte etwas verwirrt den Kopf. "Genau." bemerkte der Polizist beinahe euphorisch, was vor allem die Männer lachen ließ. "Ach ihr spinnt." entgegnete Penelope und drückte meinen Sohn ein wenig enger an sich. "Wie kann man von so einem süßen Wesen genervt sein?" sagte sie nachdenklich. "Wenn so ein süßes Wesen die halbe Nacht schreit, da ist man über einen Abend ohne Kinder schon Mal froh." erklärte JJ, die ebenfalls ein wenig erleichtert schien, dass ihre Mum heute auf Henry und Michael aufpasst. "Ich bin dafür, dass wir diesen Abend einem anderen Thema widmen und vor allem einer ganz besonderen Person." begann Emily, während sie aufstand und ihr Weinglas hob. "Auf Casey, die ihr alle durchaus mehr kennt als ich es tue. Dennoch spreche ich dir meinen​ größten Respekt aus." fuhr die Brünette fort und schenkte mir ein warmes Lächeln, welches ich sofort erwiderte. "Auf Casey." stimmte Hotch mit ein und hielt sein Bier ebenfalls in die Höhe. "Auf meine beste Freundin." warf JJ ein. "Und auf die wohl beste Frau, die ich je hätte treffen können." ergänzte Spencer lächelnd. "Hört, hört." grinste Derek und beendete den Trinkspruch somit. Abermals spürte ich, wie die Glückshormone durch meinen Körper strömten. "Ohne euch wäre es noch lange nicht vorbei." entgegnete ich kleinlaut. Es war ein unangenehmes Gefühl, dass mir die ganze Aufmerksamkeit galt. "Lasst uns nicht länger über den Fall sprechen." schlug Kate vor, woraufhin ich hastig nickte. "Wie wär's mit Musik?" hakte Dave nach und sprang dabei förmlich auf, ehe ruhige Klaviertöne ertönten. "Klassik?" fragte JJ ungläubig nach und lachte anschließend. "Komm!" forderte Savannah ihren Freund auf, der alles andere als begeistert wirkte. "Wenn ich bitten darf." wandte Hotch sich an mich und hielt mir seine Hand entgegen. Ich sah ihn verwundert an. "Keine Sorge, ich bin noch keiner Frau auf den Fuß getreten." versicherte mir mein ehemaliger Boss. "Vertrau ihm." nickte Emily, was mich unsicher seine Hand nehmen ließ. Hotch zog mich grinsend auf die große Rasenfläche, auf der Derek seine Freundin bereits ausgelassen umher wirbelte. Ich seufzte leise, bevor ich mit dem älteren Agent zu tanzen begann. "Ich bin wirklich stolz auf dich." sagte er, wobei der Ton in seiner Stimme beinah väterlich klang. "Ihr seid meine Familie." bemerkte ich leise und spürte, dass sich meine Augen mit Tränen füllten. Damals war es eine so schwere Entscheidung gewesen, das Team zu verlassen und einen Teil meiner Familie im Stich zu lassen. So hatte es sich zumindest angefühlt. "Du bist jederzeit bei mir Willkommen." versprach Hotch. Ich nickte bloß unter Tränen. "Hotch ist nicht nur mein ehemaliger Arbeitgeber. Er ist die Vaterfigur, die ich nie hatte." dachte ich und war mir sicher, dass er dies wusste. "Spencer möchte mich heiraten." platzte es aus mir heraus. Hotch schaute mit einem breiten Grinsen zu seinem jüngsten Agent, bevor er sich mir zuwandte. "Reid hat dir einen Antrag gemacht?" "Nein, also zumindest nicht offiziell. Er hatte das Thema kürzlich angesprochen." erklärte ich etwas schüchtern und schielte ebenfalls zu dem Vater meines Sohnes rüber. "Ich möchte dich fragen, ob du derjenige sein willst, der mich zum Altar bringt." brachte ich unsicher hervor, doch Hotch strahlte übers ganze Gesicht und schloss mich liebevoll in seine Arme. "Nichts lieber als das." sagte er und nahm meine Hand, um mich anschließend zurück zum Tisch zu bringen. "Vielleicht solltet ihr schon Mal ein wenig üben." schlug Hotch vor, während ich Spencer mit meiner Geste zum Tanzen aufforderte. "Was hast du ihm erzählt?" wollte dieser beschämt wissen. "Genügend." entgegnete Hotch grinsend und schaute mit einem vielsagenden Blick in die Runde. "Kein Wort." ermahnte ich ihn, bevor ich Spencer zur Terrasse folgte und mich neben ihm auf die Hollywoodschaukel setzte. "Das letzte Mal als du hier gesessen hast." fing er Hand und legte eine Hand auf meinen Bauch. "Wäre ich fast geplatzt, wenn Aiden sich nicht bald dazu entschieden hätte, das Licht der Welt zu erblicken." sprach ich lachend weiter. "Du warst damals genauso schön, wie jetzt." bemerkte Spencer und schien für einen Augenblick zu überlegen. "Denkst du, dass es die anderen stören würden, wenn wir demnächst fahren?" wollte er dann wissen, woraufhin ich ihn verwundert anschaute. "Wir sind doch erst angekommen." "Kann man es mir verübeln, dass ich gerne etwas Zeit mit dir allein verbringen möchte?' fragte er. "Du meinst, bevor wir morgen früh nach Vegas fliegen." entgegnete ich. Spencer ließ seinen Kopf sinken. "Ich bin für dich da, Spence." flüsterte ich und nahm seine Hand vorsichtig in meine. "Wir waren uns einig, dass wir die unschönen Themen heute Abend ruhen lassen." erinnerte er mich und zwang sich zum lächeln. "Sind wir schlechte Eltern, wenn wir unseren Sohn als Vorwand benutzen, um jetzt schon nach Hause zu kommen?" fragte ich mit einem zaghaften Kichern, was Spencer ebenfalls auflachen ließ.

Crave you// criminal mindsWhere stories live. Discover now