Kapitel 3

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Es sollte das normalste Gefühl der Welt sein, wenn man seinen Freund nach knapp sechs Tagen wieder sieht. Doch für mich war dieses Gefühl alles andere als normal. Ich war aufgeregt, nervös und gleichzeitig einfach nur erleichtert als ich mit Aiden, der in seinem Kinderwagen lag und glücklich auf seinem Beißring kaute, das Gebäude der BAU betrat. Spencer hatte mich vor anderthalb Stunden angerufen, um mir Bescheid zu geben, dass er bereits im Jet sitzt und sie jeden Moment losfliegen, woraufhin ich angespannt durch unsere Wohnung gelaufen bin, ehe ich mich auf den Weg zur BAU gemacht hatte. Ich wusste, dass ich noch zu früh dran war und damit rechnen musste, noch mindestens zwanzig Minuten zu warten, aber es war mir lieber als die Zeit allein im Apartment abzusitzen. Die Türen des Fahrstuhls, welchen ich seit langem wieder betreten würde, öffneten sich mit einem leisen Zischen, was mich in die leere Kabine blicken ließ. "Es gibt Sachen, die ich keinesfalls vermisst habe." seufzte ich und schob den Kinderwagen, der mir eigentlich viel zu groß war, in den Fahrstuhl. "Deine Patentante wird sich mit Sicherheit freuen, dich für einen Augenblick für sich zu haben." teilte ich Aiden grinsend mit und streichelte über sein braunes Haar. Ich musste daran denken, wie Penelope und die anderen den Kleinen das erste Mal gesehen haben und wie sehr sie sich für Spencer und mich gefreut hatten. "Ich liebe ihn jetzt schon." hatte die technische Analytikerin mit leuchtenden Augen gequiekt, während sie Aiden, der in Spencer's Armen lag, verzückt musterte. Penelope war, nach meiner Mum, mit Derek zusammen als Erstes im Krankenhaus erschienen und hatte sich gar nicht mehr beruhigen können, weshalb Derek ihr gedroht hatte, dass die beiden sofort wieder gehen würden, wenn sie sich weiterhin so hysterisch aufführen würde, wodurch sich ihr Verhalten abrupt geändert hatte. "Da habt ihr zwei wirklich tolle Arbeit geleistet." hatte Derek grinsend bemerkt, was ihn einen bösen Blick von Spencer einbrachte und mich lächelnd unseren Sohn anschauen ließ. "Er hat recht." hatte ich leise zugestimmt und Spencer's Wange geküsst, weshalb sein Gesichtsausdruck sanfter wurde und seine Lippen wenig später ein Lächeln zierte. Ein leises Klopfen, welches mich hoffen lassen hatte, dass Aiden nicht aufwachen würde, hatte die angenehme Stille unterbrochen, ehe die Tür zum Krankenzimmer geöffnet wurde und JJ mit Henry an der Hand vorsichtig in den Raum kam. "Herzlichen Glückwunsch." hatten die beiden synchron und mit einem Strahlen im Gesicht gesagt. "Das war meine Idee." hatte Henry stolz hinzugefügt, wobei er auf einen mit Helium gefüllten Ballon, welchen JJ für ihn hielt, da dieser einfach viel zu riesig war, deutete. "Henry dachte, dass es fair sei, wenn du ebenfalls etwas bekommen würdest." hatte meine beste Freundin lächelnd erklärt und den weißen Ballon mit der Aufschrift 'Herzlichen Glückwunsch', an der Lehne des Stuhls, auf dem Derek saß, festgebunden. "Dankeschön." hatte ich mich daraufhin bei JJ's Sohn bedankt. Dieser war unsicher näher ans Bett getreten, um Aiden zu mustern. "Er wollte unbedingt mit." hatte JJ leise bemerkt, woraufhin Henry zurückhaltend zu mir gesehen hatte. "Komm her." hatte ich ihn leise aufgefordert und neben Spencer auf die Decke des Krankenhausbettes geklopft. Der blonde Junge hatte mich schüchtern angelächelt, ehe er hastig seine Schuhe ausgezogen hatte und zu mir geklettert war. "Henry, bitte sei vorsichtig!" hatte JJ ihren Sohn ermahnt, wobei ihre Stimme in leichte Panik verfiel und ein strenger Unterton mitklang. "Tut mir leid." hatte er leise genuschelt. "Ich möchte nur, dass du aufpasst." hatte sie danach ruhiger erwidert und ihm ein Lächeln geschenkt. "Es ist schon ganz schön spät." hatte ich mich an Henry gewandt, wobei ich ihn näher zu mir gezogen hatte, sodass er zwischen meinen Beinen saß. "Ich bin, aber noch gar nicht..." hatte er protestieren wollen und sich die Hand vor seinen weit geöffneten Mund gehalten. "Für mich sieht das anders aus." hatte Derek den Kleinen aufgezogen, der seine Bemerkung überhaupt nicht mitbekommen hatte, da er auf Aiden, welcher langsam seine Augen öffnete, fixiert war. "Er ist so winzig." hatte Henry geflüstert und Spencer verblüfft angesehen. "Es ist noch gar nicht so lange her als du noch genauso winzig warst." hatte dieser lächelnd geantwortet, bevor es ein weiteres mal an der Tür klopfte. "Ich hoffe, dass der Kleine nicht bereits in Geschenken versinkt." hatte Dave, welcher mit einem großen Plüschbären in der einen Hand und einem Blumenstrauß in der anderen den Raum betrat, mit einem charmanten Lächeln begonnen. "Gratulation ihr beiden." hatte Hotch, der nach ihm ins Zimmer kam, uns beglückwünscht. "Danke euch." hatte ich leise und mit Tränen in den Augen gesagt, während ich jeden dankbar angelächelt hatte. "Es ist mir ein Rätsel wie ihr Frauen es schafft, nach..." Dave hatte gestoppt und fragend zu Spencer gesehen. "Zwölf Stunden." hatte er ihm weitergeholfen. "Wie ihr nach zwölf Stunden, so großartig aussehen könnt." "Du bringst mich in Verlegenheit." hatte ich schüchtern gesagt und mein Gesicht verdeckt. "Rossi hat recht, du bist wunderschön." hatte Spencer mir zu geflüstert, bevor er mir einen Kuss auf meinen Haaransatz gab. "Jetzt hört auf." hatte ich beschämt verlangt, was die anderen lachen ließ. "Casey?" hatte Henry mich derweil leise gefragt und sich zu mir gedreht. "Was ist los Süßer?" hatte ich lächelnd wissen wollen, wobei ich ihm seine blonden Haare aus dem Gesicht gestrichen hatte. "Ich verspreche, dass ich ganz vorsichtig bin." hatte er angefangen und JJ einen flehenden Blick zu geworfen, woraufhin sie lächelnd zu mir sah. "Das weiß ich, aber du musst Casey oder Spencer fragen." hatte meine beste Freundin ihrem Sohn liebevoll erklärt. "Darf ich Aiden halten?" hatte er sich anschließend zögernd an Spencer gewandt, da unser Sohn in dessen Armen lag. "Ich pass auf seinen Kopf auf." hatte Henry versichert als ich ihm half Aiden sicher zu halten, indem ich meine Hände schützend um diesen gelegt hatte. "Wann ist der Kleine bloß so groß geworden?" hatte Penelope theatralisch geseufzt und auf Henry gedeutet. "Zum Glück hast du noch zwei andere Patenkinder, die deutlich jünger sind." hatte Spencer grinsend bemerkt, woraufhin die quierlige Blondine ihn verwirrt anschaute. "Wir wollen dich etwas fragen." hatte ich weiter gemacht und zärtlich über Aiden's Wange gestrichen. "Um genau zu sein dich und Morgan." hatte Spencer mich verbessert, während Penelope uns mit großen Augen anschaute. "Wir wollen euch beide fragen, ob..." "Ja!" hatte die technische Analytikerin mich unterbrochen. "Hey, du Verrückte." hatte Derek sie ermahnt und mir ein Zeichen gegeben, damit ich meine Frage vervollständige. "Wollt ihr die Paten des Kleinen werden?" "Ja!" hatte Penelope euphorisch geantwortet und aufgeregt in die Hände geklatscht, weshalb ich ihr einen strengen Blick zugeworfen hatte. "Ich bin schon leise." hatte sie leise gesagt und mir dies mit einer pantomimischen Geste, die daraus bestand ihren Mund abzuschließen und danach den Schlüssel wegzuwerfen, deutlich gemacht. "Und was sagst du?" hatte ich von Derek wissen wollen, während ich Aiden zurück in Spencer's Arme legte und Henry anschließend half aus dem Bett herauszukommen. "Der Kleine braucht schließlich jemandem, der ihm später mit den Mädels hilft." hatte Derek grinsend entgegnet, was mich mit einem matten Lächeln den Kopf schütteln ließ, ehe ich müde gähnte und mich erschöpft ins Bett legte. "Ich denke, dass das unser Zeichen ist." hatte Dave leise bemerkt, wobei dies die letzten Worte waren, die ich noch mitbekommen hatte, bevor ich glücklich eingeschlafen war. Meine Erinnerung verschwand als sich die Fahrstuhltüren erneut mit einem leisen Zischen öffneten und ich, aus diesem Grund, erleichtert ausatmete. "Dann wollen wir mal." sagte ich lächelnd, während ich den Kinderwagen den Gang entlang schob, bis ich vor einer der schwarzen Türen zum Stehen kam. "Ma-ma." machte Aiden sich mit aufgeregter Stimme bemerkbar und streckte seine Arme nach mir aus, woraufhin ich ihn auf den Arm nahm. "Den sollten wir ohnehin besser hier draußen lassen." murmelte ich mit Blick auf Aiden's großen Kinderwagen, der höchstwahrscheinlich Penelope's ganzes Büro einnehmen würde und welchen ich deshalb so nah wie möglich an die Wand stellte, ehe ich zaghaft gegen die dunkle Tür klopfte. Ich wartete auf eine Antwort, allerdings vergebens. Weswegen ich die Tür kurzerhand öffnete und neugierig meinen Kopf in den kleinen dunklen Raum mit den vielen Dekoelementen steckte. "Wir stören doch nicht etwa, oder?" fragte ich breitgrinsend. Penelope, welche bis dahin vertieft auf einen ihrer vielen Bildschirme gestarrt hatte, drehte sich abrupt um und schrie überglücklich auf als sie Aiden und mich sah. Die Blondine ließ mich gar nicht erst zu Wort kommen, da sie von ihrem Stuhl aufsprang und mich stürmisch umarmte. "Wie lange ist es her, dass wir uns nicht gesehen haben?" fragte sie, wobei ihre Umarmung lockerer wurde. "Zwei Wochen? Vielleicht drei? Aber der Kleine ist schon so groß geworden, es muss mindestens einen Monat her sein." plapperte sie weiter und ließ mich los. "Hol Luft." wies ich Penelope lachend an, woraufhin sie tief Luft holte. "Wie geht es euch?" wollte meine ehemalige Teamkollegin anschließend wissen und deutete auf einen der beiden Schreibtischstühle. "Wir müssen uns noch an die neue Situation gewöhnen." erklärte ich, nachdem ich mich gesetzt hatte. "Wie schwer ist es?" fragte Penelope mitfühlend und nahm mir Aiden ab, der fröhlich gluckste als sie ihn auf ihren Schoß setzte und damit begann den Kleinen sanft auf und ab wippen zu lassen. "Ich schlafe kaum." sagte ich leise. "Nicht allein wegen Aiden." stellte Penelope fest, was mich nicken ließ. "Ich träume zurzeit schlecht." entgegnete ich und versuchte die Bilder der letzten Nächte zu verdrängen. "Kennst du dieses Gefühl, wenn Träume sich nicht länger wie Träume anfühlen?" hakte ich nach, woraufhin Penelope mir ein Kopfnicken schenkte. "Das Gefühl ist stärker geworden, seitdem Spencer mit den anderen in Boston ist." erklärte ich mit gesenkter Stimme. "Kopf hoch meine Hübsche." versuchte Penelope mich aufzubauen und hob mit einer Hand vorsichtig mein Kinn an, während sie Aiden mit der anderen sicher festhielt. Ich bemühte mich um ein Lächeln und hoffte, dass sie mir dieses abnehmen würde. "Wie geht es dem Kleinen?" hakte Penelope nach. "Er vermisst seinen Dad." antwortete ich und zog Aiden's blaues Sweatshirt, das etwas hochgerutscht war als die blonde Analytikerin seine Hände festgehalten und ihn auf seinen Füßen stehen lassen hatte, wieder nach unten. "Das Team müsste demnächst landen." bemerkte Penelope, wobei sie meinen Sohn vorsichtig auf den Boden stellte. Aiden quiekte freudig und versuchte auf seinen kleinen Füßchen zu mir zu tapsen. "Er liebt es, wenn Spencer ihn an seinen Händen hält und er so durch unser Apartment laufen kann." erzählte ich mit strahlenden Augen, während ich mich vor Aiden auf den Boden setzte und ihn behutsam umfasste, sodass Penelope seine Hände ohne Bedenken loslassen konnte. "Lass uns die restliche Zeit im Büro warten." schlug sie vor, woraufhin ich nickend aufstand und meinen Sohn auf den Arm nahm.

Crave you// criminal mindsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt